RNV-Großkontrolle: Falsche Gerüchte über Flüchtlinge als Schwarzfahrer

RNV dementiert die Behauptung, vergangene Woche seien besonders viele Asylbewerber auf der OEG-Strecke schwarzgefahren

27.10.2015 UPDATE: 28.10.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 27 Sekunden

Nur den Kontrollstandort, nicht die Aktion selbst zeigt dieses Bild. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Kontrolleure der Rhein-Neckar-Verkehrsbetriebe (RNV) und Weinheimer Polizeikräfte haben am Mittwoch vergangener Woche in Weinheim knapp 140 Schwarzfahrer aus dem Verkehr gezogen. Im Verlauf der viereinhalbstündigen Schwerpunktkontrolle wurden fast 2900 Reisende erfasst. Der Anteil der Schwarzfahrer lag damit bei etwa viereinhalb Prozent. Sie müssen jetzt mit einer "Anzeige wegen Erschleichens von Leistungen" rechnen.

Die RNZ berichtete über die Kontrollaktion und veröffentlichte ein Foto von der RNV-Haltestelle Händelstraße. Dort hatte die "Schwerpunktkontrolle" stattgefunden. Knapp eine Woche später meldete sich eine ehrenamtliche Flüchtlingshelferin bei der Redaktion. Text- und Bildberichterstattung hätten in der Weststadt Gerüchte in Gang gesetzt: Mehrere Bewohner des Stadtteils wollten erfahren haben, dass es sich bei einem großen Teil der Ertappten um Asylbewerber handle, so die Ehrenamtliche. Behauptet werde zudem, dass der Anteil an Asyl Suchenden in den Zügen überhandnehme. Die RNZ selbst hatte den Bericht auf der Internetplattform Facebook zur Diskussion gestellt.

Im größten Teil der dort veröffentlichten Meinungsbeiträge blieb es beim Thema "Schwarzfahren": Es ging unter anderem um die Kontrolldichte im Nahverkehr. Oder um die Frage, ob sich die Fahrpreise nicht verbilligen, wenn 100 Prozent aller RNV-Nutzer zahlen würden. Dennoch hat die Redaktion am gestrigen Dienstagnachmittag bei der RNV angefragt. Pressesprecher René Weintz kontaktierte daraufhin die Prüfstelle des Unternehmens. Das Ergebnis: "Die RNV kann diese Vermutungen nicht bestätigen. Unter den Personen, die wir ohne gültiges Ticket angetroffen haben, waren Frauen und Männer aller Altersgruppen. Es gab definitiv keine Überzahl an Ausländern." Lediglich eine Handvoll "Ertappter" seien vermutlich Asylsuchende. Doch egal, ob man nun die Zahl der "erwischten" oder der allgemein erfassten Fahrgäste heranziehe, "war der Flüchtlingsanteil im untersten Prozentbereich damit verschwindend gering".

Die Personalien aus der Weinheimer Kontrolle liegen der RNV noch vor, da die ertappten Schwarzfahrer eine Straftat begangen haben und das Unternehmen Anzeige erstatten will. "Eine dauerhaft angelegte Statistik zu diesem Thema führen wir aber nicht. Weder für uns noch für die Behörden", so der Sprecher.

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Das RNZ-Foto zeigte vergangene Woche übrigens nicht die Kontrolle selbst - sondern nur deren Standort, einen Tag später. Dass im Hintergrund schwarzhaarige Männer zu sehen waren, ist schlicht Zufall. Und die Behauptung, immer mehr Asylbewerber führen Bahn? "Woran erkennt man denn einen Flüchtling?", lautet die Gegenfrage von RNV-Sprecher Weintz. Eine schlüssige Antwort werden die Gerüchtestreuer wohl schuldig bleiben.

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