Handwerker geben Gas

Stadt Weinheim treibt ihre Sanierungs- und Bauvorhaben voran

Sie hat die Architekten und Planer für die Corona-Gefahr sensibilisiert: "Zuallererst sind die Firmen verantwortlich"

02.04.2020 UPDATE: 03.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Ein prominentes Sanierungsprojekt ist derzeit der Südflügel des Weinheimer Schlosses. Die Arbeiter haben ein Geschoss entkernt. Foto: Dorn

Von Philipp Weber

Weinheim. Man sieht und hört es: Trotz Coronakrise treibt die Stadt ihre Bauprojekte voran. Ob die Bauarbeiten am Weststadt-Schulzentrum oder die Sanierung des Rathauses im Schloss: Die Handwerker geben Gas. Wo sie noch nicht Hand anlegen, laufen die Vorbereitungen: etwa für die Sanierung der Wohnblocks in der Mannheimer Straße. Das hat die Stadt zuletzt mitgeteilt, wenngleich Pressesprecher Roland Kern einschränkt, dass die Lage weniger stabil ist, als es wirkt. Denn bei einem möglichen positiven Corona-Fall in einer Baufirma würde deren Bauleistung schnell sinken. "Davon bleiben wir im Moment verschont." Weiter gearbeitet werde, weil es sich um wichtige Infrastrukturmaßnahmen handelt und das Ganze zur Stabilisierung der Bauwirtschaft beiträgt.

Die RNZ hakte nach. Schließlich machen die Gefahren des Coronavirus nicht vor Baustellen halt. Zumal die zuständigen Verbände, aber auch das Wirtschaftsministerium wieder und wieder darauf hinweisen: So sollen vor Ort Gesundheits- und Sicherheitskoordinatoren darauf achten, dass die Arbeiten sicher vonstatten gehen. Wo es möglich ist, müssen die Arbeiter eineinhalb Meter Abstand voneinander halten. Waschgelegenheiten sind ebenso Pflicht wie Pausen-Plätze, deren Oberflächen leicht zu reinigen sind. Außerdem sollten die Arbeiter bei der Anfahrt nicht dicht aneinander gedrängt im Lieferwagen sitzen, um nur einige der Spielregeln zu nennen.

"Die Handlungsempfehlungen der Dachverbände und der Berufsgenossenschaft sind von den Firmen zu berücksichtigen", teilt die Stadt mit. In größeren Firmen gebe es generell Mitarbeiter, die für die Sicherheit auf Baustellen zuständig sind. Grundsätzlich gelte aber, dass Ansammlungen von Menschen von den Verboten der Coronaverordnung ausgenommen sind, "wenn dies zur Aufrechterhaltung des Arbeits- und Dienstbetriebs erforderlich ist". Dienstleister, Handwerker und Werkstätten könnten in der Regel ihrer Tätigkeit nachgehen, in vollem Umfang. "Für die Gesundheit der Mitarbeiter sind zuallererst die Firmen als Arbeitgeber verantwortlich", heißt es in der Stellungnahme der Stadt. "Die Unternehmer sind verpflichtet, die behördlichen Vorschriften und Anordnungen umzusetzen."

Auf größeren Baustellen, wo dies gesetzlich vorgeschrieben ist, beauftrage die Stadt stets einen "SiGeKo": einen Sicherheits- und Gesundheitsschutz-Koordinator. Die entsprechenden Aufträge habe die Stadt an mehrere Büros vergeben. "Diese Kräfte geben – je nach Anforderungen der Baustelle – konkrete, weitergehende Handlungsanweisungen." Die Stadt habe als Bauherrin auch die beauftragten Planer und Architekten sensibilisiert. So könne die Bauleitung die vor Ort tätigen Firmen unterweisen. Waschbecken, Baustellentoiletten und andere Vorrichtungen für die Arbeiter seien vorhanden, die Arbeitsstättenvorschriften würden eingehalten.

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An folgenden Hochbaumaßnahmen wird derzeit geschafft:

> Weststadt-Schulzentrum: Das Richtfest hätte stattfinden können – die Arbeiten waren weit genug. Aber das Virus verhinderte das Fest. Ansonsten liegt Weinheims größte Baustelle im Plan. Hier tätigt die Stadt die größte Bildungsinvestition seit Einrichtung des Dietrich-Bonhoeffer-Schulverbunds. Der Rohbau ist fast abgeschlossen, die Turnhalle bis zur Decke fertig. Ausschreibungen für weitere Gewerke sind in Arbeit. Im Moment gehen die Verantwortlichen davon aus, dass der Bau im Sommer 2021 fertig ist, also pünktlich zum Schuljahr 2021/22.

> Hans-Joachim-Gelberg-Schule: In den vergangenen beiden Jahren wurde die Schule vergrößert. Die Sanierung des Altbestands läuft nun. Bis spätestens nach den Herbstferien soll alles fertig sein. Die Kosten sollen etwa 950.000 Euro betragen.

> Blauer Hut: Der Turm ist eingerüstet. Fachmännisch saniert werden das Natursteinmauerwerk, der Dachstuhl, das Dach und die Tür. Die Kosten betragen rund 385.000 Euro, die Stadt erwartet aber 46.000 von der Deutschen Stiftung Denkmal und weitere 45.000 Euro vom Land.

> Rathaus im Schloss: Sanierungs- und Ausbauarbeiten laufen, im Südtrakt wurde das zweite Geschoss entkernt, jetzt folgen unter anderem Dämmarbeiten. Die Elektro- und Sanitärtechnik wird erneuert, dabei werden auch die Toiletten im ersten Stock saniert. Parallel dazu sind die Arbeiten am Dach am Anlaufen. Fertig werden soll das Ganze noch 2020.

> Wohnblock Mannheimer Straße Eigenen Angaben zufolge kommt die Stadt bei der Entmietung voran. Die Planung ist soweit, dass der Bauantrag eingereicht werden konnte. Mit einer Genehmigung bis Juni oder Juli wird gerechnet, die Handwerker sollen im Herbst anrücken. Auch hier werden Förderanträge gestellt.

> Weitere Projekte: Der Hauptfriedhof bekommt neue Gebäude, Planung und Ausschreibung laufen. Baubeginn ist im Sommer. Außerdem lässt die Stadt ihre Wohnungen im "Stahlbad" und in der Kolpingstraße sanieren. Ziel ist, den Wohnraum zu sozial fairen Konditionen zu vermieten. In Vorbereitung ist auch die Dachsanierung der Sporthalle am Werner-Heisenberg-Gymnasium. Die Stadt will in den Pfingstferien loslegen und schätzt die Sanierungskosten auf rund 250.000 Euro.

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