Edingen-Neckarhausen: Hilft das Mittelgewann den Wohnraumbedarf zu decken?
Bürgermeister Simon Michler findet das Projekt Mittelgewann "spannend" und "lukrativ" - Auch ökologisches Bauen soll sich im geplanten Neubaugebiet wiederfinden

Das mögliche Baugebiet Mittelgewann mit dem großen Feld links und den vielen alten Streuobst-Gärten. Bürgermeister Simon Michler ist der Meinung, dass das Projekt zügig angegangen werden sollte, auch um die drei Kindergärten, die in den nächsten vier Jahren gebaut werden sollen, zu finanzieren. Foto: Kraus-Vierling
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. 600 Neubürger für Edingen-Neckarhausen, angesiedelt auf rund zehn Hektar Fläche im "Mittelgewann" in Edingen - ein Projekt, das Bürgermeister Simon Michler nicht nur "spannend", sondern auch lukrativ für die Kommune findet, wie er der RNZ auf Anfrage mitteilte.
Die Ausweisung von Baugebieten wie dem "Mittelgewann" war bereits Thema einer Klausurtagung des Gemeinderats; nun wird die Sache am kommenden Mittwoch, 15. Juni auch öffentlich zur Sprache kommen (Beginn der Sitzung um 18.30 Uhr, Bürgersaal, Rathaus Edingen).
"Investitionen, die künftig getätigt werden, müssen zwangsläufig, zumindest langfristig, durch Vermögensveräußerungen oder eben durch die Schaffung von Baugebieten gegenfinanziert werden", erklärt Michler. So seien die drei Kindergärten, die in den nächsten vier Jahren gebaut werden sollen, zwar beschlossen, aber alles andere als finanziert. Genauso wenig wie das von allen gewünschte Hilfeleistungszentrum.
"Gerade deshalb sollte neben Neckarhausen-Nord das Baugebiet ‚Mittelgewann‘ zügig angegangen werden." Alleine das "Mittelgewann" würde durch die Baulandbereitstellung einmal rund drei Millionen Euro für die Gemeinde einbringen. "Bei kompletter Bebauung kommen durch den Finanzausgleich und den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer jährlich über eine Million Euro dazu." Ein Teil des Geldes könne für künftige Investitionen in den Bereichen Bildung und Betreuung verwendet werden.
Der aktuell bekannte Bedarf an Betreuungsplätzen werde durch die Kindergartenneubauten, Amselweg bis Herbst 2017, Friedhofweg bis 2018/19 und "Hinter der Kirche" bis 2019/20 gedeckt.
Punktuelle Erweiterungen seien für die beiden katholischen Kindergärten in Edingen und Neckarhausen angedacht. Ein neuer Kindergarten in den Neubaugebieten sei vor 2022 mangels Bedarf derzeit unrealistisch, gibt Michler Antwort auf die Frage, ob die mühsam aufzubauende Betreuungs-Infrastruktur durch eine so hohe Zahl an Neubürgern nicht wieder zusammenbreche. Er vernachlässige die Entwicklung von "Neckarhausen-Nord" keineswegs, weist der Bürgermeister zurück. "Das hat höchste Priorität", Vorbereitungen für "wegweisende Gemeinderatsbeschlüsse" würden laufen. In den vergangenen Monaten hätten ihm Experten vom Nachbarschaftsverband, Erschließungsträger und Planer bestätigt, dass das "Mittelgewann" in kürzester Zeit bebaut werden könnte. Der Bedarf an Wohnraum sei hoch. Von einem Einwohnerplus, Stand 2008 waren es 14 258 Bürger, profitiere auch die heimische Wirtschaft.
Was ein höheres Verkehrsaufkommen betrifft, gibt sich Michler optimistisch, "zumal viele Neubürger die OEG nutzen werden, die fußläufig erreichbar ist. Diese Möglichkeit bieten nur wenige Neubaugebiete." Eine weitere Zufahrt an die L 637 sehe er nicht als unüberbrückbares Problem. Den Anteil an gemeindeeigenem Grund im "Mittelgewann" bezeichnete Michler als "relativ gering". "Allgemein gibt es einen bunten Mix an Eigentümern." Nein, ein Neubaugebiet schließe auch Ökologie nicht aus, ökologisches Bauen solle sich im geplanten Neubaugebiet durchaus wiederfinden.
"Als Bürgermeister sollte man neben der Umwelt aber auch die Finanzen im Blick behalten. Wenn die Gemeinde nicht nachhaltig die Einnahmeseite verbessert, werden wir die Lebensqualität im Ort nicht halten können", warnt Michler. Dauerhaft neue Schulden werde die Kommunalaufsicht nicht zulassen und Einsparungen, beispielsweise bei den Bädern, würden einen Verlust an Lebensqualität bedeuten. Und: "Den Flächenverbrauch können wir ohnehin nicht reduzieren. Sollten wir die Flächen aus dem Flächennutzungsplan nicht in Anspruch nehmen, werden diese früher oder später den Nachbargemeinden zugeschrieben."
Beabsichtigt sei ferner, 4,3 Hektar für den naturschutzfachlichen Ausgleich bereitzustellen. Nur ein Teil des Plangebiets bestehe aus Streuobstwiesen. "Es gibt auch einiges an Ackerflächen, die ökologisch nicht so wertvoll einzustufen sind. Ein Blick auf unser Luftbild zeigt: Wir bleiben eine Gemeinde mit viel Grün und Naherholungsflächen", betont der Bürgermeister abschließend.



