Früher essen in Hessen - Neckarsteinach machte schon auf
Strenge Auflagen für Gastronomen - Lokale in Baden-Württemberg dürfen erst ab dem heutigen Montag öffnen

Von Christoph Moll
Neckarsteinach. Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad machten am Wochenende Lust auf einen Besuch im Biergarten. Während Gaststätten in Baden-Württemberg erst am heutigen Montag unter strengen Corona-Auflagen wieder öffnen dürfen, war dies in Hessen schon seit Freitag möglich – dem Föderalismus sei Dank. Und so öffneten nicht alle, aber mehrere Gastronomen an der Landesgrenze im hessischen Neckarsteinach wieder.
Haissam Jaber war einer von ihnen. "Nach acht Wochen war es allerhöchste Eisenbahn", sagt der Inhaber des "Jaber’s" am Nibelungengarten. "Wir müssen im Sommer Geld verdienen, um den Winter zu überleben." Das Abholangebot sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Das "Jaber’s" lebt vor allem von seinem Biergarten. "Es macht riesig Spaß, wieder Gäste zu haben", erzählt Jaber, der am Wochenende auf einen "Vorteil gegenüber Neckargemünd" hoffte. Dort mussten die Lokale geschlossen bleiben.
Der große Ansturm sei allerdings ausgeblieben: "Es war weniger los als an einem normalen Wochenende", so Jaber. Das lag auch daran, dass der Gastronom nur noch acht statt 16 Tische anbieten darf, um die Abstandsregeln einzuhalten. Zu den strengen Auflagen gehört auch, dass Speisekarten, Tische und Stühle nach jedem Besuch desinfiziert werden müssen. Salz- und Pfefferstreuer sind zum Beispiel tabu. Für das Personal gilt Maskenpflicht. Gäste müssen sich zudem mit Kontaktdaten in eine Liste eintragen für den Fall, dass ein Gast später positiv auf Corona getestet wird. "Das hört sich schlimmer an, als es ist", meint Jaber. "Die meisten Gäste sind dankbar und halten sich an alles – nur manche sind genervt, machen aber dann doch mit." Ebenso bereits geöffnet hatten der Schwanengarten und das Geopark-Café.
Kevin Zantopp vom Restaurant "Zum Schiff" entschied sich – ebenso wie Ioannis Papadopoulos vom "Restaurant Sokrates" – gegen eine Öffnung. Der Chef der lokalen Wirtevereinigung will erst einmal weiter das gut funktionierende Abholangebot anbieten. "Wir sehen die Lockerungen kritisch und glauben, dass diese zu früh kommen", betont Zantopp. "Für uns steht die Sicherheit an erster Stelle." Bei einer Ansteckung des Personals müsse das Restaurant wohl wochenlang geschlossen bleiben. "Dann haben wir ein Problem", sagt der Küchenmeister. "Wir warten lieber noch etwas ab und sind auf der sicheren Seite."
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Viele Stammgäste hätten schon deutlich gemacht, dass sie unter diesen Umständen nicht kommen. Ohnehin wäre das Erlebnis eines Restaurantbesuchs durch die Sicherheitsmaßnahmen beeinträchtigt, meint Zantopp: "Das Flair eines guten Restaurants geht flöten." Sogar Tischdekoration sei nicht erlaubt. In einem Biergarten sei diese nicht so wichtig. Zantopp will nun alles vorbereiten, um vielleicht an Pfingsten das Restaurant zu öffnen – vielleicht auch nur die Terrasse.
Das Ordnungsamt hat am Wochenende übrigens den Lokalen einen Besuch abgestattet. "Es war sehr positiv, alle Gastronomen haben sich sehr viel Mühe gegeben", berichtet Sven Schmitt von der Stadtverwaltung. Hier und da habe man noch einige Hinweise geben müssen.



