Verein "Landerlebnis Weinheim" will Breitwiesen erhalten

Die Breitwiesen weiter für die Landwirtschaft erhalten: "Es drohen unwiederbringliche Verluste" 

30.12.2016 UPDATE: 31.12.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Das Gewann Breitwiesen. Foto: Kreutzer

Weinheim. (rnz) Arnulf Tröscher kommt gleich zur Sache: "Aufgrund der seit einigen Monaten verstärkt stattfindenden Propaganda für ein Gewerbegebiet in den Breitwiesen sehen wir uns veranlasst, unsere Positionen offensiver in die Öffentlichkeit zu tragen", so der Vorsitzende des Vereins Landerlebnis, welcher sich für den Erhalt landwirtschaftlich genutzter Böden einsetzt. Anfang Oktober hatte der Verein seine Stellungnahme zum Thema "Weitere Entwicklung von Gewerbegebieten" an das Amt für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann gesandt. Dem Wirtschaftsförderer zolle er ausdrücklich Lob und Anerkennung für die umfangreiche Dokumentation des aktuellen Sachstands, so Tröscher.

Mehr als bedauerlich und aus der Historie heraus unverständlich finde man aber, dass nur das Gewann Breitwiesen als "sehr gut geeignetes" weiteres Gewerbegebiet eingestuft worden ist. Tröscher kritisiert, "dass die Verantwortlichen der Stadt mit einer sehr eingeengten Betrachtungsweise zwangsläufig zu diesem Ergebnis hinführen und wesentliche Aspekte nicht beachten". So habe die Stadt das Bürgervotum gegen Gewerbe in den Breitwiesen von 2013 nicht in ihre Bewertung einbezogen: "Auch der Wert der bisherigen Nutzung der Äcker - in den Breitwiesen und anderen Gewannen - ist nicht eingeflossen." Deshalb fordert er, diesen zu ermitteln und von einem spekulativ erreichbaren Nutzen als Gewerbegebiet abzuziehen. Bei der Ermittlung des aktuellen Wertes der Ackerböden zähle, wie viel Brotgetreide dort produziert werden könnte.

Ein Hektar des guten Weinheimer Bodens reiche für etwa 8000 Kilo Weizenbrote oder 5000 Kilo Roggenbrote. Klar sei, dass hier jährlich wiederkehrende, unwiederbringliche Verluste drohten. Dabei spiele keine Rolle, was aktuell angebaut werde, da jederzeit umgestellt werden könne, zum Beispiel von (Biogas-)Mais oder Raps auf Brotweizen oder Kartoffeln.

Ebenso könne es nicht angehen, dass anderen Wirtschaftszweigen die Nähe zum Autobahnkreuz angedient werde, "die Landwirte aber dafür auf unwirtschaftliche Miniflächen verdrängt werden". Wenn die Bauern Lebensmittel produzieren sollen, müsse ihnen im Gegenzug Land zur Verfügung stehen, auf dem sie mit vertretbarem Aufwand ihren Lebensunterhalt erwirtschaften können.

Bewertet werden müsse auch der Wert für die Tier- und Pflanzenwelt, Einflüsse auf das Klima und die Trinkwasserversorgung. Auch Freizeitwert und Lebensqualität für Ortsansässige und Touristen seien einzubeziehen. Nicht vernachlässigen solle man zudem den Einfluss weiterer Gewerbegebiete auf vorhandenes Gewerbe: Bereits jetzt sei der Verkehr im Westen Weinheims in den Stoßzeiten dermaßen stark, dass schon kleine Störungen bei Lieferanten und Pendlern beachtliche Verzögerungen verursachten.

Weinheim dürfe auch die Verantwortung für die Entwicklung auf der Welt nicht aufkündigen. Eine spekulativ höhere Gewerbesteuer könne die Vernichtung von Ackerboden nicht ausgleichen: "Wenn weiter landwirtschaftliche Böden verbraucht werden, muss man auf dem verbleibenden Boden umso intensiver wirtschaften, noch mehr Dünger und Pflanzenschutzmittel einsetzen." Es seien auch nicht jene Städte langfristig erfolgreich, die auf hohe Gewerbesteuern setzen, heißt es weiter. Paradebeispiel sei Ludwigshafen.

Formal sei ein erneuter "Angriff" auf die Breitwiesen und den Hammelsbrunnen zwar erlaubt, moralisch aber als "Schlag gegen das Bürgerverständnis" zu werten, finden die Aktiven. Die Rahmenbedingungen hätten sich nicht geändert. Im Gegenteil: Noch nie habe die Stadt mehr Steuern eingenommen als gegenwärtig.

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