Corona-Musikabend

"Der Mond ist aufgegangen" ist in Dossenheim immer um 19 Uhr zu hören (plus Video)

Jeden Abend wird jetzt musiziert - Musikvereine organisieren

23.03.2020 UPDATE: 24.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 23 Sekunden
Sami und Monika Sharif an der Posaune und Felix Keller an der Trompete traten am Sonntag gleich zweimal auf und spielten auch Beethovens „Ode an die Freude“. Foto: Alex

Von Doris Weber

Dossenheim. Auch in diesen Zeiten gibt es Möglichkeiten, Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen. Musiker des Musikvereins, der Musikkapelle der katholischen Pfarrgemeinde, bekannt als Pfarrmusik, sowie des Posaunenchors haben das bewiesen. Sie beteiligten sich am bundesweiten Aufruf, nach italienischem Vorbild ähnlich einem Flashmob gleichzeitig zu musizieren. So öffneten sich kurz vor 18 Uhr in der Gemeinde Fenster und Türen. Musiker standen mit ihren Instrumenten bereit, um Schlag 18 Uhr Beethovens "Ode an die Freude" erklingen zu lassen.

Wer kein Instrument spielt, war eingeladen mitzusingen. "Es geht ja um die Message – nicht darum, wie man singt", beteiligte sich eine Nachbarin sangeslustig an der Aktion. Der Chorobmann des evangelischen Posaunenchors hatte die Aktion in der Bergstraßengemeinde angestoßen. Er animierte seine Kollegen im Vorstandsamt Jürgen Merkel (Pfarrmusik) und Peter Böttinger (Musikverein), mitzumachen. Die fanden die Idee toll und streuten sie unter ihren Orchesterkameraden weiter. Merkel, Vorsitzender der Pfarrmusik, erhielt die Rückmeldung, dass sich 46 Musiker beteiligen würden. Allein die Pfarrmusik ließ so an 20 verschiedenen Standorten Beethovens "Neunte", seit 1985 zugleich Europahymne, ins ehemalige Steinbrecherdorf hinein erklingen. Ähnlich der Musikverein und auch der Posaunenchor. Sharif und seine Frau Monika hatten in der Anne-Frank-Straße die Posaunen ausgepackt, Felix Keller spielte Trompete.

Parallel zu dieser Aktion, deren Wiederholungstermin noch aussteht, hat die Evangelische Kirche Deutschlands dazu aufgerufen, um 19 Uhr zu musizieren. Auch hieran beteiligte sich der Posaunenchor, die anderen waren ebenfalls eingeladen mitzumachen. "Der Mond ist aufgegangen" werde seit Samstag an jedem Abend gespielt, erzählte Sharif. So hatte er mit seinem Familientrio schon am Vortag Haustür-Premiere. Das wiederum hatte andere in der Straße animiert und so spielten sonntags mehrere Familien jeweils vor ihrer eigenen Tür. Blockflöte und Gitarre, die schon lang nicht mehr in Aktion waren, wurden dafür ausgegraben.

"Coole Aktion. Wir haben für einen kurzen Moment dem Virus die Show gestohlen", kommentierte Merkel das besondere Erlebnis. Passanten, die in angemessenem Abstand lauschten, waren ganz angetan. "Super, ich finde das sehr beeindruckend", meinte eine Frau, die mit ihrer 17-jährigen Tochter gelauscht hatte. Hören und Mitsingen hätten gutgetan. Es drücke Solidarität aus und stärke das Zusammengehörigkeitsgefühl. Das helfe, durch die schwierige Zeit zu kommen. Obwohl es auch gut sei, dass alle einmal die Luft anhielten.

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