Nächster Schritt zu den Horrenberger "Neuwiesen"
Dielheims Rat bespracht die "Neuwiesen" in Horrenberg. Zudem wurden die Ergebnisse der Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung vorgestellt.

Dielheim. (seb) Vor gut fünf Jahren hat Dielheims Gemeinderat erste Weichen fürs Baugebiet "Neuwiesen" gestellt, das jetzt einmal mehr Thema war. Inzwischen steht fest: Auf dem 4,5 Hektar großen Gebiet am Horrenberger Ortsrand, oberhalb des Norma-Markts, könnten künftig 54 Einzelhäuser, 35 Doppelhaushälften, acht Reihenhaus-Einheiten und fünf dreigeschossige Mehrfamilienhäuser entstehen.
In den letzten Jahren kamen diverse Festsetzungen dazu. So besteht eine Bauverpflichtung, um zu vermeiden, dass Grundstücke brachliegen. Eine Dachbegrünung wurde vorgeschrieben und die Art der Heizung ist die individuelle Entscheidung der Häuslebauer, da ein Nahwärmenetz sehr aufwendig und wohl nur mit einem Benutzungszwang lohnenswert wäre, der auf Ablehnung stieß.
In jüngster Zeit wurden Umwelt- und Artenschutzuntersuchungen ergänzt, Städteplaner Dietmar Glup stellte dem Rat außerdem die Ergebnisse der Behörden- und Öffentlichkeitsbeteiligung vor, deren Erwiderungen gebilligt wurden, ehe der Beschluss zur erneuten Offenlage fiel. Glup erläuterte, dass im Gebiet formal noch eine Vorrangfläche für die Natur vermerkt sei. Aber das nötige Verfahren laufe bereits, Behörden und Regionalplanung "tragen das Wohngebiet voll mit".
Um ein Biotop im Randbereich zu erhalten, wurde die Fläche einiger Grundstücke reduziert, erinnerte Glup. Einige Maßzahlen und andere Daten wurden nun ergänzt, Hinweise zu Besonderheiten aufgenommen.
Die vergrößerte Brücke über den Leimbach hin zu den "Neuwiesen" wurde hinterfragt. Sie ist aber für den Städteplaner unabdingbar: Eine gesonderte Genehmigung sei dafür erforderlich und der Eingriff in das Biotop dort und den Bach selbst müsse kompensiert werden, etwa durch Nachpflanzungen.
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Niederschläge werden künftig von einem Becken zurückgehalten, ehe sie in den Bach gelangen, so der Planer. Auch die Dachbegrünung kann Wasser zurückhalten, wenn die Schicht mit Erdreich mindestens zehn Zentimeter stark ist.
Wenn das, etwa wegen Fotovoltaik, nicht machbar ist, müssen Zisternen oder entsprechende Mulden im Garten das Wasser auffangen. Auf Nachfrage aus dem Rat gab Glup zu bedenken, dass es momentan keine Rechtsgrundlage gebe, um größere Wassermengen speichern zu lassen. Man könne nur appellieren, auf diese Weise den Trinkwasserverbrauch zu senken und die Dielheimer Wasserversorgung zu entlasten, die im vergangenen Sommer an ihre Grenzen geriet.
Das Schallgutachten belegt, dass es im Gebiet recht ruhig zugeht. Bloß nachts könnten die Lärmgrenzwerte überschritten werden, wenn eine größere Anlieferung für den Discounter ankommt: Die Verwaltung will dazu mit dem Norma-Markt das Gespräch suchen.
Die Industrie- und Handelskammer kritisiert, dass ein Wohngebiet entstehen soll, wo ursprünglich Gewerbe vorgesehen war. Glup argumentierte, dass schon die Hanglage gegen ein Gewerbegebiet spreche. Die Erschließung des Gebiets für regelmäßigen LKW-Verkehr wäre zudem noch mal um einiges aufwendiger. Der spürbare Bedarf spreche für Wohnraum, so Glup abschließend.
Ein Schutzgut, das die Bebauung beeinträchtigt, ist der Aueboden. Nisthilfen sind für manche Vögel erforderlich, geschützte Arten wie Goldammer und Feldlerche finden laut den Fachleuten aber in benachbarten Feldern Ausweichreviere. Aus Rücksicht auf Fledermäuse sollten keine Gehölze am Bach gerodet werden, auch sollte dort nachts kein Licht sein.
Im Zug einer Informationsveranstaltung in Horrenberg kamen mehrere Rückmeldungen aus der Bürgerschaft. Glup rief dazu, auf Grundstücken direkt am bestehenden Ortsrand, wenn sie groß genug sind, mehr Doppelhaus-Bebauung zuzulassen. Kritik an Mehrfamilienhäusern wiederum wies Glup zurück: Weder durch ihren Abstand zur bestehenden Bebauung noch durch ihren Schattenwurf werde es Probleme geben.
Dem Städteplaner zufolge muss ein Ausgleich für die Eingriffe in die Natur außerhalb der "Neuwiesen" erfolgen. Vier Maßnahmen wurden da vorgeschlagen, vor allem die Renaturierung von Gräben.