Ladenburg begrüßt Flüchtlingsfamilien mit Applaus

Die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge ist ungebrochen - Max Keller: Die Stadt kann weitere 200 Menschen verkraften - Willkommensfest für Neuankommende ist ein Erfolg

01.02.2016 UPDATE: 02.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden

Philipp Hund (2.v.r.) betreut Familie Dimoviv vom Balkan. Zu Ihrem Fluchtgrund sagt er: "Klar, sind es wirtschaftliche Gründe, aber ist eine solche Flucht nicht verständlich?"

Von Axel Sturm

Ladenburg. Mit einem Willkommensfest im Saal der evangelischen Gemeinde wurden fünfzig weitere Flüchtlinge der sogenannten Anschlussunterbringung in Ladenburg begrüßt. Verantwortlich für die Menschen sind die Kommunen. Die Ladenburger haben sich auf den Zuzug vorbereitet. So stellte zum Beispiel die evangelische Gemeinde drei Wohnungen im Gemeindehaus kostenlos zur Verfügung. Auch städtische Liegenschaften dienen zur Unterbringung der Menschen vom Balkan und aus Afrika.

"Sie alle sind uns herzlich willkommen - Sie sind in Ladenburg gerne gesehen und wir werden Ihnen respektvoll begegnen", begrüßte Bürgermeister Rainer Ziegler die Familien. Jede erhielt einen Willkommensapplaus.

Das gemischte Ensemble der städtischen Musikschule unter der Leitung von Sabine Kilian stimmte Willkommenslieder an, auch der Sprecher des Arbeitskreises Flüchtlinge, Max Keller, hieß die Menschen in Ladenburg willkommen. Rund 100 Flüchtlinge seien derzeit in Ladenburg in der Anschlussunterbringung untergebracht, sagte Keller. Die Stadt könne sicherlich noch weitere 200 verkraften. "Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass sich die Flüchtlingsfamilien in unserer Stadt integrieren", sagte der Arbeitskreissprecher. Die rund 150 Begleiter der Familien lobte der Bürgermeister: "Sie leisten einen großartigen Dienst für die Gesellschaft." .

Zum "Flüchtlingshausmeister" in der Kommune wurde Andreas Storz, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, abgestellt. Er kümmert sich um die Neuankömmlinge und ist ihnen ein wichtiger Ansprechpartner. Storz richtet in Absprache mit Gebäudemanager Götz Speyerer die Wohnungen ein und kümmert sich um ein friedliches Mieteineinader. Er hat ein Gespür dafür, welche Familien zueinander passen. "Die Stimmung im Land ist aufgeheizt, daher sollten keine Fehler gemacht werden, die man vermeiden kann", so Storz. Er hat ein gutes Verhältnis zu den Flüchtlingen, nur das Sprachproblem bereitet ihm manchmal Sorgen. Storz’ Lebensgefährtin kommt übrigens vom Balkan, so dass er öfter ihre Übersetzungshilfe in Anspruch nimmt. In der vorigen Woche ist außerdem eine Übersetzerin aus dem Kosovo in eine Flüchtlingswohnung eingezogen, die fünf Sprachen spricht.

Mit den afrikanischen Familien spricht Storz "Ladenburg-Englisch". "Am Monday I will visit you - I look for deine Waschmaschin", kündigte sich der Hausmeister bei Glory aus Nigeria an, die mit ihren drei Kindern in Ladenburg eine neue Heimat gefunden hat. Ihre Tochter Destiny ist erst wenige Monate alt und natürlich braucht eine dreifache Mutter eine funktionierende Waschmaschine. Was die Familien aber auch benötigen, ist eine intensive Betreuung. Hierfür hat der Arbeitskreis ein Patenprogramm ins Leben gerufen. Der Familienvater und Politikwissenschaftler Philipp Hund betreut die sechsköpfige Familie Dimovic.

Er kann gut nachvollziehen, warum die Eltern mit ihren Kindern den Balkan verlassen haben. "Klar, sind es wirtschaftliche Gründe, aber ist eine solche Flucht nicht verständlich?", fragt Hund. Die vier Kinder haben sich schon nach kurzer Zeit hervorragend integriert. Sie besuchen Kindergärten und Schulen in Ladenburg. Hund lobte die Verantwortlichen der Werk-Realschule, unkompliziert sei die Anmeldung dort gewesen. Auch die meisten Ärzte seien kooperativ - andere lehnen allerdings eine Behandlung ab, wenn sie erfahren, dass es sich um Flüchtlinge handelt.

Für den Politikwissenschaftler ist die Übernahme einer Patenschaft eine lehrreiche Erfahrung. Mittlerweile sei eine emotionale Bindung entstanden. "Die Familie ist mir ans Herz gewachsen." Rund zehn Stunden in der Woche kümmert er sich um seine Patenfamilie. Menschen in Not zu helfen sei für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Die Stimmung beim Willkommensnachmittag berührte die Sprecher des Arbeitskreises, Max Keller und Sabine Weil, besonders. Der Musiker Matt Fedel sprach von einer beispielhaften Aktion und der Bürgermeister war optimistisch. "Es wird gut gehen, weil wir uns verstehen", so der Bürgermeister.

Vor dem Kaffee lud Gemeindediakon Thomas Pilz die Besucher noch zu einem Spiel ein, das mit Teamarbeit gelöst werden konnte. Auch Pilz ist davon überzeugt, dass sich die Probleme im Team sicherlich lösen lassen.

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