Bürgermeisterwahl

Bammentaler Wahl wird zum Duell (plus Videos)

Amtsinhaber Holger Karl und Herausforderin Anke Buscholl präsentierten sich vor mehreren Hundert Besuchern

27.02.2018 UPDATE: 28.02.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden

Das Interesse an der Kandidatenvorstellung in der Elsenzhalle war groß. Foto: Alex

Von Christoph Moll

Bammental. Am Ende des Duells wurde in der Elsenzhalle das Liebeslied "You to me are everything" von "The Real Thing" gespielt. Ganz so kuschelig war es aber zwischen Holger Karl (CDU) und Anke Buscholl (parteilos) zuvor nicht zugegangen. Kein Wunder: Schließlich ging es um das höchste Amt der Elsenztalgemeinde. Sechs Tage vor der Bürgermeisterwahl am Sonntag, 4. März, präsentierten sich der Amtsinhaber und seine Herausforderin am Montagabend vor mehreren Hundert Besuchern. Die dritte Kandidatin, Friedhild Anni Miller aus Sindelfingen, war nicht erschienen. Somit ist die Bürgermeisterwahl zum Duell geworden.

Hintergrund

Diese Themen sorgten die Bammentaler Bürger

Gänse: Bei keiner anderen Frage lagen die Positionen so weit auseinander. Anke Buscholl nannte das Thema "nicht mehr lustig" und die Verschmutzung "unerträglich und indiskutabel". Sie

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Diese Themen sorgten die Bammentaler Bürger

Gänse: Bei keiner anderen Frage lagen die Positionen so weit auseinander. Anke Buscholl nannte das Thema "nicht mehr lustig" und die Verschmutzung "unerträglich und indiskutabel". Sie stellte klar: "Ich werde diese Tiere nicht dulden." Holger Karl betonte dagegen: "Die Gänse gehören zum Ort, sie waren schon immer da." Er versprach, die Auswirkungen ihrer Hinterlassenschaften so gut es geht einzugrenzen.

Gemeindeentwicklungskonzept: Gefragt nach den vier wichtigsten Punkten nannte Karl den weiteren Ausbau der U 3-Betreuung, die Suche nach einem neuen Zuhause für die Feuerwehr, den Ausbau des Sport- und Schulzentrums und die Gemeinde am Fluss. Buscholl sah in dem Konzept die Grundlage, um weitere Zuschüsse zu erhalten, wollte aber keine Schwerpunkte herausstellen.

Gemeindeverwaltungsverband: Für Karl ist bei der interkommunalen Zusammenarbeit "eine Satzung, in der keine Gemeinde die absolute Mehrheit hat, unabdingbar - sonst brauchen wir das Ganze nicht". Buscholl war wichtig, dass "dort auf Augenhöhe kommuniziert wird und gemeinsame Aufgaben angegangen werden".

Ruhender Verkehr: Der Kampf um die begrenzte Anzahl öffentlicher Parkplätze in der Hauptstraße ist ein täglicher und bewegt die Bürger. Buscholl beklagte, dass sich das Problem in die Seitenstraßen verlagere. Sie schlug die Einrichtung eines Gemeindevollzugsdienstes vor. Karl zeigte Verständnis für den Ärger der Anwohner, betonte aber auch: "Sie müssen auch mal 300 Meter zu Ihrem Auto laufen." Denn auch für Einkäufer von außerhalb müssten Parkmöglichkeiten vorhanden sein.

Leerstände im Ort: Buscholl sieht das Problem nicht im mangelnden Interesse der Gewerbetreibenden, sondern eher bei den Hauseigentümern. Diese wollen aufgrund zu hoher Sanierungskosten und fehlender Rentabilität nicht vermieten. Karl sieht den klassischen Einzelhandel aber auf dem Rückzug, aber auch einen Wandel hin zu mehr Dienstleistungsangeboten. Er stellte den Wert des Familienzentrums als Frequenzbringer in der Hauptstraße heraus.

Bezahlbaren Wohnraum: Hier waren sich beide Kandidaten einig: Der Gemeinde fehlen zum einen die Flächen, zum anderen die finanziellen Mittel, um beispielsweise günstige Mehrfamilien- oder Mehrgenerationenhäuser in ausreichender Zahl anbieten zu können.

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Anders als vor acht Jahren, als sich Amtsinhaber Gerhard Vogel gegen zwei Konkurrenten - einer davon war Holger Karl - wehren musste und schließlich vor dem zweiten Wahlgang seine Kandidatur zurückzog, platzte die Elsenzhalle diesmal nicht aus allen Nähten. Dass nun trotzdem recht viele Besucher kamen, zeigte das Interesse der Bammentaler an der Wahl. Viele wollten wissen, wer die in der Gemeinde bislang nicht allzu bekannte Anke Buscholl ist und ob sie dem Amtsinhaber die Stirn bieten kann.

Aber nicht nur die Bammentaler waren neugierig, sondern auch die Bürgermeister aus der Umgebung: Klaus Gärtner aus Gaiberg, Eric Grabenbauer aus Wiesenbach, Frank Volk aus Neckargemünd, Edgar Knecht aus Lobbach, Maik Brandt aus Meckesheim, Dieter Steinbrenner aus Zuzenhausen, Marcus Zeitler aus Schönau und Christoph Oeldorf aus Wilhelmsfeld. Auch die Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein (Grüne) und Albrecht Schütte (CDU) waren da.

Es war also angerichtet. Punkt 19.30 Uhr eröffnete Bürgermeisterstellvertreter Wilhelm Müller, der souverän und auch mit Humor die Veranstaltung leitete, das Duell. "Wir haben extra bis nach den Olympischen Spielen gewartet", sagte er augenzwinkernd. Unter Lachen des Publikums erklärte Müller, dass sich Friedhild Anni Miller entschuldigt habe, "weil sie schon an einer Kandidatenvorstellung teilnimmt" - und zwar jene für die Oberbürgermeisterwahl in Ravensburg.

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Müller verkündete die Regeln: Jeder Kandidat habe 15 Minuten, um sich vorzustellen. Die Reihenfolge sei ausgelost worden: erst Karl, dann Buscholl. Während ein Kandidat spricht, muss der andere den Raum verlassen und wird von einer Angestellten der Verwaltung "bewacht". Verboten war nämlich, in dieser Zeit das Smartphone zu nutzen. So sollte ausgeschlossen werden, dass ein Kandidat über die Rede des anderen informiert wird. Anschließend sei Raum für Fragen des Publikums an die Kandidaten.

Für einen weiteren Lacher sorgte die übergroße Zeittafel hinter den Kandidaten, mit der auf die Einhaltung der Redezeit geachtet wurde. Holger Karl schöpfte sein Kontingent fast komplett aus. 36 Sekunden waren bei ihm noch auf der Uhr, bei Anke Buscholl waren es noch eine Minute und 26 Sekunden. Karl bekam für seine Rede 27 Sekunden Applaus, Buscholl zwölf Sekunden.

Die anschließende Fragerunde begann schleppend, nahm dann aber Fahrt auf. "Jetzt komme ich in Verlegenheit", gestand Wilhelm Müller, als sich zunächst kein Besucher an eines der drei Mikrofone traute. "Es ist kaum denkbar, dass alles schon besprochen ist. Das ist die Gelegenheit, den Kandidaten auf den Zahn zu fühlen." Und diese wurde dann genutzt: Es ging unter anderem um den Gemeindeverwaltungsverband, die Finanzierung der Kinderbetreuung, Leerstände im Ort, das Familienzentrum, Umweltpolitik, fehlende Sitzbänke, das Heimatmuseum, Arbeitsplätze und die Parksituation.

Zum kontroversesten Thema wurden die frei lebenden Gänse in der Ortsmitte. Die Frage hierzu sorgte für Applaus und auch Lacher. Anke Buscholl musste sich auch kritische Fragen zu ihrem bisherigen Engagement in Bammental gefallen lassen. Neun Fragen gingen an beide Kandidaten, ebenso viele ausschließlich an Anke Buscholl und drei nur an Holger Karl. Waren beide Kandidaten gefragt, wurde die Antwortreihenfolge gewechselt. Eine Bürgerin verzichtete auf eine Frage und stellte unter Applaus lediglich fest: "Ich finde es mutig, dass Anke Bu᠆scholl kandidiert." Insgesamt konnte aber - dem Applaus nach zu urteilen - Holger Karl mit seinen Antworten mehr punkten.

Wilhelm Müller blieb am Ende nur, den Besuchern zu danken: "Sie haben gezeigt, dass Bammental aktiv ist. Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch!"

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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