Edingen-Neckarhausen

Der Gesangverein kann Start-Ups

Singen macht Freude, trotz mancher Krise, Überalterung und fehlendem Nachwuchs - Fröhliches Fest zum 160. Geburtstag

02.06.2019 UPDATE: 03.06.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Draußen kamen Sänger und Gäste bei hochsommerlichem Wetter zusammen, tranken, aßen und genossen den schönen Sonntag. Foto: Pilz

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. 160 Jahre Gesangverein Neckarhausen: Kein klassisches Jubiläum, das der im vergangenen Jahr aus dem MGV und der Germania verschmolzene neue Verein gestern in und um die Eduard-Schläfer-Halle feierte. Aber ein fröhliches und ungezwungenes Fest unter Freunden, mit guten Gesprächen, abwechslungsreichen Liedvorträgen und schönen Stunden bei bestem Wetter. Ganz so, wie es sich Vorsitzender Sven Betzold in seiner kurzen Ansprache gewünscht hatte.

"Von guten Mächten", sang der Männerchor eingangs und das passte. "Diese Mächte waren uns in den letzten 160 Jahren überwiegend treu", meinte Betzold. An die guten und die schwierigen Zeiten beider Vereine erinnert die eigens aufgelegte Festschrift, als höchst lesenswerte Fleißarbeit von Norbert Bozek und Christian Rosenzweig erstellt. Es ist die erste Chronik, die der neue Verein als Reminiszenz an die Vergangenheit, aber auch als schriftliches Zeugnis für die Zukunft aufgelegt hat.

"Sie haben im letzten Jahr die Weichen gestellt, damit es den Verein weitere 160 Jahre geben kann", sagte Bürgermeister Simon Michler, der die Schirmherrschaft über das Jubeljahr übernommen hat. "Es war ein mutiger Schritt, zusammenzugehen, ein wahrer Erfolg in der heutigen Zeit." Michler nannte es auch eine gute Entscheidung, durch die Kooperation mit der Neckarhäuser Grundschule einen Kinderchor ins Leben rufen zu können. "Die Qualität ist schon da, und die Kinder sind die Zukunft des Vereins."

In der Eduard-Schläfer-Halle gab es viel Musik, hier vom Männerchor des Gastgebers Gesangverein Neckarhausen 1859/1897. Foto: Pilz

Der Bürgermeister versprach, dass die Gemeinde für weitere Kooperationen, etwa mit der Jugendmusikschule, bereit stehe und diese fördern werde. Bereits gestern kam Michler nicht mit leeren Händen: Als Ehrengabe seitens der Gemeinde habe er 200 Euro aus dem doch recht angespannten Etat "herausschwitzen" können.

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"Sie beweisen, dass sich Tradition und Fortschritt verbinden lassen. Das geht nur mit Weitsicht, Offenheit und Mut", fand Inge Herold namens des Kultur- und Heimatbunds und seinen angeschlossenen Vereinen. Herold dankte für die immer gute Zusammenarbeit und dafür, dass der Jubilar stets wesentlich zum kulturellen Leben in der Gemeinde beigetragen habe. Das ist nicht von der Hand zu weisen: Zwei Laientheatergruppen sind im Gesangverein Neckarhausen 1859/1897 integriert, drei Chöre und als jüngstes Kind die Kooperation mit der Grundschule. "Wir sind ein Mehrspartenverein und stolz darauf", betonte Betzold.

Der Verein sei dabei, das Nachwuchskonzept für andere Altersgruppen auszubauen. Im vergangenen Jahr gründete sich eigens ein Förderverein um Altbürgermeister Roland Marsch, der die Nachwuchsförderung unterstützen soll. Betzold dankte bei dieser Gelegenheit nicht nur allen Helfern und Organisatoren der Geburtstagsfeier, sondern auch Dirigent Walter Muth, der seit fünf Jahren unermüdlich im Einsatz ist. Das Nachwuchskonzept sei ihm eine Herzensangelegenheit, sagte Betzold und überreichte einen Obstkorb.

Nach zwei weiteren Liedern, darunter das berührende und sehr sauber gesungene "Only you", startete Moderator Thomas Zachler Runde eins des Freundschaftssingens mit dem Bruderverein, der Sängereinheit Edingen.

Vier weitere Chöre aus Unter-Schönmattenwag, die Chorgemeinschaft Volker Schneider, der MGV Altenbach und der Kinderchor des Gesangvereins Neckarhausen schlossen sich an. Zur Mittagszeit spielte die Musikvereinigung Neckarhausen auf, die drei Tage zuvor an gleicher Stelle Hunderte von Gästen bewirtet hatte.

Und auch gestern hielten immer wieder Busse, um Sänger zur zweiten Runde des Freundschaftssingens aussteigen zu lassen. Chöre aus Großsachsen, Rheinhausen, Rotenberg, Sandhausen und Weinheim wechselten sich auf der Bühne ab. Das Knaben-Terzett des "Kinderchors Nationaltheater Mannheim" war dabei, ebenso die Bläserklasse der Merian-Realschule in Ladenburg, der evangelische Singkreis und der St.-Andreas-Chor Neckarhausen sowie "Rocks2gether", der gemischte Chor des Gastgebers.

Alle Beteiligten machten eines deutlich: Singen macht Freude und verbindet. Trotz mancher Krisen, trotz Überalterung und fehlendem Nachwuchs. Wie man Zukunft gestaltet, dafür stand der Gesangverein Neckarhausen gestern Pate. In 160 Jahren hat das Geburtstagskind bewiesen, dass es immer wieder "Start-Ups" kann, wie Betzold sagte. Zwei Beispiele: Der Karnevalsverein Kummetstolle und die Partnerschaft mit Plouguerneau. Beide würde es ohne Germania und MGV heute nicht geben.

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