"Keiner sagt, wie’s weitergeht"
Cateringunternehmen brechen die meisten Aufträge weg

Mensen sind essentiell für Catering-Betriebe. Foto: dpa
Von Anja Hammer
Eppelheim/Leimen. Die Stände waren schon aufgebaut, die Dekorateure bei der Arbeit. Kurz: "Wir standen in den Startlöchern", sagt Anne-Kathrin Zentsch. Und dann kam am Freitagnachmittag das Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen – und damit das Aus für die Hochzeitsmesse, die am Sonntag auf dem Landgut Lingental über die Bühne gehen sollte. Für Zentsch, Inhaberin des Eppelheimer Unternehmens "Z Catering & Events" und damit des Landguts, ein weiterer Schlag in Zeiten der Corona-Krise.
"Uns brechen 90 Prozent der Aufträge weg", sagt die Chefin des Cateringunternehmens. Beinahe täglich erreicht sie eine neue Hiobsbotschaft. Schulungen, Seminare und Meetings würden abgesagt – und damit das Catering. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Für Zentsch besonders bitter: "Es zieht sich durch so viele Bereiche; jedes Standbein ist betroffen."
Am Freitag war es beispielsweise nach langem Hin und Her die abgesagte Hochzeitsmesse. Am Tag davor wurde der Betrieb an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) eingestellt und damit auch auf dem Campus Eppelheim. Und das Essen in der Mensa für die rund 500 Studenten kommt eigentlich aus der direkten Nachbarschaft in der Handelsstraße – nämlich aus der Großküche von "Z Catering & Events". Aber keine Vorlesungen bis 19. April bedeuten auch, dass die Mensa geschlossen bleibt.
Mit der Absage des Mannheimer Maimarkts fällt auch die dortige Modelleisenbahnmesse aus – und somit ein weiterer Catering-Auftrag für rund 20.000 Menschen. "Vor Ostern ist eigentlich Saure-Gurken-Zeit", erklärt Zentsch. "Da ist man froh, wenn man so etwas Großes hat ..." Das einzige Glück sei, dass die Absagen bei den Großveranstaltungen nicht allzu kurzfristig waren. So habe sie derzeit zwar ein volles Lager mit Getränken, doch die seien zumindest nicht verderblich.
Auch interessant
Es ist vor allem die Unsicherheit, die die Unternehmerin derzeit umtreibt: "Keiner kann einem sagen, wie’s weitergeht", so die 42-Jährige. Natürlich habe sie Verständnis für die Vorsichtsmaßnahmen und die damit einhergehenden Veranstaltungsabsagen. Dennoch schaut sie besorgt in die Zukunft: "Wir steuern auf eine Krise zu", meint sie. Vor allem sorgt sie sich auch um ihre 70 Angestellten. "Mir tun ja alle leid", so Zentsch. "Aber meine Mitarbeiter natürlich besonders." Ab nächster Woche wird sie wohl die Hälfte oder sogar zwei Drittel von ihnen in Zwangsurlaub schicken müssen. Für wie lange? "Wenn wir das wüssten", seufzt die studierte VWL-erin.
Und dennoch versucht sie, optimistisch zu bleiben. "Wir hoffen natürlich alle, dass der Staat uns zur Seite stehen wird." Und was die abgesagte Hochzeitsmesse angeht, soll diese nachgeholt werden. Das sei vielleicht auch besser, so Zentsch. Denn ja: Die Corona-Krise trübt zunehmend die Stimmung.



