Dossenheim

Landwirte, Förster und Feuerwehr sehnen Regen herbei

Trockenperiode macht vor allem Landwirten zu schaffen - Waldbrandgefahr stark erhöht - Lebensräume von Amphibien trocknen aus

16.04.2020 UPDATE: 17.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Staubwolken vom Traktor statt Regenwolken am Himmel: Seit Wochen hat es nicht mehr regnet, die Böden der Region sind trocken und die Saat hat es entsprechend schwer. Foto: Alex

Von Benjamin Miltner

Dossenheim. Wo ist nur der Regen hin? Seit über vier Wochen hat es in der Region rund um Heidelberg kaum mehr Niederschlag gegeben. Die Folge: Nach dem nassen Winter ist die Trockenheit zurück. Droht das dritte Dürrejahr in Folge? Sieht ganz danach aus. In den Feldern geht die Saat nicht auf, die Waldbrandgefahr ist hoch und der Lebensraum seltener Amphibien ist bedroht. Die RNZ hat sich umgehört bei Landwirten, Förstern und Feuerwehr.

Der Landwirt und die Saat

Weil es im Winter kaum Frost gab, dringt Feuchte aus tieferer Erdschicht nicht nach oben. Foto: Alex

Wilhelm Bühler ist deprimiert. Jeden Tag beackert der Landwirt vom Schwabenheimer Hof seine Felder. "Alles ist vertrocknet, es verbrennt immer mehr – eine Katastrophe!". Die Erde in seiner Hand ist dickklumpig, "zusammengedatscht", wie er sagt. Zuletzt fiel der Regen aus, davor peitschte ein kalter Ostwind, der Winter blieb weitgehend frostfrei – eine tödliche Kombination.

"Der Boden ist nicht ausgefroren, es kommt keine Feuchtigkeit von unten nach oben", erklärt Bühler. Vor rund drei Wochen hat er die Frühjarssaat ausgebracht. Sommergerste auf zehn, Zuckerrüben auf sieben Hektar. "Es tut sich nichts, die Körner liegen wie tot drin", verzweifelt der Landwirt. Dabei hat er bereits auf sogenannte Krallenweizen umgestellt. Eine Sorte, die Trockenheit besser vertragen soll. Früher in Südfrankreich, heute im Rhein-Neckar-Kreis – so wandelt sich und wandert das Klima. Das Schlimmste dabei: Er kann nichts tun. Nicht bewässern, wie die Obst- und Gartenbauer. Nur auf Regen hoffen.

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Landwirt Wilhelm Bühler verzweifelt. Foto: Alex

"Es wird allerhöchste Eisenbahn. In den nächsten 14 Tagen bräuchten wir unbedingt 20, 30 Liter Niederschlag", betont Bühler. Und wenn nicht? Dann könnte er sich Zeit erkaufen, den Boden umbrechen und es stattdessen mit Mais probieren. "Aber da komme ich vom Regen in die Traufe". Die Wolken, die er am Himmel sieht, geben ihm wenig Hoffnung. Die Staubwolken, die er am Boden per Traktor produziert, machen ihm Sorgen.

Der Förster und die Brandgefahr

Orange und Rot: Diese Farben zeigen auf den Karten des Deutschen Wetterdienstes die Gefahr von Waldbrand und Grasland-Feuer der kommenden Tage an. Rund um Heidelberg sind Stufe drei und vier angesagt: mittlere bis hohe Gefahr, auf die auch das Landratsamt Rhein-Neckar hinweist.

"Weit über die Hälfte aller Waldbrände entstehen durch Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit", heißt es in einer Mitteilung. Jede weggeworfene Zigarette hat das Potenzial zu einem Desaster. Das weiß auch Revierförster Michael Jakob aus Dossenheim. "Von März bis Oktober gilt im Wald und den angrenzenden 100 Metern ein generelles Rauchverbot" betont er. Wenn sich jeder dran halte, passiere wenig. Die aktuelle Trockenheit sei aus "forstlicher Sicht noch keine Katastrophe".

"Wir sind mit einer sehr guten Winterfeuchte ins Frühjahr rein", so Jakob. Mittlerweile sei der Oberboden aber sehr trocken. "Der Wald kann Regen dringend gebrauchen". Zumal sich viele Bäume von den Schäden aus den Trockenjahren 2018 und 2019 noch nicht vollständig erholt haben.

Die Wehr und die Extraarbeit

Waldbrand? Die Dossenheimer Feuerwehr ist aus den Vorjahren "vorbelastet", wie Kommandant Stefan Wieder betont. Daher wurde die Wehr nun mit neuer Ausrüstung versorgt. Spezielle Schaufeln, Äxte und Wasserrucksäcke. Auch "kleinere Schläuche und Strahlrohre, die weniger Wasser verbrauchen und tauglicher im schwierigen Gelände sind", erklärt Wieder. In der Dürre ist die Wehr aber auch anderweitig als Nothelfer gefragt: Am Donnerstag drohte ein Teich im Steinbruch Leferenz auszutrocknen. Hier fühlen sich seltene Amphibien wohl wie Wechselkröte, Bergmolch und Gelbbauchunke. Also füllten die Floriansjünger das kleine Gewässer mit 2500 Litern Wasser wieder auf.

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