Blutttat in Leimen

"Hier ist Leimens Brennpunkt Nummer 1"

Altstadtrat Wolfgang Müller ist Nachbar des Tatorts - Stadt sieht keine ordnungsrechtliche Handhabe - Polizei kennt das Areal

25.09.2017 UPDATE: 26.09.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 24 Sekunden

Altstadtrat Wolfgang Müller. Foto: Alex

Von Thomas Frenzel

Leimen. Die tödlichen Messerstiche vor einem Nachtclub lassen auch Wolfgang Müller keine Ruhe. Wie denn auch: Der Altstadtrat der Freien Wähler, der unlängst mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, ist mit seiner Turm-Apotheke direkter Nachbar des in der Rohrbacher Straße gelegenen Tatorts. Und für den 68-Jährigen ist die Bluttat ein weiterer vorläufiger Höhepunkt im Niedergang eines einst beschaulichen Leimener Quartiers. Dabei nutzt Müller drastische Worte: Das ganze Areal mit dem früheren Leimener Kino sei inzwischen zu einem "Hort von Kriminalität, Drogenumschlag und heimlicher Prostitution" verkommen.

Seit vier Jahren betreibt der gebürtige Leimener mit Frau und Tochter die Apotheke, hat in ihr schon so manchen nächtlichen Bereitschaftsdienst absolviert. Er berichtet von Schlägereien und von nächtlichem Lärm, von "Bergen von Müll", die über Wochen im Freien deponiert seien, und von Mülltonnen, über die sich die Maden hermachten. Einmal in Fahrt, erwähnt der frühere Kommunalpolitiker zerschlagene Glaskrüge und Bierflaschen, spricht er von "illegalen Wohnnutzungen", erwähnt er Kakerlaken, die hier ihr Eldorado vorfänden, und nennt die öffentlich verrichtete Notdurft. Müller wörtlich: "Hier ist Leimens sozialer hygienischer und krimineller Brennpunkt Nummer 1 und dies mitten in der Stadt."

Der Eigentümer des einstigen Gasthaus-Kino-Komplexes, in dem sich auch besagter Nachtclub findet, ist für Müller "am Ende seines Lateins". Die Wohnräume würden in wechselnder Besetzung genutzt, sie seien überbelegt und Kündigungen verpufften wirkungslos. Auch bei der Stadt oder beim Regierungspräsidium fänden selbst massive Anliegerbeschwerden kein Gehör. Stattdessen "verschärft sich die Situation der Unerträglichkeit von Tag zu Tag".

Stadtsprecher Michael Ullrich weiß um die Probleme, spricht von einem unbefriedigenden Zustand. Nur: Da es sich hier um Privateigentum handle, verfüge die Stadt ordnungsrechtlich so gut wie über keine Möglichkeiten des Eingreifens. Solche eröffneten sich erst, wenn eine ernsthafte Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vorläge. Und Müll auf der Straße gehöre hierzu nicht.

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Indessen hat die Polizei schon längst ein Auge auf das Quartier geworfen, nicht allein auf den Nachtclub. Dies betonte der Mannheimer Polizeisprecher David Faulhaber. Immer wieder sei es hier zu Körperverletzungen, Diebstahlsdelikten, Ruhestörungen und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz gekommen. Deshalb komme es verstärkt zu Kontrollen.

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