Mittelgewann Edingen-Neckarhausen: Das sagen die Fraktionen
Der Gemeinderat soll am heutigen Mittwoch die Grenzen des Neubaugebiets abstecken – Die RNZ zeigt, wie CDU, UBL, SPD, OGL und Uli Wetz dazu stehen

Das geplante rund elf Hektar große Neubaugebiet "Mittelgewann" zwischen Wasserturm (l. unten im Bild) und OEG-Wagenhalle (im Bild das weiße, rechteckige Gebäude) erregt momentan die Gemüter. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz und Maren Wagner
Edingen-Neckarhausen. Ein möglicher Bebauungsplan für das geplante Neubaugebiet "Mittelgewann", ein knapp elf Hektar großes Gelände im Außenbereich von Edingen, bewegt seit einigen Wochen die Gemüter. Heute Abend bringt Bürgermeister Simon Michler das Thema erneut auf die Tagesordnung der öffentlichen Gemeinderatssitzung, Beginn ist um 18 Uhr im Bürgersaal des Edinger Rathauses.
Die RNZ fasst zusammen, wie die Fraktionen und Einzelgemeinderat Uli Wetz zum Mittelgewann stehen.
CDU: Fraktionssprecher Bernd Grabinger teilt mit, die CDU wolle zukunftsorientiert die Gemeinde Edingen-Neckarhausen als "liebenswerte Gemeinde" zwischen den Großstädten Mannheim und Heidelberg entwickeln. Ziel sei es, Bauflächen für junge Familien, Wohnungen mit sozialem Charakter für mehrere Generationen bereitzustellen und dringend benötigte Einnahmen zu sichern. Die CDU spricht beim Neubaugebiet Mittelgewann von zu erwartenden Einnahmen von "circa sechs bis acht Millionen Euro". Diese Einnahmen brauche man, um Projekte wie das Hilfeleistungszentrum, Kindertagesstätten, barrierefreie Infrastruktur, Ausbau Neckarradweg, Verkehrsinfrastruktur und mehr umsetzen zu können.
UBL-FDP/FWV: Die Fraktion zweifelt an der Wirtschaftlichkeit des Projekts. "De facto würde sich in der Premium-Lage des Mittelgewanns, weitgehend in Privat- oder Landesbesitz, bezahlbares Wohnen für schmale Geldbeutel kaum realisieren lassen", formuliert die UBL. Sie fordert zudem, den Bebauungsplan für Neckarhausen-Nord energischer voranzutreiben, da dort der Kommune praktisch sämtliche Flächen gehörten.
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Die Fraktion plädiert für innerörtliche Verdichtung und Arrondierung. Sie fordert vor der Auflage eines Bebauungsplans für das Mittelgewann eine Bedarfsermittlung durch ein Fachbüro. Außerdem will sie, dass die Bürger frühzeitig an den Planungen beteiligt werden. Zweifel hegt die UBL auch daran, ob die vorhandene Infrastruktur (Straßen oder Kindertages- und Schulplätze) den Zuzug von bis zu 600 Neubürgern verkraftet. Bereits in der Gemeinderatssitzung im Juni hatte die UBL, unterstützt von der SPD, einen Antrag zur Vertagung des Punktes "Mittelgewann" gestellt, der angenommen wurde. Dies ist auch für die heutige Sitzung geplant.
SPD: Die Fraktion hatte der Verwaltung im Juni einen Fragekatalog zum Mittelgewann vorgelegt. Vorrangig wollte man wissen, ob der Bau von dreistöckigen Häusern für finanziell schwächere Menschen geplant sei. Dieser soll auf Basis von Erbpacht, also der Verpachtung von gemeindeeigenen Grundstücken, von einem Bauträger oder der kommunalen Bau- und Grundstücks GmbH realisiert werden. Damit will die SPD vermeiden, dass im Mittelgewann nur Einfamilienhäuser entstehen und Familien, die sich diese nicht leisten können, auf der Strecke bleiben. Auch die Bevorzugung von Häuserbauern aus der Gemeinde oder solchen, die wieder zurückkehren möchten, ist der SPD wichtig. Wie die Verwaltung in ihrer Antwort schreibt, sei sozialer Wohnungsbau möglich. Weil sich unter anderem diese Aussage aber nicht in der Beschlussvorlage befindet, hat die SPD eine Ergänzung an den Gemeinderat und den Bürgermeister geschickt. "Sozialer Wohnungsbau muss in der Beschlussvorlage drinstehen, sonst gehen wir nicht mit", kündigte Ortsvereinsvorsitzender Michael Bangert an.
Offene Grüne Liste: Die OGL verweist auf die Einzigartigkeit des Mittelgewanns als Naherholungsgebiet mit abwechslungsreicher Tier- und Pflanzenwelt, Gärten, Streuobstwiesen und Feldern. Sie teilt damit die Ansicht des Naturschutzbundes (Nabu) Heidelberg, der das Gelände in dieser Form erhalten wissen will. Die OGL beklagt, dass man ein solches Großprojekt nicht über die Köpfe der Bürger entscheiden dürfe. Auch sie will wissen, wie hoch der Wohnbedarf in der Kommune ist und hegt Zweifel daran, dass im Mittelgewann tatsächlich junge Familien oder ältere Menschen aus der Gemeinde zum Zuge kämen. Ihre Frage lautet auch: "Macht die Gemeinde tatsächlich den erwarteten Gewinn?".
Einzelgemeinderat Uli Wetz: Ihm geht es um folgende Probleme: Einen Beitrag zur Behebung der bundesweiten Wohnungsnot und das Auffangen des erwarteten Bevölkerungszuwachses sowie eine Deckung des Ersatzbedarfs unter anderem wegen Abriss von Altbestand. Wetz führt die veränderte Bevölkerungsstruktur und die nötige Aufbesserung der Gemeindefinanzen ins Feld. Er trete immer für den Erhalt und die Förderung der Umwelt ein. Gewichtige Gegenargumente könnten allein soziale Argumente sein: "In einem harten Konflikt zwischen sozialen und umweltlichen Erfordernissen, entscheide ich mich für den Vorrang des Sozialen, ohne die Ökologie zu vernachlässigen."



