So funktioniert das "Click and Collect"-Prinzip in der Region
Die Bestellung erfolgt per Telefon, die Abholung vor Ort. Ein digitalisiertes Sortiment gibt es nur im Buchhandel.

Region Heidelberg. (cm/bmi/luw) Seit dieser Woche dürfen auch die per Corona-Verordnung geschlossenen Einzelhändler in Baden-Württemberg immerhin wieder Waren zur Abholung anbieten. "Click and Collect" lautet das Prinzip, das die Annahme von Bestellungen per Internet ermöglicht. Die RNZ hat bei Läden und Märkten rund um Heidelberg nachgefragt, wie sie ihre Waren jetzt an die Kunden bringen:
> Der Profi-Baumarkt in Neckargemünd bietet seit Montag einen Abholservice an. Kunden können per Telefon oder per E-Mail Waren bestellen, die dann zu einer vereinbarten Zeit im neuen "Abholcenter" herausgegeben werden. Dazu wurde extra eine "Einbahnstraße" im Markt eingerichtet. Viele Kunden seien aber verunsichert und wüssten nicht, was derzeit erlaubt ist und was nicht, berichtet Geschäftsführer Günter Durst: "Für den normalen Verbraucher ist das alles undurchsichtig." Viele würden anrufen und fragen, ob sie in den Markt dürfen. Dies müsse er aber ablehnen, so Durst. Die Resonanz auf das Abholangebot sei bisher "sehr verhalten", sagt der Inhaber: "Wir hoffen, dass es sich herumspricht." Man werde alles tun, um die Wünsche der Kunden zu erfüllen. Die Einrichtung und der Betrieb eines Onlineshops lohne sich nicht, meint der Geschäftsführer, der für einen Teil seines Personals Kurzarbeit anmelden musste. Bis Montag durfte der "Profi" einen Abholservice nur für Handwerker anbieten. Dieser sei gut genutzt worden, berichtet Durst: "Das hat uns über Wasser gehalten." Er beklagt, dass die Politik nicht an Baumärkte gedacht hätte, die riesige Flächen hätten, auf denen sich Kunden verteilen würden.

> Bei Radsport Haritz in Leimen bietet Inhaber Günter Haritz einen Abholservice an. Kunden können per Telefon oder E-Mail Fahrräder und Zubehörartikel bestellen, die dann im Hof übergeben werden. Die Werkstatt durfte auch zuletzt weiter geöffnet bleiben. "Bei uns ist es aber im Winter ohnehin ruhig", berichtet der Rad-Olympiasieger von 1972 und Leimener Ehrenbürger. Kunden müssten derzeit genau wissen, was sie wollen. Denn eine Beratung könne nur eingeschränkt am Telefon stattfinden. Und selbst wenn Kunden genau wissen, was sie wollen, bekommen sie es vielleicht nicht: Nach dem großen Ansturm auf Fahrradläden im alten Jahr sind viele Modelle und Ersatzteile derzeit nicht lieferbar. Die Wartezeiten würden teilweise mehrere Monate betragen, berichtet Haritz. Er erhalte Anrufe aus ganz Deutschland von Leuten, die ein ganz bestimmtes Modell suchen. Kurzarbeit für die drei Mitarbeiter sei kein Thema – auch weil das vergangene Jahr sehr gut war. "Die Zweiradbranche hat profitiert", sagt Haritz. "Es haben Leute ein Fahrrad gekauft, die ich noch nie gesehen habe."
> Die Buchhandlung Staiger in Bammental ermöglicht ihren Kunden tatsächlich das "Click and Collect" – sprich zu Hause am Computer bestellen und im Laden abholen. "Wir hatten schon lange vor Corona einen Online-Shop mit Unterstützung unseres Großhändlers", erzählt Mitarbeiterin Sabira Iqbal der RNZ am Telefon. Die Buchbranche scheint anderen Bereichen in puncto Digitalisierung voraus – schließlich ist hier die Konkurrenz durch die Internetriesen Amazon und Co. auch besonders groß. "Im vergangenen Jahr hatten wir doppelt so viele Bestellungen über das Internet und viele Neukunden", freut sich Iqbal. Das Abholregal sei voll – die Kunden bestellen in etwa gleich verteilt über den Online-Shop, per E-Mail oder Telefon. "Gerade unsere älteren Stammkunden rufen gerne an, dann können wir sie auch beraten", berichtet Iqbal und ergänzt: "Wir freuen uns sehr über die Abholmöglichkeit, es ist für uns eine große Erleichterung und wird gut angenommen." Wer bestellt hat, kommt zur abgemachten Zeit an die Ladentür, betätigt die Glocke – und an der Türschwelle erfolgen Übergabe und Bezahlung. Für ältere oder nicht mobile Kunden liefere man aber weiter gerne auch in angrenzende Orte, so Iqba.
> Bei "Elektro Schneider" in Sandhausen ist man froh, dass nun immerhin auch wieder die Abholung von Bestellungen möglich ist. Eine Internetplattform betreibt das Elektrogeschäft in der Hauptstraße aber nicht. "Die Kunden rufen an, sagen was sie wollen und ich suche es dann raus", erklärt Inhaberin Ruth Schneider. Dies funktioniere bei den im Sortiment vorhandenen Elektrogeräten wie Glühbirnen und Wasserkochern recht gut, sagt sie. Und wenn doch etwas angefragt wird, von dem es verschiedene Modelle oder Ausführungen gibt, weiß man sich hier zu helfen: "Ich mache dann mit dem Handy ein Foto von der Auswahl und schicke es per Whatsapp oder E-Mail an die Kunden", so Schneider. Bereits in den vergangenen Wochen habe sie Lieferungen angeboten, die auch weiterhin möglich sind. "Innerhalb von Sandhausen bringe ich die Bestellungen ohne Aufpreis vorbei", sagt die Inhaberin.
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> Das Möbel- und Textilhaus Kreß in Lobbach-Waldwimmersbach setzt bei der Annahme von Bestellungen ebenfalls auf das Telefon. "Mit Betten und Matratzen ist es natürlich schwierig, weil wir niemanden hereinlassen dürfen", erklärt Geschäftsführerin Nadine Rottenberger. Doch für Kleidung oder auch Bettzubehör wie Decken und Kissen sei die Bestellung per Telefon und die anschließende Abholung an der Hintertür problemlos möglich. Rottenberger berichtet zum Beispiel von einer Kundin, die sich am gestrigen Dienstag für eine neue Bettdecke interessierte: "Sie hat uns am Telefon erklärt, was sie will, und wir haben eine kleine Auswahl zusammengestellt." Bei Bedarf würden auch Fotos der Auswahl per Handy verschickt. Da in diesem Fall eine der Bettdecken aus verschiedenen Materialien für die Mutter der Kundin bestimmt waren, habe diese drei Modelle vor Ort abgeholt – zwei davon bringe sie dann wieder zurück. Ähnlich laufe auch der Verkauf von Kleidungsstücken ab: Wenn zu Hause festgestellt werde, dass etwas nicht passt, könne man es einfach wieder umtauschen. Zudem bietet auch das Mode- und Textilhaus weiterhin kostenlose Lieferungen im Umkreis von 25 Kilometern an.