Coronavirus

Ärzte sind in Alarmbereitschaft, warnen aber vor Panik

"Wir beobachten gebannt, wie es weitergeht" – Vorbereitungen laufen

26.02.2020 UPDATE: 27.02.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 25 Sekunden
Dr. Sönke Müller aus Bammental. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Neckargemünd/Bammental. Seit etwa einer Woche gibt Dr. Sönke Müller den Patienten in seiner Arztpraxis in der Neckargemünder Bahnhofstraße nicht mehr die Hand zur Begrüßung oder Verabschiedung. Der Grund dafür ist aber nicht das neuartige Coronavirus, sondern die alljährliche Grippewelle.

"Wer heute Symptome einer Grippe bekommt, muss nicht gleich damit rechnen, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert hat", betont der Allgemeinmediziner und Internist, der vor Panikmache warnt. Die Arztpraxen würden sich aber dennoch für den Fall vorbereiten, dass sich das Virus weiter ausbreitet und möglicherweise auch die Region Heidelberg erreicht.

Bisher sei "Covid-19", so die genaue Bezeichnung des Virus, in seiner Praxis kein Thema gewesen, so Müller. Kein Patient habe sich bisher mit der Vermutung gemeldet, dass seine Symptome zu dem Virus passen könnten. "Das wird sich aber wohl ändern, je näher das Virus rückt", glaubt der 61-jährige Bammentaler. "Wir beobachten gebannt, wie es weitergeht – die Entwicklung der vergangenen Tage ist schon erschreckend."

"Wir Allgemeinmediziner mit Praxen überlegen nun, welche Maßnahmen notwendig sind", so Müller. Wenn es zu einer starken Ausbreitung komme, dürften potenziell erkrankte Personen gar nicht mehr erst in die Praxis kommen. So soll zumindest eine weitere Verbreitung auf diesem Weg verhindert werden.

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Noch unklar sei aber, wie und wo diese Personen dann behandelt werden. Der Abstrich zum Nachweis des Virus sei bisher in Praxen nicht umsetzbar. Man könne aber nicht jeden Patienten mit entsprechenden Symptomen in die Uniklinik schicken. "Dann würde dort die Versorgung zusammenbrechen", meint Müller.

Der Bammentaler denkt auch an den Eigenschutz für das medizinische Personal. "Wir gehören zu den Hochrisikogruppen", betont er. Noch seien zudem die genauen Ansteckungswege nicht ganz klar. Muss er also bald in einem Schutzanzug arbeiten? Der Mediziner wundert sich jedenfalls über Bilder aus Italien, auf denen Mediziner ohne Handschuhe ihre Patienten behandeln.

"Die Bevölkerung braucht nun Handlungsanweisungen", findet Müller. Wer krank sei, solle zu Hause bleiben und auf freundliche Rituale wie das Händeschütteln verzichten. Generell sollten Hände häufig desinfiziert werden.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Die Grippewelle falle dieses Jahr weniger dramatisch aus und ebbe schon ab, so Müller: "Es waren Einzelfälle, wie jeden Winter." Bleibt zu hoffen, dass "Covid-19" die Region gar nicht erreicht.

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