Corona-Helden

"Was wir bräuchten, sind mehr Pflegekräfte"

Die examinierte Krankenschwester Katharine Gandyra aus Eppelheim ist an ihrem Arbeitsplatz einem besonders hohen Infektionsrisiko ausgesetzt.

27.03.2020 UPDATE: 29.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Katharine Gandyra ist examinierte Krankenschwester an der Uniklinik in Hedelberg. Foto: sg

Von Sabine Geschwill

Eppelheim. Normalerweise werden auf der Station, auf der Katharine Gandyra arbeitet, Patienten mit gastroenterologischen oder onkologischen Erkrankungen behandelt. Jetzt ist das anders. Ein Teil der "Station NCT-Volhard" der Medizinischen Universitätsklinik im Neuenheimer Feld in Heidelberg wurde zur infektiologischen Station umgebaut, um Corona-Patienten aufzunehmen.

"Es sind schon einige Betten belegt, aber auch noch genug frei", erzählt die 35-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin aus Eppelheim. Auf ihrer Station werden derzeit noch alle Kolleginnen und Kollegen gefragt, ob sie auf der infektiologischen Station arbeiten möchten, berichtet sie. Wer dort zum Einsatz kommt, muss Schutzanzug, Mundschutz, Handschuhe und Brille tragen, um eine Ansteckung zu vermeiden.

Sie selbst kommt gerade aus dem Urlaub zurück und wird nicht bei der Behandlung der Corona-Patienten eingesetzt, sondern wird sich um ihre Patienten auf der "normalen Station" kümmern. Über den rasanten Anstieg der Corona-Erkrankten macht sie sich ihre Gedanken, reduziert ihre Sozialkontakte auf das Nötigste, verzichtet auf die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel und fährt lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit, um die Ansteckungsmöglichkeiten zu minimieren. "Man geht schon mit einem komischen Gefühl zur Arbeit", sagt sie.

Ab sofort muss sie auch auf ihrer "normalen" Station Mundschutz tragen und den extra eingerichteten Personaleingang für Ärzte und Pflegekräfte nehmen. Mundschutz gehört normalerweise nicht zum Arbeitsalltag auf der gastroenterologischen oder onkologischen Station der examinierten Krankenschwester. Jetzt aber schon. "Ich habe keine Angst, Corona selbst zu bekommen, sondern dass ich es weitergeben könnte, beispielsweise an meine Eltern, meinen Bruder oder meine 88-jährige Oma."

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Katharine Gandyra, die Lesen und Reisen zu ihren liebsten Hobbys zählt, ist ein ausgesprochener Familienmensch. Sofern es ihr Schichtdienst zulässt, besucht sie jedes Wochenende ihre Familie. Wenn sie auf der infektiologischen Station eingesetzt werden würde, würde sie die Besuche bei der Familie aussetzen. "Es würde mir aber etwas fehlen, wenn ich meine Familie einige Zeit nicht sehen könnte", meint sie. Glücklicherweise, so sagt sie, gebe es mit Telefon, WhatsApp oder Skype genug Möglichkeiten mit allen in Kontakt zu bleiben. Deutlich mehr Angst macht ihr die Vorstellung, was durch Corona alles auf die Pflegekräfte zukommen könnte.

Die Solidaritätsbekundungen an vielen Orten durch die Bevölkerung und den abendlichen "Beifall für die Helfer" findet sie "ganz schön". "Aber wir profitieren nicht davon. Es bringt uns Anerkennung, aber nicht das, was wir eigentlich dringend bräuchten, nämlich mehr Pflegekräfte in den Kliniken und mehr Geld in den Pflegeberufen."

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