Multzentrum Weinheim: Wenn Kaufland geht, können andere kommen
Das Multzentrum soll den Weinheimer Weststädtern weiter als Nahversorgungsstandort dienen - Die Stadt traf dazu sich mit den Eigentümern

In den 1980ern der letzte Schrei, heute sanierungsbedürftig: Das Multzentrum in der Weinheimer Weststadt. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Die gute Nachricht: Das Multzentrum soll den Weinheimer Weststädtern weiter als Nahversorgungsstandort dienen. Die schlechte Nachricht: Das Zentrum muss definitiv saniert werden. Ob das Gebäude im Bestand umgebaut wird oder ob es abgerissen und neu aufgebaut wird, ist derzeit aber ebenso offen wie die Frage, welche Geschäfte kommen und welche gehen. "Die Verwaltung will eine langfristige Lösung für den Stadtteil", sagt Weinheims Wirtschaftsförderer Jens Stuhrmann. Wie es im Detail weitergeht, sei jedoch maßgeblich von dem heutigen Hauptmieter abhängig: Kaufland. Der Pachtvertrag des Neckarsulmer Einzelhändlers läuft in diesem Jahr aus. Doch Kaufland hält sich bedeckt: "Die Gespräche zu diesem Standort dauern an, sodass wir heute noch nichts Neues sagen können", so eine Sprecherin gestern.
Laut Stuhrmann hat die Stadt mittlerweile selbst die Initiative ergriffen: Anfang des Monats seien Vertreter der Bergischgladbacher Hahn-Gruppe im Rathaus gewesen. Sie trafen sich dort mit Stuhrmann selbst, mit dem Ersten Bürgermeister Dr. Torsten Fetzner und mit Kastor Höhn, dem Stellvertretenden Leiter des Amts für Stadtentwicklung.
Die hochkarätige Runde habe mehrere Szenarien erörtert - mit und ohne Kaufland. Eine denkbare Alternative ist demnach die Ansiedlung von jeweils einem "Vollsortimenter" und einem Discounter: So entstünde ein Kaufmagnet, der auch die kleineren Dienstleister und die Apotheke binden würde.
Aber auch wenn Kaufland bleibt, muss das Gebäude dringend saniert und zum Teil umgebaut werden. Und hier ist der Eigentümer gefordert: "Die Verwaltung hat das Thema energisch vorangetrieben", sagt Stuhrmann. Die Bergischgladbacher müssten jetzt handeln: Sie sind schließlich nicht die genuinen Eigentümer des Multzentrums, sondern vertreten dessen Anteilseigner. Und die müssen um ihre Renditen fürchten, wenn Kleinbetriebe das Zentrum verlassen - und der von einigen Stadträten bereits befürchtete Trading-down-Effekt eintritt. "Jedenfalls ist das meine persönliche Interpretation der Lage", sagt Stuhrmann.
Das Multzentrum wurde bereits in den 1980er-Jahren errichtet. Damals galt es als Weinheimer Antwort auf das Rhein-Neckar-Zentrum in Viernheim. Was heute beinahe anmaßend klingt, ergab damals durchaus Sinn: Saukopftunnel und Umgehungsstraße gab es noch nicht, der Verkehr vom Vorderen Odenwald in die Rheinebene floss durch den Weinheimer Westen. Das Multzentrum lag auf dem Weg.