"Es geht hier um Kinderleben"
Mit über Tempo 30 durch Spielstraße: Viele Autofahrer nutzen Schleichwege statt Umleitung der gesperrten Ortsdurchfahrt.

Von Agnieszka Dorn
Gaiberg. Seit gerade einmal drei Tagen ist die Ortsdurchfahrt voll gesperrt – und schon spitzt sich die Situation zu: "Die Autos fahren zu schnell. Sie weichen auf den Gehweg aus", "Unsere Kinder können über ein Jahr nicht mehr vor der Haustür spielen, ohne der Gefahr ausgesetzt zu werden, von zu schnell fahrenden Autos angefahren zu werden" oder "Ich habe das Gefühl, dass kaum jemand die Umleitung in Kauf nimmt" machen Anwohner ihren Sorgen im Sozialen Netzwerk Facebook Luft. Die Polizei war am Mittwoch vor Ort, um die Lage einzuschätzen und Präsenz zu zeigen. Auch die RNZ machte sich ein Bild.
Statt der weitläufigen Umleitung nutzen einige Autofahrer "Schleichwege" durch den Ort. Das Gefährliche: Fast niemand hält sich ans Tempolimit – das betrifft mehrere Straßen wie die Blumen- und Panoramastraße mit dem neu eröffneten Spielplatz, und vor allem die Spielstraße "Krautäcker". Statt Schrittgeschwindigkeit fahren die Autos hier weit schneller als 30 Kilometer pro Stunde.

Mülltonnen und halbseitige Absperrungen sollen die Autofahrer bremsen. Foto: privat
"In dieser Straße wohnen um die 50 Kinder, eine Katze ist am ersten Tag der Sperrung bereits überfahren worden", sagt Rainer Ellering, der sich im Namen etlicher Gaiberger an Straßenverkehrsamt des Landratsamtes, Polizeiposten Meckesheim, RNZ und Gemeinde wandte. Besagte Straße wird von Autos genutzt, die von der Landesstraße L600 aus Richtung Bammental und Lingental kommen. Auch eine Autofahrerin mit leerem Kindersitz im Wagen raste am Mittwoch vorbei. "Wir sind über die Rücksichtslosigkeit entsetzt", sagt Ellering. "Es ist eine Spielstraße, es geht hier um Kinderleben!"
Die Anwohner haben nun selbstgestaltete Schilder mit der Beschriftung "Achtung Kinder!", oder "Spielende Kinder!" aufgestellt – zu beachten scheint sie niemand. Zudem stehen Mülltonnen als Hindernisse an einigen Stellen. "Es gibt Autofahrer, die hier ungebremst entlang fahren", sagt eine Anwohnerin. Wenn das erste Kind angefahren werde, sei es zu spät.
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Um die Situation zu entschärfen, hat die Gemeinde die Verkehrspolizei hinzugezogen – etliche Autofahrer mussten so am Ortseingang den Rückweg antreten. "Wir haben als Gemeinde leider nicht die Befugnis, die Autos zu kontrollieren", sagt Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel. "Selbst der Ordnungsdienst darf nur den ruhenden Verkehr überwachen."
Am Mittwochvormittag wurde aber auch die Gemeinde noch tätig: Sie reagierte mit dem Aufstellen von insgesamt sechs halbseitigen Absperrungen auf die Verkehrssituation. Hauptamtsleiter Alexander Wenning erklärte gegenüber der RNZ, dass damit die Verkehrsteilnehmer in den Straßen Krautäcker und Blumenstraße "sensibilisiert" werden sollen. Die Absperrungen, die den Verkehr bremsen sollen, habe er "sehr zur Begeisterung der Eltern" gemeinsam mit Bauhofleiter Thomas Stocker aufgestellt.



