"Corona-Blues"

Wegen Corona sattelte Olli Roth vom Musiker zur Security um

Er arbeitet derzeit für ein Sicherheitsunternehmen, Musik ist und bleibt jedoch seine Leidenschaft.

01.02.2021 UPDATE: 03.02.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
So kennt und liebt man ihn in der Region: Vollblutmusiker Olli Roth mit Bluesstimme an der Gitarre. Doch Auftritte wie diese liegen momentan auf Eis. Foto: Of

Von Hans-Joachim Of

Wiesloch/Walldorf. Die Corona-Krise trifft besonders die Unterhaltungsindustrie hart. Keine Konzerte und Festivals für die Künstler, keine Einnahmen für die ganze Branche – und das seit fast einem Jahr. Verhalten optimistisch bis skeptisch blicken die Veranstalter in den Kalender für 2021. Ob und wann Großveranstaltungen wieder stattfinden dürfen und wenn ja, unter welchen Vorgaben, steht derzeit in den Sternen.

Einer, der wie so viele andere Leidensgenossen von der Absageflut im Vorjahr betroffen war und ist, das ist Olli Roth. Der in der Region Wiesloch/Walldorf bekannte und beliebte 57-jährige Singer-Songwriter war nach eigenen Angaben für 2020 "gut gebucht", hatte jedoch letztlich nur eine Handvoll Auftritte. "Fast täglich kamen Absagen, am Ende waren 200 anberaumte Konzerte gestrichen", klagt er.

Der gebürtige Amerikaner, der im Alter von fünf Jahren in die Kurpfalz kam, ist durch und durch Vollblutmusiker. Coole Gitarrenriffs, fesselnder Bass, eingängige Hooklines und eine authentische Stimme zeichnen den Mann aus, von dem es heißt, er sei eine Mischung aus Meat Loaf, Willy DeVille und John Hiatt. Sein Motto: "Let The Music Do The Talking". Doch jetzt hat der Musiker, der solo oder mit eigener Band auftritt, den "Corona-Blues".

Zuletzt war er am 24. Dezember zusammen mit über einem Dutzend Kollegen bei einem Weihnachtskonzert in der Philippsburger Festhalle auf der Bühne. Das im Internet übertragene Event war ein voller Erfolg – doch "ohne Publikum ist alles nur halb so schön". Im Sommer hatte Olli Roth – für den sein Motto "Spiel mir das Lied vom Roth" heute eine ganz neue Bedeutung hat – ein Freiluftkonzert vor der Eremitage in Waghäusel gespielt, wobei die Besucher im Auto saßen. "Und das war’s fast schon im Vorjahr", sagt Roth, der seit 1984 als Profimusiker unterwegs ist.

Auch interessant
Rat für Kunst und Kultur: Mannheimer Kreative wollen sich politisch einmischen
Folgen der Corona-Pandemie: Die Kultur leidet am Lockdown, doch es gibt Ideen
Kritik am Impfgipfel: Merkel ruft Bürger im Corona-Lockdown zum Durchhalten auf

Der bodenständige Kurpfälzer stand schon mit Größen wie Bobby Kimball (Toto), Chris Norman (Smokie), The Hooters oder Manfred Mann’s Earthband auf der Bühne und gab eigenen Angaben zufolge in seiner Karriere bisher über 5000 Konzerte weltweit. Allein von seinen Plattenverkäufen (letztes Album: "Modern Day Jukebox") kann Olli Roth aber nicht leben.

Also war im Coronajahr guter Rat teuer, zumal die angekündigten Soforthilfen nicht ankamen. Gut, dass Roth genau zu dieser Zeit, als er sich bereits mit Harz IV beschäftigte, einen alten Freund aus Bundeswehrtagen traf. Der machte dem Familienvater einen Job in der Security-Branche schmackhaft. Und so ist Olli Roth seit Sommer geprüfte IHK-Sicherheitskraft mit Dienstsitz in Koblenz. Positiver Nebeneffekt: Im Zuge der Ausbildung, die viel Sport und Lauftraining beinhaltete, purzelten auch die Pfunde, genau genommen 56 Kilogramm.

Natürlich kann ein passionierter Musiker nicht ganz ohne seine große Liebe leben. Klar, dass er in seiner Freizeit an neuen Songs feilt und schon wieder etliche neue Stücke komponiert hat. Einmal in der Woche gibt Roth auch noch in der "S'cool Of Rock" in Bruchsal Gesangs- und Gitarrenunterricht. Ansonsten aber ist sein Geschäft abgemeldet. Wann er wieder am Start sein wird, ist ungewiss. "Musik ist und bleibt mein Lebensinhalt und meine große Leidenschaft. Die Bühne fehlt mir unendlich, doch ich musste so handeln", erklärt der Musiker. Umso mehr freut er sich auf ein Streaming-Konzert im März, bei dem Künstler aus der Region auf der Palatin-Bühne in Wiesloch stehen werden. Klar, dass Olli Roth mit dabei ist.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.