Ladenburg sucht Wohnungen für Flüchtlinge bei privaten Eigentümern

Nur wenige Eigentümer bieten der Stadt Wohnraum für Flüchtlinge an - Aufruf aus dem Rathaus

04.01.2017 UPDATE: 05.01.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 18 Sekunden

Carolin Loida sucht für die Stadt Ladenburg nach Wohnraum für Flüchtlinge. Allein in diesem Jahr gibt es einen Platzbedarf für etwa 65 Menschen. Foto: Dorn

Ladenburg. (fjm) Carolin Loida hat keine leichte Aufgabe vor sich: Sie muss in diesem Jahr Wohnraum für die Anschlussunterbringung von etwa 65 Menschen finden. 80 Flüchtlinge hat der Rhein-Neckar-Kreis der Stadt Ladenburg für 2017 angekündigt.

"Wir haben aber schon im vergangenen Jahr 17 mehr untergebracht, als vorgegeben war", sagt die Leiterin der Abteilung Ordnung, Soziales, Schulverwaltung im Rathaus. Dabei konnte die Stadt allerdings noch auf eigene Immobilien zurückgreifen, von denen jetzt nur noch zwei Wohnungen verfügbar sind. Dort wäre Platz für etwa 15 Menschen. "Darüber hinaus sind wir auf Angebote angewiesen", sagt Loida.

Im vergangenen Dezember hatte sie deshalb einen Aufruf in den Tageszeitungen gestartet. Das Ziel: den Eigentümern die Stadt als Mieter attraktiv zu machen. K.o.-Kriterien gibt es bei der Suche eigentlich nicht. "Die Immobilie muss sicher sein und den gesetzlichen Standards genügen", so Loida zu den Mindestvoraussetzungen, "aber ein neuer Boden ist zum Beispiel nicht unbedingt notwendig."

Es ist ihr wichtig, klarzumachen, dass die Stadt erst einmal für jedes Angebot offen ist - auch was die Mietpreise angeht. Zwar steckt die Stadt nach wie vor in einer schwierigen Haushaltssituation, doch eine absolute Schmerzgrenze bei Quadratmeterpreisen will Loida nicht nennen: "Das ist immer individuelle Verhandlungssache", sagt sie nur. Im ortsüblichen Mietpreissegment sollten die angebotenen Objekte liegen - heißt: Astronomische Preise sollten die potenziellen Vermieter nicht fordern.

"Wir wollen die Objekte auch nicht für die nächsten 50 Jahre mieten", versucht Loida den Eigentürmern mögliche Ängste zu nehmen. Fünf Jahre seien ein realistischer Zeitraum, zudem könne der Wert der Immobilie durch ihre Nutzung eher erhalten werden als bei Leerstand.

Auch interessant
: Ladenburg begrüßt Flüchtlingsfamilien mit Applaus

Doch die Zahl der bisher angebotenen Objekte ist gering: Drei oder vier Angebote habe sie auf einen weiter zurückliegenden Aufruf erhalten - auf den im Dezember hin gar keine. "Allgemein ist die Resonanz sehr niedrig", bilanziert sie. Das läge aber nicht so sehr an möglichen Vorbehalten gegenüber Flüchtlingen als vielmehr an der insgesamt angespannten Situation auf dem Ladenburger Wohnungsmarkt. "Wenn jemand im Moment vermieten will, muss er ja meistens gar nicht nach Interessenten suchen", sagt Loida, "die findet man schon im Bekanntenkreis."

Dort, wo bereits Flüchtlinge untergebracht sind, habe es bisher keine negativen Rückmeldungen gegeben, sagt sie. "Wir haben auch immer offene Treffen mit den Anwohnern gehabt, bei denen die meisten Ängste abgebaut werden konnten", so Loida. Von möglichen Vermietern komme allerdings oft die Frage, ob man beeinflussen könne, wer am Ende im angebotenen Objekt wohnt. "Da können wir Wünsche beim Landratsamt anmelden, und das tun wir auch", sagt Loida, schränkt aber gleichzeitig ein: "Als Stadt können wir darüber nicht entscheiden."

In ein paar Wohnungen, die der Stadt gehören, wäre sogar noch Platz. Der steht allerdings nicht für die Anschlussunterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung, sondern als Unterkunft für Obdachlose. "Wenn jemand heute durch eine Zwangsräumung obdachlos wird, müssen wir ihm sofort ein Dach über den Kopf geben", erläutert Loida. Dazu ist die Kommune per Gesetz verpflichtet. "Deshalb versuchen wir, die Objekte für Obdachlose und Flüchtlinge zu trennen."

So kann den Behörden auch nicht vorgeworfen werden, Flüchtlinge gegenüber Obdachlosen vorzuziehen. "Diese Objekte bleiben in jedem Fall frei", sagt Loida - zumal die Unterbringung von Flüchtlingen deutlich planbarer ist. Bauchschmerzen bereitet Loida die Suche nach Wohnungen deswegen bisher noch nicht: "Die Unterbringung hat ja 2016 auch gut geklappt." Dennoch freut sie sich über jedes Angebot und jeden Eigentümer einer Immobilie, der Interesse zeigt und sich erkundigt.

Info: Wer eine Immobilie anbieten möchte, kann dies direkt bei Carolin Loida tun. Sie ist telefonisch unter der Durchwahl 0 62 03 / 70.140 und per Mail an carolin.loida@ladenburg.de erreichbar. Mails an ihre frühere Adresse werden nicht weitergeleitet.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.