Dem Kindergarten die "letzte Ehre erwiesen"
Evangelische Einrichtung in der Fenchelstraße weicht Neubau – Zuvor wurde noch einmal in Erinnerungen geschwelgt

Beim Abschiedsfest gab es viele angeregte Gespräche. Foto: Kreutzer
Hirschberg-Leutershausen. (mpt) Es war ein Abschied mit unbekanntem Wiedersehen. Jetzt warfen Erzieher, Eltern und einige Kinder noch einmal einen letzten Blick auf "ihren" Kindergarten. 63 Jahre hat die 1955 erbaute pädagogische Einrichtung in der Fenchelstraße auf dem Buckel. Doch mit dem vollzogenen Umzug in den alten Pavillon der Martin-Stöhr-Grundschule wird auch der Weg frei für den bereits lange angekündigten Abriss und Neubau.
Feuerschalen lodern auf dem Außengelände, es tönt leise Musik im Hintergrund. Was aber überwiegt, sind die Gespräche. Unterhaltungen über den Neustart nur 200 Meter weiter, aber auch Gespräche über alte Zeiten. Viel Kinderlachen schallte jahrzehntelang durch die Flure der alten Gemäuer. Einfach so von dannen ziehen, das kam für die Elternbeiratsvorsitzende Katharina Goss-Mau daher nicht infrage.
"Ich bin selbst in diesen Kindergarten gegangen - und meine Kinder auch. Da hat man natürlich einige Déjà-vus - und wird auch etwas sentimental", verweist sie auf das berühmte lachende und weinende Auge. Um der Einrichtung sozusagen die letzte Ehre zu erweisen, bildeten ein paar Eltern und Erzieher deshalb ein Orga-Team und luden zum "Feierabend"-Bier ein.
Als Kind, als Praktikantin, zweimal als Mutter und sieben Jahre als Erzieherin: Ariane Böhler kann mit Fug und Recht behaupten, dass ihre eigene Biografie eng mit dem evangelischen Kindergarten verwoben ist, dass die pädagogische Einrichtung so etwas wie ihre zweite Heimat ist. Schon immer sei es ihr Wunsch gewesen, im Kiga Fenchelstraße ihre Ausbildung zu absolvieren. "Es ist schon Wehmut dabei, wenn man jetzt die leeren Räume sieht. Aber die baulichen Maßnahmen müssen einfach sein", findet sie.
"Die Wände habe ich selbst mit gestrichen", erinnert sich auch Nicole Nöth beim Anblick des einstigen Gruppenraums der Pusteblume. Von 2006 bis 2013 besuchten ihre Kinder die Einrichtung. Und so war auch sie jeden Tag vor Ort. "Es war einfach eine schöne Zeit", denkt sie gerne an die Kiga-Phase ihrer Kleinsten zurück. Vor allem eine lustige Kasperle-Theater-Inszenierung kommt dem einstigen Mitglied des Elternbeirates bei der Rückschau in den Sinn. Die neunjährige Tochter ist inzwischen längst dem Kindergartenalter entwachsen. Vor vier Jahren hat auch sie zuletzt ihren Kindergarten von innen gesehen. "Es sieht anders aus. Als wäre alles viel kleiner geworden", findet Nelly.
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Mit ihrer gleichaltrigen Freundin Marika schaut sie sich alte Gruppenbilder an. Viele Kinder auf den Fotos sieht sie nach wie vor in der Schule. Andere sind jedoch inzwischen weggezogen. "Schau mal, das Alphabet", entdeckt Marika ein altes Schaubild mit grünen Buchstaben. Eines der wenigen Überbleibsel aus alten Spiel- und Lerntagen. Ob bei der sprichwörtlichen Verpflanzung des Kindergartens nicht auch einige unerwartete Entdeckungen gemacht wurden? Ewig gesuchte und lange verschollene Spielsachen zum Vorschein kamen?
"Eigentlich nicht", überlegt Leiterin Martina Laier. Doch Nicole Nöth fällt noch eine Anekdote ein. "Nelly hat hier mal ihren Zahn verloren. Das war vielleicht ein Drama", verrät sie. Aufgetaucht ist dieser nie. "Den hat natürlich die Zahnfee", sagt die Mutter augenzwinkernd. Der alte Kindergarten, er nimmt mit seinem Abriss eben auch so manches Geheimnis mit.



