Das "Neckar-Krotten"-Provisorium hat viele Mängel
Rundgang durch das Übergangsquartier - Elternvertreter übergaben lange Defizitliste an Bürgermeister

Elternbeiratsvorsitzende Sonja Frohoff (3. v. l.) machte beim Ortstermin mit Bürgermeister Simon Michler (r.) deutlich, dass unter anderem Lüftung, Licht und Heizung nicht zuverlässig funktionieren. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Eigentlich sollen die "Neckar-Krotten" in ihrem Provisorium auf dem Außengelände der Pestalozzi-Schule nicht durch die langen Gänge rennen. Denn das macht einen Höllenlärm, ist aber in der Praxis kaum durchsetzbar.
Und wenn die Krippenkinder im zweiten Gebäudeteil schlafen, dürfen die Kindergartenkinder nicht raus. "Die Wände sind hier einfach zu dünn", sagte Elternbeiratsvorsitzende Frohoff beim Rundgang durch die Einrichtung.
Dazu eingeladen hatte Bürgermeister Simon Michler. Es steht die Frage im Raum, ob die Gemeinde das Provisorium in Holzbauweise zum Preis von rund 1,4 Millionen Euro vom Frankfurter Unternehmen Cramo Adapteo erwirbt oder nicht.
Im Januar noch schien einigen Gemeinderäten und Michler diese Option angesichts der Haushaltsentwicklung durchaus reizvoll. Zumal der eigentlich geplante Neubau einer Kindertagesstätte (Kita) im Gemeindepark mindestens 4,5 Millionen Euro kosten würde.
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Allerdings sind Kindergarten- und Schulentwicklung aneinandergekoppelt: Wenn in der Pestalozzi-Schule der zweite Bauabschnitt zur Sanierung ansteht, wird ein Ausweichquartier gebraucht. Die derzeit angemietete Anlage der "Neckar-Krotten" wäre dafür eine gute und räumlich nahe Möglichkeit. Zurzeit besuchen 60 Kinder den Kindergarten, die Krippe ist mit 15 von 20 belegbaren Plätzen noch nicht ganz ausgelastet, wird aber bis Dezember voll.
Im kommenden Jahr könne man lediglich vier neue, externe Kindergartenkinder aufnehmen, weil viele Krippenkinder in den Kindergarten wechseln, sagte Einrichtungsleiter Siegmund Wantoch von Rekowski beim Rundgang mit Gemeinderäten, Verwaltungsmitarbeitern und einigen wenigen interessierten Bürgern. Dabei übergaben Elternbeiräte eine Mängelliste, die sie nach Befragungen der Erzieherinnen erhoben hatten.
Im Wesentlichen geht es dabei um Sicherheitsaspekte bei den Türen, deren Schließmechanismus derart niedrig angelegt ist, dass pfiffige Kinder, die schon Zahlen kennen, den Schließcode knacken können. Große Probleme bereiten zudem offenbar Heizungs- und Lüftungsanlage, die ausfallen oder sich nicht steuern lassen.
Dasselbe gelte für die Lampen. Das Licht lasse sich nicht dimmen und sei sehr anstrengend, sagte Elternbeiratsvorsitzende Sonja Frohoff. In zwei Krippenräumen brenne es seit eineinhalb Jahren häufig die ganze Nacht und auch am Wochenende, weil es sich nicht ausschalten lasse, ergänzte von Rekowski. "Das läuft alles über Funk. Und hier verstehen sich Sender und Empfänger nicht", erklärte Raimund Hartmann vom Bauamt.
Er kenne die Schwierigkeiten, die zuständige Firma sei ständig dabei, nachzubessern. Aber auch dabei gibt es Verzögerungen: So lagert eine neue Tür als Ersatz für die in falscher Richtung aufschwingende Tür in der Krippe seit einem Jahr in einem Container in Eppelheim, weil die Baugenehmigung nicht beikomme.
Und nicht zuletzt, so zählten die Eltern weiter auf, sei das Außengelände zwar groß, aber unzulänglich gestaltet. Als Fazit bleibe festzuhalten, dass dieses Gebäude als Provisorium funktioniere, aber aufgrund "gravierender Mängel" keinesfalls für eine pädagogisch vernünftige langfristige Nutzung als Kita.
"Den Eltern und Erziehern wurde ja auch zugesichert, dass es nur ein Provisorium bleibt", meinte Frohoff. Nach dem Einzug im letzten Jahr hatte sich von Rekowski noch euphorischer von der Anlage gezeigt. Im Praxistest überwiegen nun wohl die Mängel. "Wir entscheiden im September oder Oktober, wie es weitergeht", so der Bürgermeister.
Derzeit sei die Verwaltung noch dabei, alle Zahlen und Optionen "seriös aufzubereiten". Dann werde man dem Gemeinderat mindestens drei Varianten vorlegen. "Wir brauchen ein Gesamtkonzept zur Kindergarten- und Krippenentwicklung in Edingen-Neckarhausen", mahnte Dietrich Herold (UBL-FDP/FWV). Denn es gebe auch andere Einrichtungen am Ort, die Sanierungs- oder Verbesserungsbedarf hätten: "Es gibt nicht nur hier eine Mängelliste."



