Die Arbeit macht ihr mehr Spaß
Besuch bei Marlies Heinisch in der Bäckerei in Gaiberg

Von Agnieszka Dorn
Gaiberg. Wer derzeit in der Bäckerei Schneider einkaufen geht, muss sich mit entsprechendem Abstand an einem der "Schalter" anstellen. Eine große Plastikfolie schützt die Verkaufstheke bis zur Decke. In diese Folie wurden zum Schutz vor dem Coronavirus drei kleine Fenster hineingeschnitten, durch die Brot, Brötchen oder süße Teilchen den Besitzer wechseln. Für die Serie "Corona-Helden" besuchte die RNZ die Fachverkäuferin Marliese Heinisch in der Gaiberger Bäckerei.
Sie fühle sich dadurch sicher und komme gerne zur Arbeit, sagt Marliese Heinisch, die seit zwei Jahren hier arbeitet. Trotz der ungewissen Situation, die die Pandemie mit sich bringe, mache ihr das Arbeiten gerade besonders viel Spaß. Grund dafür seien vor allem die sehr netten Kunden.
Seitdem sich das Coronavirus in Deutschland ausbreitet, haben auch die Verkäufer in der Bäckerei mehr als sonst zu tun. Am meisten nachgefragt sei Brot, stellt Marliese Heinisch fest. Gekauft würden oft sogar mehrere Brote auf einmal, die dann zu Hause wahrscheinlich eingefroren würden. Gestiegen sei auch der Verkauf von Mehl, Hefe und Eiern.
Der Zugang in die Bäckerei ist limitiert; kommen zur gleichen Zeit mehrere Kunden, muss draußen gewartet werden. Fast alle hielten sich geduldig an diese Regeln, erzählt Marlies Heinisch. Es gebe aber auch Kunden, die die Situation immer noch nicht ernst nähmen. Dazu gehörten vor allem die Jüngeren: Sie würden die Maßnahmen teilweise belächeln, sagt Marlies Heinisch. Aber auch ältere Kunden – also die Risikogruppe – würden den Mindestabstand von 1,5 Metern oftmals nicht beachten und sich manchmal in eine Lücke drängen.
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Die Stimmung sei trotz der Ausnahmesituation gut, meint Marliese Heinisch. Die Kunden seien sogar aufmerksamer und freundlicher als in normalen Zeiten, stellt sie fest. Die Pandemie sorge zwar für Distanz zwischen den Menschen – zugleich merke man aber, dass sich viele höflicher und hilfsbereiter verhielten als vorher. Einige zeigten sich zudem besorgt um das Wohl der Angestellten und der Familie Stadler, der die Bäckerei gehört: "Wir sollen alle gesund bleiben, wünschen die Kunden." Diese neue Form der Zuwendung und Menschlichkeit tue unheimlich gut, sagt Marliese Heinisch. Auch das Gefälle zwischen einzelnen Berufen, die vor Corona noch für wichtiger als andere gehalten wurden, schrumpfe ihrem Gefühl nach. Das macht sie sehr glücklich: "Wir sind doch alle Menschen und haben die gleichen Ängste und Sorgen, ganz unabhängig vom Beruf oder der Pandemie."



