Hirschberg

Arztpraxen sind stark ausgelastet

Große Nachfrage nach Grippe-Impfungen - Immer mehr positive Corona-Tests - Schwerpunktpraxis in der Fenchelstraße

13.11.2020 UPDATE: 14.11.2020 06:00 Uhr 3 Minuten
Zum Schutz der Patienten gibt es eine räumliche Trennung: Das Ärztehaus hat seinen Standort in der Leutershausener Fenchelstraße 14 für den normalen Praxisbetrieb geschlossen und dort eine reine Corona-Schwerpunktpraxis eingerichtet. Foto: Dorn

Von Nadine Rettig

Hirschberg. Die kalte Jahreszeit lässt in jedem Jahr die Hausarztpraxen voller werden. Patienten mit Erkältungssymptomen sind an der Tagesordnung. Doch in diesem Jahr, mitten in der Corona-Pandemie, bietet die Saison für Hirschbergs Hausarztpraxen eine wahre logistische Herausforderung. Denn wo früher Menschen mit Erkältungssymptomen gemeinsam im Wartezimmer saßen, gilt es heute, eine möglichst klare Differenzierung zu schaffen.

"Das Wichtigste ist die räumliche Trennung", sagt Michael Melcher, der als Facharzt für Innere Medizin im Ärztehaus tätig ist. Um genau diese räumliche Trennung gewährleisten zu können, habe das Ärztehaus seinen Standort in der Leutershausener Fenchelstraße für den normalen Praxisbetrieb geschlossen und dort eine reine Corona-Schwerpunktpraxis eingerichtet, erklärt Melcher. Jeden Tag werden dort zwischen 8 und 13 Uhr Abstriche vorgenommen.

"Auf diese Weise können Patienten, die aufgrund anderer Krankheitsbilder hierher kommen, mit weniger Angst die Praxis aufsuchen", so der Mediziner. Besonders wichtig sei es, sich mit Fieber und Infekten zunächst immer telefonisch an die Praxis zu wenden und diese nicht zu betreten.

Dies alles bedeutet sowohl einen hohen logistischen Aufwand als auch einen vermehrten Verwaltungsaufwand. Und auch die Testkapazitäten würden immer mehr beansprucht werden. Doch Melcher verzeichnet nicht nur einen erhöhten Anstieg bei den durchgeführten Tests, sondern auch bei positiven Ergebnissen. Im Frühjahr seien es oftmals nur ein bis zwei Fälle gewesen, erinnert er sich zurück. Inzwischen gäbe es vermehrt positive Ergebnisse bei den Abstrichen. Eine deutlich steigende Zahl kann das Ärztehaus Hirschberg auch bei den Grippeimpfungen verzeichnen. "Die Nachfrage dafür ist deutlich höher. Wir haben insgesamt doppelt so viele Impfdosen bestellt wie im letzten Jahr und wir werden auch alle verimpfen", bilanziert Melcher. Dabei sei der Andrang so groß gewesen, dass es zwischenzeitlich für drei Wochen keinen Impfstoff in der Praxis mehr gegeben habe.

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Um Risikogruppen zu schützen, erachtet Melcher eine Impfung gegen Pneumokokken als sinnvoll, um aus einer Grippe die Entstehung einer sogenannten Superinfektion vermeiden zu können. Doch dieser Impfstoff sei nun bereits seit Monaten nicht verfügbar, ärgert sich der Facharzt.

Auch in der Hausarztpraxis von Andreas Mußotter in der Großsachsener Breitgasse lässt sich eine deutlich ansteigende Zahl von Grippeimpfungen verzeichnen. "In vier Wochen hatten wir so viele Impfungen wie sonst im gesamten Winter", lautet seine Bilanz des letzten Monats. Im Kampf gegen die Verbreitung des Corona-Virus sieht auch er, wie Melcher, in den Arztpraxen die räumliche Trennung als wichtigstes Mittel. "Das Wichtigste ist es, trotz der Vielseitigkeit der Symptome richtig zu selektieren", erklärt er.

Auch in seiner Arztpraxis wird aufgrund der steigenden Nachfrage nach Tests nur noch bei Kontakt zu einer infizierten Person und bei Krankheitssymptomen getestet. Und wie auch Melcher kann er eine steigende Zahl positiver Abstriche beobachten. Bis im Sommer habe es in seiner Praxis keinen Fall gegeben, nun seien es jede Woche ein paar positive Testergebnisse. "Bei Erkältungssymptomen ist es erst einmal wichtig, telefonisch Kontakt aufzunehmen und nicht direkt in die Praxis zu kommen", appelliert auch Mußotter. Die Abstriche würden auch nicht in der Praxis, sondern draußen vorgenommen werden. Und die aktuelle Situation bedeutet nicht nur für ihn, sondern auch für sein gesamtes Team eine Herausforderung. "Mein Team macht wirklich einen tollen Job", lobt er seine engagierten Mitarbeiter.

Doch es sind nicht nur für die normalen Hausarztpraxen ungewöhnliche Zeiten. Auch in der Kinderarztpraxis des Ärztehauses im Großsachsener Riedweg sind die Auswirkungen der Pandemie spürbar. "Eindeutig kommen mehr Patienten, und teilweise sind wir auch am Limit, das zu steuern", berichtet Kinderärztin Ute Cerny-Willersinn. Denn schließlich gelte es, auch die Mitarbeiter der Praxis zu schützen, was immer mehr ein ausgefeiltes Hygienekonzept erfordere. Deshalb verfolge man strenge Richtlinien, wer wann kommen könne und teile die Sprechstunde nach Symptomen ein.

Auch sie appelliert daran, unbedingt vorher telefonisch einen Termin zu vereinbaren. Zudem dürfe nur eine Begleitperson mit dem Kind in die Praxis kommen. "Aber zum Glück haben wir nur ganz wenig erkrankte Kinder. Meist sind es negative Befunde", so Cerny-Willersinn. Und die Fälle ließen sich auf positive Abstriche bei engen Familienmitgliedern zurückführen.

Zudem seien zumeist nur sehr milde Verläufe zu beobachten. "Genau diese Beobachtungen bestätigen uns darin, dass Schulen und Kitas unbedingt geöffnet bleiben müssen und es wichtig ist, die Kinder nicht wegzusperren", lautet die klare Aussage der Kinderärztin.

Dennoch biete sich aufgrund der großen Nachfrage der Eltern "logistisch ein täglicher Kampf". Wie in den normalen Hausarztpraxen werden auch in der Kinderarztpraxis die Patienten bei Symptomen oder Kontakten auf Corona getestet. Kleinere Kinder würden dabei direkt in der Praxis getestet, während größere Patienten bei der Schwerpunktpraxis des Ärztehauses getestet würden.

Doch egal ob Kinder- oder Hausarzt, der Appell ist bei jeder Praxis doch der gleiche: Bei Symptomen zuerst telefonisch mit der Praxis Kontakt aufnehmen, um so die anderen Patienten zu schützen.

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