Angsträume und Stolperfallen gesucht
Der Check von Fußwegen in Ladenburg geht in nächste Runde. 60 Bürger kamen zum Stadtrundgang.

Von Axel Sturm
Ladenburg. Mit dem Fußverkehr-Wege-Check in Ladenburg geht es gut voran. Nach der theoretischen Auftaktveranstaltung in der vergangenen Woche erfolgte nun der erste von zwei praktischen Rundgängen. 50 Kommunen in Baden-Württemberg hatten sich für das Förderprogramm des Landes beworben, und Ladenburg erhielt als eine von 15 im Lande und als einzige Stadt im Rhein-Neckar-Kreis eine Förderzusage.

Jule Engelmann von Verkehrsbüro Planersocietät sprach am Donnerstag vor rund 60 Bürgerinnen und Bürgern beim praktischen Teil und war begeistert. "So viele Themeninteressierte habe ich noch in keiner Kommune begrüßen können", sagte sie und dankte für die Unterstützung von Anna Struve, die in der Stadtverwaltung für das Verkehrswesen zuständig ist. Auch Bürgermeister Stefan Schmutz war mehr als zufrieden mit der Resonanz der Bürgerbeteiligungsaktion. Dabei waren auch Gemeinderäte aus den Fraktionen der Grünen, SPD und FDP. "Es gibt viel zu tun. Es hapert an vielen Stellen in unserer Stadt", sagte Schmutz während des Rundgangs zur RNZ. "Ich bin jedenfalls froh, dass uns der Blick aus einer solch sensiblen Perspektive geschenkt wurde."
Dass der Weg zu Fuß durch die Altstadt mit Hindernissen verbunden ist, machte der Rundgang mehr als deutlich. Engelmann fragte nach der Bewältigung von kleinen Teilstücken immer wieder die erlebten Schwachstellen ab. Vom Domhofplatz im Bereich der Ecke Neugasse mit einem E-Rollstuhl wieder auf die Hauptstraße zu fahren, ist zum Beispiel kaum möglich. Immer wieder stellen sich Autofahrer dort auf den Gehweg, sodass die Mutter mit ihrem Doppel-Kinderwagen, aber auch die teilnehmenden Rollstuhlfahrer an dieser Ecke vor einem unüberwindbaren Hindernis standen.
"Das Verhalten einiger Autofahrer ist teilweise unverschämt", ärgerte sich Altstadtrat Hermann Gärtner, der seit einigen Jahren auf den Rollstuhl angewiesen ist. Auch die Ex-Vorsitzende des Garango-Vereins, Gaby Ensink, ist nach ihrer Krankheit nicht mehr gut zu Fuß. "Ich ärgere mich über die weit aus dem Straßenpflaster herausstehenden Katzenaugen, die die Parkplätze markieren. Das sind ganz gefährliche Stolperfallen", meinte sie. Engelmann notierte alle Anregungen, und auch die Behinderten-Beauftragte des Rhein-Neckar-Kreises, Silke Ssymank, verfolgte die Anliegen der Teilnehmer mit Interesse. "Natürlich wünscht man sich als Verantwortungsträger, dass alle Verkehrsteilnehmer respektvoll miteinander umgehen und Rücksicht auf die schwächsten Beteiligten genommen wird", sagte Ssymank, die aber auch weiß, dass es in der Realität oft anders aussieht.
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Immer wieder gibt es am Neckardamm auf dem Weg von der Bury-Skulptur zur Neckarbrücke Konflikte. Viel zu schmal sei der Weg, Fußgänger und Radfahrer gemeinsam nutzen, findet Ensink. Idealerweise sollte ein Gehweg 2,50 Meter breit sein, informierte Engelmann, 90 Zentimeter sei die Mindestbreite, damit Rollstuhlfahrer keine Probleme bekommen. Auch in Ladenburg gehe es manchmal "um wenige Zentimeter, die fehlen, damit Menschen mit Kinderwagen oder Rollator sich komfortabel fortbewegen können".
Als Brennpunkt stellte sich auch der Bereich vor dem Einkaufszentrum heraus. An der Einmündung Wallstadter Straße/Schwarzkreuzstraße endet der Fahrradweg und mündet in den platzähnlichen Bereich, den Radfahrer und Fußgänger gemeinsam nutzen. Stadtbaumeister Rehmsmeier ergänzte, dass die Verwaltung mit der Verkehrsführung nicht zufrieden ist. Das Landratsamt als zuständige Behörde für die betroffene Kreisstraße habe den Änderungswünschen aber eine Absage erteilt.
Am Bahnhofplatz, der nach dem Verkauf des alten Bahnhofgebäudes teilweise in Privatbesitz ist, ging es um Angsträume. Der Platz müsste dringend zeitgemäß umgestaltet werden, meinte Grünen-Rätin Jenny Zimmermann. Auch ihr Fraktionskollege Marius Steigerwald war beeindruckt. Er setzte sich nämlich eine "Verdunklungsbrille" beim Rundgang auf, um die Situation eines sehbehinderten Menschen nachzuempfinden. "Das ist brutal. So viele Stolperfallen werden nicht erkannt", meinte Steigerwald.
Apropos Stolperfallen: Viel Kritik gab es wegen des Zustandes der Wormser Straße. Dort wurde zwar das alte Straßenpflaster neu verlegt – aber die Stolperfallen blieben. Dass es auch anders geht, zeigt die Erneuerung des Pflasterbelags der Kirchenstraße, der für mobilitätseingeschränkte Menschen kein Problem ist.
Info: Einen zweiten Rundgang gibt es am Dienstag, 18. Oktober. Los geht es um 16 Uhr auf dem Domhofplatz.