Kirchengemeinden starten Aktion "Hilfe geben - Hilfe nehmen"
Die Freiwilligen stehen bereit - Unterstützung für Alte, Kranke und Menschen in Quarantäne

Von Sabine Geschwill
Eppelheim. Eines darf man nicht übersehen: Die derzeitige Ausnahmesituation, ausgelöst durch das Coronavirus, bringt auch viel Gutes hervor. In vielen Orten haben sich Helfer organisiert, um diejenigen zu versorgen, die derzeit mehr denn je darauf angewiesen sind: beispielsweise Ältere und Kranke, die zu den Risikogruppen gehören und nun die Öffentlichkeit meiden sollen, aber auch diejenigen, die in häuslicher Quarantäne sind. In Eppelheim kommt die Unterstützung beispielsweise durch die beiden Kirchengemeinden.
Auf Initiative von Klaus Gerling vom Gemeindeteam der katholischen Pfarrei St. Joseph haben sich die beiden Kirchengemeinden zusammengetan und in kürzester Zeit unter dem Motto "Hilfe geben – Hilfe nehmen" ein soziales Netzwerk gegründet. Ziel ist es, Helfende und Hilfesuchende zusammenzubringen. Die ehrenamtlichen Helfer der beiden Kirchengemeinden übernehmen beispielsweise Botengänge, kleine Erledigungen und Einkäufe.
Jeder, der sich fit und gesund fühlt, kann mitmachen und durchgeben, wann er Zeit hat und welche Aufgaben er übernehmen könnte. Er wird in die Helferliste aufgenommen und bei einem entsprechenden Hilfsgesuch kontaktiert. Jeder Helfende wird dem Hilfesuchenden mit Namen angekündigt. Zugleich wird auch dokumentiert, wer welchen Haushalt aufgesucht hat. "Dadurch schaffen wir Sicherheit", erklärt Pastoralreferentin Judith Schmitt-Helfferich.
Darüber hinaus bieten die Hauptamtlichen eine Telefonseelsorge an, um gerade jetzt, da die Menschen dazu angehalten sind, die Sozialkontakte auf das Notwendigste zu reduzieren, der Angst vor Einsamkeit entgegenzuwirken. Denn über ein Gespräch und aufmunternde Worte freut sich jeder Mensch und verliert dadurch auch nicht den Kontakt zur Außenwelt, erklären die beiden evangelischen Pfarrer Cristina Blázquez und Detlev Schilling. "Wir müssen Abstand halten, wollen aber auch in dieser schwierigen Zeit mit den Menschen verbunden bleiben", so Pfarrer Detlev Schilling.
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Klaus Gerling berichtet: "Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die Menschen gerade überfordert sind, ihnen die Situation Angst macht und sie Hilfe und Beistand brauchen." Ihm war schnell klar, dass die Kirchengemeinden mit ihren hauptamtlichen Mitarbeitern und ihren ehrenamtlich Engagierten genau über diese Strukturen verfügen, die man für eine solche Herausforderung benötigt. Pastoralreferentin Judith Schmitt-Helfferich erklärt: "Wir wollen mit den Menschen vernetzt sein und vernetzt helfen."
Die beiden Kirchengemeinden stemmen diese Aufgabe ökumenisch. "Wir wollen gemeinsam Kirche sein in Eppelheim und für Eppelheim", betont Pfarrerin Cristina Blázquez. Mit gebündelter Kraft soll dafür gesorgt werden, dass sich niemand allein gelassen fühlt. "Wenn jemand Hilfe braucht, dann sind wir da", erklärt das Aktionsteam, zu dem auch Gemeindediakonin Johanna Hassfeld gehört. Sie koordiniert die Aktion auf evangelischer Seite.
Dass dieses Füreinander-da-sein auch in Zukunft beibehalten werden könnte, macht Judith Schmitt-Helfferich deutlich: "Die Aktion muss nicht enden, wenn die Ausnahmesituation vorbei ist."
In beiden Kirchengemeinden haben sich schon viele Freiwillige gemeldet. Wichtig sei nun zu erfahren, wer genau in der Stadt Hilfe benötigt. Die katholische Pfarrgemeinde setzt auf einen Infobrief, der an die Gemeindemitglieder verteilt wird und sie über das Hilfsangebot informiert. Die beiden evangelischen Pfarrer rufen alle Kirchenmitglieder, die über 70 Jahre alt sind, persönlich an und stellen ihnen das neue Hilfsangebot vor.
Info: Die Aktion "Hilfe geben – Hilfe nehmen" steht konfessionsunabhängig allen Eppelheimern offen. Wer Hilfe benötigt, kann sich im katholischen Pfarramt melden unter Telefon 0 62 21 / 4 35 24 30 oder eine E-Mail an hilfegebenhilfenehmen@gmx.de schicken.



