Parkgebühren für Weinheimer Berufsschüler? OB Bernhard ist verärgert
Oberbürgermeister sieht Zumutung für Anwohner und will sich gegen die Ankündigung des Kreises, Parkgebühren einzuführen, einsetzen - Schon heute zu viel "wildes Parken"

Weinheim. (web) Mit Unverständnis und Verärgerung hat Oberbürgermeister Heiner Bernhard am Freitag auf die Ankündigung des Rhein-Neckar-Kreises reagiert, künftig für den Parkplatz am Berufsschulzentrum in der Weinheimer Weststadt Parkgebühren zu verlangen. Er kündigte an, dass er sich bei der Schulverwaltung des Landkreises und - falls nötig - auch bei der Kreisspitze dafür einsetzen werde, "dass diese Pläne wieder in der Schublade verschwinden".
Auf RNZ-Anfrage hatte der Kreis Mitte der Woche bestätigt, dass er den Parkplatz noch im laufenden Schuljahr vergrößern und anschließend eine Parkraumbewirtschaftung einführen wolle. Die Schranke solle sicherstellen, dass nur so viele Autos auf den Parkplatz fahren, wie auch tatsächlich darauf passen - sonst könnten unter anderem Rettungswege zugeparkt werden, teilte ein Kreissprecher mit. OB Bernhard kann dieses Argument nur sehr bedingt nachvollziehen: "Das Parken auf den dafür vorgesehenen Plätzen muss attraktiver gemacht werden", fordert er, "und nicht umgekehrt." Obwohl das aktuelle Parkplatzangebot der Schulen noch kostenlos sei, würden die umliegenden Wohngebiete bereits stark belastet - durch "wildes" Parken der Schüler.
Wenn Gebühren eingeführt werden, führe das nur dazu, dass der offizielle Parkplatz leersteht und die Schüler noch öfter Stellplätze in Straßenzügen wie der Händel-, der Beund- oder der Kolpingstraße suchen. "Das können wir den Anwohnern nicht zumuten", so der OB. Generell begrüße er die geplante Erweiterung des Parkplatzes von derzeit rund 290 auf 350 Parkplätze - obgleich dieses Angebot bei der Zahl von fast 2500 Schülern und angesichts der Tatsache, dass viele von ihnen von außerhalb nach Weinheim kommen, keineswegs ausreichend sei. Aber mit einer Gebührenpflicht verdränge man die Auto fahrenden Schüler regelrecht auf die Gehwege des angrenzenden Wohnviertels. Bernhard zeigte sich auch verärgert, weil er sich von der Schulverwaltung des Kreises eine bessere Kommunikation erwartet hätte: "Dann hätte ich gleich interveniert." Er habe von den Gebührenplänen aber erst aus der RNZ erfahren.
Die Umgebung des Schulzentrums ist nicht der einzige Weststadt-Bezirk, der sich zugeparkt fühlt. Bereits im Sommer hatten Angehörige des Bürgervereins Weinheim-West moniert, dass Beschäftigte aus den GRN- und Kreisstandorten an der Röntgenstraße in den Bereich am Schlehdornweg ausweichen - und die ohnehin schon engen Straßenzüge mit ihren Autos zustellen. An der Röntgenstraße gibt es bereits eine Parkraumbewirtschaftung, die einige Mitarbeiter offenbar zu umgehen versuchen.
Die Argumente der Pendler sind hier wie dort die gleichen: Bei weitem nicht jeder hat die Möglichkeit, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Entweder fehlen schlicht und ergreifend Bus- und Bahnverbindungen. Oder die Arbeitszeiten der Betroffenen machen eine Hin- oder Rückfahrt mit den "Öffentlichen" unmöglich; zumal nicht jeder die Parkgebühren aus der Portokasse bezahlen kann. Theoretisch bleibt der Stadt noch eine letzte Möglichkeit, den Parkdruck zu verkleinern: Sie könnte auch in der Weststadt so genannte Anwohnerparkzonen ausweisen, wie es sie bereits in der Innenstadt gibt.
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Der Nachteil: Jeder Anwohner müsste sich einen Parkausweis für sein Auto besorgen und diesen regelmäßig verlängern oder ändern lassen. Auch für Verwandte, Lebenspartner oder sonstige Besucher müssten neue Parklösungen her. Außerdem könnte es gut sein, dass sich das Problem auf diese Weise nur verlagert - in Straßenzüge, wo es noch kein Anwohnerparken gibt. Unter anderem in Heidelberg gibt es dafür genug Beispiele.



