Großsachsen

Ortsumgehung ist noch nicht gestorben

"Auch ich habe meine Sichtweise geändert": Bürgermeister Gänshirt äußert sich zu dem Projekt. Gemeinderäte sollen über weiteres Vorgehen entscheiden.

10.08.2022 UPDATE: 10.08.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Dies wäre ein möglicher Verlauf einer Randentlastungsstraße in Großsachsen. Plan: Willaredt Ingenieure

Von Annette Steininger

Hirschberg-Großsachsen. Seit Jahrzehnten redet man in Hirschberg beziehungsweise in Großsachsen über die Ortsrandstraße oder auch Ortsumgehung, seit Neuestem nun Randentlastungsstraße genannt. Eine mögliche Straße westlich der B3 könnte die Ortsdurchfahrt entlasten, würde aber die Gemeinde auch eine Stange Geld kosten. Die aktuelle Kostenschätzung geht von neun Millionen Euro aus, eventuell förderfähig wären 50 Prozent der Bruttokosten, weshalb die Kommune wohl deutlich mehr als fünf Millionen Euro selbst tragen müsste.

Darin noch nicht einberechnet sind weitere Gutachten, Bauleitpläne, aber auch der erforderliche Grunderwerb. Hier hat sich die Gemeinde nun nach einem Beschluss des Gemeinderats auf den Weg gemacht, um mit den Eigentümern, die an einem Verkauf interessiert wären, zu sprechen. Dies auch unabhängig von einer Realisierung der Straße. Die Mehrheit der Teilnehmer einer Umfrage hatte aber erklärt, sich nicht von ihren Flächen trennen zu wollen.

Im Ort munkelt man nun, dass das Projekt damit ohnehin gestorben sei. "Nein, das kann man so nicht sagen", betonte Bürgermeister Ralf Gänshirt. Er gab zum einen zu bedenken, dass die Resonanz auf die Umfrage ja "nicht überwältigend" gewesen sei. Sprich, was die anderen Eigentümer wollen, ist unklar. Und zum anderen sei bei einem solchen Projekt in dieser Größenordnung und mit überregionaler Bedeutung durchaus ein Eingriff in Eigentum denkbar. Gänshirt wollte nicht den Begriff "Enteignung" in den Mund nehmen, sondern sprach vielmehr von einer möglichen "Bodenneuordnung".

Doch entschieden ist hier noch nichts. Die RNZ wollte vom Bürgermeister auch wissen, wie er persönlich inzwischen zu einer möglichen Randentlastungsstraße steht. "Ich habe von vielen Bürgern gehört, dass ein Umdenken stattgefunden hat, auch ich habe meine Sichtweise geändert", sagte Gänshirt. Wie genau, wollte er nicht sagen, auch um dem Gemeinderat, der letztlich über das weitere Vorgehen entscheiden muss, nicht vorwegzugreifen. Aber der Bürgermeister führte Gründe für die veränderte Sichtweise an. So ist inzwischen klar, dass zahlreiche vorbereitende Untersuchungen erforderlich wären, die "viel, viel Geld" kosten würden.

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Und nach wie vor liegt es Gänshirt am Herzen, die Sanierung der kommunalen Gebäude weiter voranzutreiben. Hinzu kommt, dass sich das Mobilitätsverhalten der Menschen geändert habe. Der passionierte Radfahrer hat beobachtet, dass ihm inzwischen viele Menschen auf den Radwegen begegnen, während er früher oft allein unterwegs war. Zudem würden nun viele E-Bikes nutzen. Gänshirt könnte sich auch gut vorstellen, kleinere Maßnahmen anzugehen, um die Verkehrssituation in Großsachsen weiter zu entschärfen. So habe sich ja der Kreis aufgemacht hinsichtlich eines Radweges von den Odenwald-Dörfern nach Großsachsen, was zu einem Umstieg vom Rad aufs Auto führen und damit den Verkehr der Pendler, die in Hirschberg in Straßenbahn oder Zug umsteigen, entlasten könnte. Dann wären mehr Radabstellmöglichkeiten denkbar. Der Bürgermeister hält es auch für sinnvoll, den Öffentlichen Personennahverkehr weiter zu stärken. Auch die von ihm schon im Wahlkampf kommunizierte Idee einer Pförtner-Ampel im Osten von Großsachsen (zur Blockabfertigung), um die Ortsdurchfahrt zu entlasten, hat Gänshirt noch im Blick.

Und wie geht es nun weiter mit der Entscheidung über eine Randentlastungsstraße? "Die Fraktionen wollten das nicht alleine entscheiden", hatte der Bürgermeister so vernommen. Sie würden sich erst noch innerhalb der Parteien umhören und mit Bürgern sprechen wollen. In den jüngsten Gemeinderatssitzungen hatten aber auch gleich mehrere Mitglieder deutlich gemacht, dass sie bald eine Entscheidung herbeiführen wollen.

Ob es vielleicht eine Bürgerbefragung, oder gar einen Bürgerentscheid geben wird, ist laut Gänshirt noch alles offen. Letztlich könnte der Wunsch nach einem Bürgerentscheid ja auch aus der Bevölkerung heraus kommen, wie schon in der Vergangenheit passiert.

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