St. Leon-Rots Entwicklung hat "enge Grenzen"
Bürgermeister Alexander Eger und Bauamtsleiter Werner Kleiber erläutern den Flächennutzungsplan. Das Ziel ist mehr Wohnraum.

Von Sebastian Lerche
St. Leon-Rot. "Wir müssen und wollen handeln": Neuen Wohnraum hat Bürgermeister Alexander Eger bei der Einbringung des diesjährigen Haushaltsplans zum Herzensanliegen erklärt. Er hatte auf die hohe Nachfrage verwiesen und angekündigt, dem Gemeinderat zeitnah Konzepte für künftige Bauflächen vorzulegen.
Natürlich will Eger dem Gemeinderat nicht vorgreifen, im Gespräch mit der RNZ hat er gemeinsam mit Bauamtsleiter Werner Kleiber einen Überblick gegeben, was überhaupt möglich ist. Dabei verwiesen beide auf diverse Zwänge, denen die Gemeinde unterliegt, und auf teils widerstreitende Interessenlagen.
Zuvor aber war es dem Bürgermeister wichtig zu betonen, dass man die Innenverdichtung nicht vernachlässigt hat. So laufen die Landessanierungsprogramme in den Ortskernen von St. Leon und Rot hervorragend, nicht nur wird ältere Bausubstanz erneuert, teilweise wird sie besser oder überhaupt erst fürs Wohnen nutzbar gemacht. Laut Kleiber hört man vom Regierungspräsidium regelmäßig "wohlwollende Worte".
Was die brachliegenden Grundstücke angeht, ist die Gemeinde gegen eine Wand gelaufen. 2017, in einem enormen Kraftakt des Bauamts, wurden die 450 Besitzer von 170 freien Flächen in den letzten Neubaugebieten und 130 Brachen innerorts ermittelt – 12,5 Hektar bebaubares Land, so Kleiber, und daran hat sich seither wenig geändert. Die Eigentümer halten die Grundstücke für Kinder und Enkel vor oder planen aus anderen Gründen weder Verkauf noch Bebauung.
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Inzwischen gibt es die Regelung, dass gebaut werden muss, spätestens drei Jahre nach Kauf muss wenigstens ein Bauantrag gestellt sein. Das gilt aber erstens nur für die neusten Flächen, rückwirkend ist ein Bauzwang nicht möglich; und zweitens kann die Gemeinde das nur durchsetzen, wenn sie Verkäuferin des Grundstücks ist. Werden Flächen in Privatbesitz mittels Umlegung neu angeordnet und gestaltet, schwindet der Einfluss der Gemeinde.
So sieht es auch bei den noch entwickelbaren Wohnbau- und Mischgebietsflächen mit zusammen gut 15 Hektar aus, die im Flächennutzungsplan verzeichnet sind. Die Gemeinde besitzt dort kaum Grundstücke, ist also vom Entgegenkommen der Eigentümer abhängig.
15 Hektar wirken wenig, doch ist jedes Neubaugebiet "ein Eingriff in die Natur", wie Eger darlegte. Daher ist man angehalten, zurückhaltend vorzugehen. Das ist auch der Hauptgrund, warum die Gemeinde nicht nach Belieben wachsen kann: Die Regionalplanung der Metropolregion Rhein-Neckar setzt St. Leon-Rots Vorhaben "enge Grenzen", hat größere regionale Grünzüge, Grünzonen und Vorrangflächen für Wald oder Landwirtschaft auf der Gemarkung festgelegt.
Für St. Leon sieht der Plan folgende künftige Flächen vor: "Nesselsgrund" am westlichen Ortsrand mit 6,2 Hektar, gedacht für Wohnraum; "Lerchenbühl" an der Reilinger Straße, wo auf 2,6 Hektar nicht störende Handwerksbetriebe angesiedelt und auf 0,2 Hektar Wohneinheiten angelegt werden sollen; "Franziskusstraße", mit 0,4 Hektar eine "sinnvolle Arrondierung".
In Rot gibt es laut Plan: das "62te Gewann am nördlichen Ortsrand nahe dem Elektromarkt, ein Hektar groß; die unweit gelegenen Mischgebiete "Industriestraße" (3,1 Hektar) und "Grimmstraße" (0,9 Hektar); die Wohnbaufläche "Friedhofstraße" (0,4 Hektar) sowie die Wohnbaufläche "31tes Gewann" (0,8 Hektar) und die benachbarte Mischbaufläche "Bahnhofstraße" (0,3 Hektar) als städtebauliche Arrondierungen.
Gut voran geht es mit dem Wohngebiet "Oberfeld" in Rot, für das eine Hochspannungsleitung weg vom Ortsrand verlagert wurde. Auf 2,2 Hektar sind 44 Grundstücke für 22 Einzelhäuser, 18 Doppelhaushälften und mehrgeschossige Wohnblöcke vorgesehen. Diese "gute Mischung" ist für den Bürgermeister auch eine denkbare Vorlage für neue Wohnbauflächen. Welche genau als nächstes angegangen werden und wie sie dann aussehen sollen, obliege dem Gemeinderat, betonte er.
Unter den Mitgliedern gibt es, das machten vergangene Sitzungen deutlich, unterschiedliche Vorstellungen: von günstigem Wohnraum in Wohnblöcken, aber auch von zur Gemeinde passender, nicht zu dichter Bebauung. In der Vergangenheit hat sich die Mehrheit mit Verweis auf den dörflichen Charakter St. Leon-Rots abgeneigt gegenüber zu vielen Mehrfamilienhäusern gezeigt.
Zu beachten ist zudem, dass sich jedes neue Gebiet an bestehende Bebauung anschließt – schon aus praktischen Gründen, um Straßen-, Wasserleitungs- und sonstige Anschlüsse zu bewerkstelligen. Den Anwohnern könne man nicht zumuten, gestalterisch völlig unpassende, etwa sehr hohe Häuser vor die Nase gesetzt zu bekommen, so Eger. Aber vor allem muss man sich am Bedarf orientieren: Der geht laut Kleiber weg sowohl von Einfamilienhäusern mit üppigen Grundstücken als auch von Reihenhäusern, tendenziell hin zu Doppelhaushälften.
Sehr schnell sehr viel ist auch deshalb nicht "mal eben" machbar, "weil die Infrastruktur mitwachsen muss", so Eger. Die Konsequenzen des Wachstums ganz ohne Neubaugebiete in den letzten 15 Jahren waren Millionen-Investitionen in Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und die Kinderbetreuung. Das zeigt beispielhaft die Tagesordnung der morgigen Gemeinderatssitzung (19 Uhr, Harres), wenn Neubau eines Kindergartens, Umbau des Pfarrhauses St. Leon in eine Kindertagesstätte und Erweiterung des Kinderbetreuungsgebäudes an der Parkringschule thematisiert werden.
Info: Details zum Flächennutzungsplan gibt es auf www.st-leon-rot.de.