Wegen Corona sattelte Olli Roth vom Musiker zur Security um
Er arbeitet derzeit für ein Sicherheitsunternehmen, Musik ist und bleibt jedoch seine Leidenschaft.

Von Hans-Joachim Of
Wiesloch/Walldorf. Die Corona-Krise trifft besonders die Unterhaltungsindustrie hart. Keine Konzerte und Festivals für die Künstler, keine Einnahmen für die ganze Branche – und das seit fast einem Jahr. Verhalten optimistisch bis skeptisch blicken die Veranstalter in den Kalender für 2021. Ob und wann Großveranstaltungen wieder stattfinden dürfen und wenn ja, unter welchen Vorgaben, steht derzeit in den Sternen.
Einer, der wie so viele andere Leidensgenossen von der Absageflut im Vorjahr betroffen war und ist, das ist Olli Roth. Der in der Region Wiesloch/Walldorf bekannte und beliebte 57-jährige Singer-Songwriter war nach eigenen Angaben für 2020 "gut gebucht", hatte jedoch letztlich nur eine Handvoll Auftritte. "Fast täglich kamen Absagen, am Ende waren 200 anberaumte Konzerte gestrichen", klagt er.
Der gebürtige Amerikaner, der im Alter von fünf Jahren in die Kurpfalz kam, ist durch und durch Vollblutmusiker. Coole Gitarrenriffs, fesselnder Bass, eingängige Hooklines und eine authentische Stimme zeichnen den Mann aus, von dem es heißt, er sei eine Mischung aus Meat Loaf, Willy DeVille und John Hiatt. Sein Motto: "Let The Music Do The Talking". Doch jetzt hat der Musiker, der solo oder mit eigener Band auftritt, den "Corona-Blues".
Zuletzt war er am 24. Dezember zusammen mit über einem Dutzend Kollegen bei einem Weihnachtskonzert in der Philippsburger Festhalle auf der Bühne. Das im Internet übertragene Event war ein voller Erfolg – doch "ohne Publikum ist alles nur halb so schön". Im Sommer hatte Olli Roth – für den sein Motto "Spiel mir das Lied vom Roth" heute eine ganz neue Bedeutung hat – ein Freiluftkonzert vor der Eremitage in Waghäusel gespielt, wobei die Besucher im Auto saßen. "Und das war’s fast schon im Vorjahr", sagt Roth, der seit 1984 als Profimusiker unterwegs ist.
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Der bodenständige Kurpfälzer stand schon mit Größen wie Bobby Kimball (Toto), Chris Norman (Smokie), The Hooters oder Manfred Mann’s Earthband auf der Bühne und gab eigenen Angaben zufolge in seiner Karriere bisher über 5000 Konzerte weltweit. Allein von seinen Plattenverkäufen (letztes Album: "Modern Day Jukebox") kann Olli Roth aber nicht leben.
Also war im Coronajahr guter Rat teuer, zumal die angekündigten Soforthilfen nicht ankamen. Gut, dass Roth genau zu dieser Zeit, als er sich bereits mit Harz IV beschäftigte, einen alten Freund aus Bundeswehrtagen traf. Der machte dem Familienvater einen Job in der Security-Branche schmackhaft. Und so ist Olli Roth seit Sommer geprüfte IHK-Sicherheitskraft mit Dienstsitz in Koblenz. Positiver Nebeneffekt: Im Zuge der Ausbildung, die viel Sport und Lauftraining beinhaltete, purzelten auch die Pfunde, genau genommen 56 Kilogramm.
Natürlich kann ein passionierter Musiker nicht ganz ohne seine große Liebe leben. Klar, dass er in seiner Freizeit an neuen Songs feilt und schon wieder etliche neue Stücke komponiert hat. Einmal in der Woche gibt Roth auch noch in der "S'cool Of Rock" in Bruchsal Gesangs- und Gitarrenunterricht. Ansonsten aber ist sein Geschäft abgemeldet. Wann er wieder am Start sein wird, ist ungewiss. "Musik ist und bleibt mein Lebensinhalt und meine große Leidenschaft. Die Bühne fehlt mir unendlich, doch ich musste so handeln", erklärt der Musiker. Umso mehr freut er sich auf ein Streaming-Konzert im März, bei dem Künstler aus der Region auf der Palatin-Bühne in Wiesloch stehen werden. Klar, dass Olli Roth mit dabei ist.