HeidelbergCement

Leimener Zementwerks-Mitarbeiter von Stilllegung "hart getroffen"

Am Tag nach der Nachricht über Abbau von 90 Stellen bei Heidelberg Cement. Die RNZ besuchte die Werkswohnungssiedlung.

16.09.2020 UPDATE: 17.09.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Gerhard Beck ist einer der Werksmitarbeiter, die bis 2023 wohl eine Ruhestandsregelung angeboten bekommen. Foto: luw

Leimen. (luw) Noch sind die Brennöfen aktiv, in der Zementwerkstraße ist das gewohnte Brummen aus der Fabrik nebenan auch am Tag danach zu hören: Am Dienstag hatte Heidelberg Cement bekannt gegeben, dass die Klinkerproduktion im Leimener Stammwerk bis 2023 eingestellt wird; rund 90 der 120 Mitarbeiter müssen bis dahin gehen. Wie kam die Nachricht bei den Betroffenen an? Die RNZ hat die Siedlung mit Werkswohnungen besucht, in denen teilweise noch Beschäftigte des Baustoffkonzerns als Mieter wohnen.

"Ich bin gelernter Betriebsmaurer und werde bald ja nicht mehr gebraucht", bedauert Gerhard Beck. Der 59-Jährige arbeitet hier seit 1991, seitdem wohnt er mit seiner Ehefrau in einer der Werkswohnungen. "Das trifft einen schon hart", sagt er über die Neuigkeit, von der auch die meisten Heidelberg-Cement-Mitarbeiter erst am Dienstag in einer Betriebsversammlung erfuhren. "Das ist für mich nicht nachvollziehbar, wir sind doch hier das Stammwerk", findet Beck. Mit einer derartigen Stilllegung hätte er eher in einem der vielen Werke andernorts gerechnet. "Aber seit Jahresbeginn gibt es einen neuen Vorstand, und der denkt wohl anders."

Hintergrund

Verein kämpft um Seilbahn

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Verein kämpft um Seilbahn

"Das prominenteste Kulturdenkmal der Gemeinde Nußloch stets zu würdigen und zu erhalten" – dies haben sich die Materialseilbahnfreunde Nußloch zum Ziel gesetzt. Und dieses Ziel sehen die Verantwortlichen des 2017 gegründeten Vereins nach der Meldung von HeidelbergCement zum baldigen Aus der Klinkerproduktion im Nußlocher Steinbruch und Leimener Zementwerks gefährdet. Eben jene beiden Orte verbindet die 5,4 Kilometer lange Lorenbahn. "Die harte Aussage, ,die Materialseilbahn werde nicht mehr benötigt’, ist ein Schlag ins Gesicht", schreibt der Verein in einer Stellungnahme. Die Seilbahn sei ein Kulturgut und gehöre zum Nußlocher Ortsbild wie der Mondspritzerbrunnen, der nach Angaben des Vereins entgegen dem Wunsch der Nußlocher vom Lindenplatz in den Park verlegt wurde. "Ein ähnliches Schicksal für die Seilbahn werden wir nicht ohne Widerspruch akzeptieren", heißt es in der Mitteilung. Der Verein werde auf die Verantwortlichen in Rathaus, Gemeinderat und HeidelbergCement zugehen. bmi

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Doch Zukunftsängste habe er nicht, betont Beck. Nach seiner Erwartung gehört er zu den Mitarbeitern, denen die Firma bald anbieten könnte, in den Vorruhestand zu gehen. "Das werde ich aber ablehnen", ist der 59-Jährige entschlossen. "Ich will hier bis zur Rente mit 63 arbeiten und hoffe auf eine gescheite Abfindung." Dass er und seine Frau danach ihre Wohnung räumen müssen, glaubt er indes nicht. Eine Sprecherin von Heidelberg Cement erklärt am Mittwoch auf Anfrage, dass sie "zum Thema Werkswohnungen zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen" könne.

Sein Arbeits- und Privatleben sei bereits seit drei Jahren nicht mehr dasselbe wie zuvor, erzählt Beck: "Ich hatte mir bei einem Arbeitsunfall das Rückgrat gebrochen." Damals sei er zwischen einem Geländer und einem beweglichen Teil eingeklemmt worden. Seither habe er einen Behinderungsgrad von 50, müsse im Werk "nur noch präsent sein". Viele Arbeiten könne er nicht mehr erledigen.

Vor einer anderen Wohnung in der Zementwerkstraße ist am Mittwochmittag ein wesentlich jüngerer Mitarbeiter anzutreffen. Er will aber nicht mit der RNZ reden und sagt nur, dass er noch nicht wisse, wie es für ihn weitergeht. Ein älteres Ehepaar wiederum wusste noch gar nichts vom angekündigten Stellenabbau. Beide sind im Ruhestand. Sie erzählen, dass sie vor 30 Jahren aus der DDR hierhergekommen seien und von Heidelberg Cement "sofort Arbeit und eine Wohnung" bekommen hätten. "Wir sind dem Zementwerk sehr dankbar", sagen sie.

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