Ehrenamtliche erhoffen sich mehr Zulauf
Seit Mitte Mai gibt es im Edinger Schlösschen Kleidung zum Schnäppchenpreis

Im Erdgeschoss des Edinger Schlösschens kaufen keineswegs nur Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Gerberstraße oder aus der Anschlussunterbringung im Ort ein. Einen Nachweis, wie man ihn im Tafelladen vorlegen muss, braucht es in der Kleiderstube nicht. Was aus dem Verkauf erwirtschaftet wird, fließt an den Sozialfonds der Gemeinde. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Es ist einiges los an diesem Nachmittag in der Kleiderstube, die seit Mitte Mai im Erdgeschoss des Edinger Schlösschens geöffnet hat. Jutta Rinklin, die das Projekt zusammen mit Brigitte Häusle vom Arbeitskreis Bündnis für Flüchtlingshilfe initiiert hat, hält einen schlafenden Säugling im Arm. Seine Mutter sieht sich derweil in Ruhe um. Die junge Syrerin ist gerade gemeinsam mit einer Freundin dabei, Kinderkleidung auszusuchen.
Am Ende gehen beide Frauen mit zwei vollen Tüten aus der Tür hinaus. Beim Kassieren der ohnehin sehr gemäßigten Preise drückt Rinklin noch einmal ein Auge zu: Sie und Häusle kennen ihre Schützlinge und wissen, bei wem es finanziell stärker klemmt als bei anderen.
Letztlich gleicht es sich aus, denn im Erdgeschoss des Schlösschens kaufen keineswegs nur Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Gerberstraße oder aus der Anschlussunterbringung im Ort ein. Einen Nachweis, wie man ihn im Tafelladen vorlegen muss, braucht es in der Kleiderstube nicht.
Wer es sich leisten kann, zahlt ein bisschen mehr
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"Wir wollten das von Anfang an bewusst so halten, dass bei uns jeder einkaufen kann, der möchte, egal, wo er herkommt", erklärt Jutta Rinklin. Und die, die es sich leisten können, geben eben einfach ein wenig mehr. Ein Solidaritätsprojekt also, und nachhaltig noch dazu: Die gespendeten Kleidungsstücke müssen nicht in den Müll oder in den Container geworfen werden, sondern finden eine neue Verwendung.
Was aus dem Verkauf finanziell erwirtschaftet wird, fließt dem Sozialfonds der Gemeinde zu. "Als wir vor zwei Jahren begonnen haben, Kleidung für die Flüchtlinge zu sammeln, kamen häufiger Sachen zum Aussortieren", erzählt Rinklin. High-Heels zum Beispiel, die niemand so recht brauchen konnte. Jetzt seien die Dinge "ordentlich bis super". "Vieles davon ist zu klein oder zu weit geworden, wir bekommen Fehleinkäufe oder all das, was zu viel im Kleiderschrank ist", meint sie weiter.
Anne-Kristin Rüsseler, die ehrenamtlich zwei, drei Flüchtlingsfamilien betreut, findet die Kleiderstube "perfekt". "Ich kaufe gerne gebrauchte Kleidung, denn wir haben ohnehin zu viele Klamotten in der Welt", sagt sie und findet für ihre kleine Nichte einen Strampler mit Blümchendruck. "Es ist doch toll, dass man hier für wenig Geld einkaufen kann, ohne in die großen Städte zu müssen", findet sie.
In der Zwischenzeit ist ein Mann gekommen, der eine Jacke sucht. Er wird schnell fündig und die drei Euro, die das gute Stück kosten soll, bezahlt er gerne. 20 Cent kosten ein Paar Socken, ein Herrenanzug geht für fünf Euro über die Ladentheke. Es gibt vorgepackte Kisten mit einer Erstlingsausstattung ab Größe 50 bis hin zur Kleidung für Jugendliche bis circa 14 Jahre. Ein wenig Spielzeug ist im Angebot und einige gut erhaltene Schuhe. Doch Letzteres erbitten die Helfer gezielt als Spende, vor allem für den Sport. Im vorderen Zimmer findet sich Damen- und Herrenbekleidung, im zweiten Raum dann alles für Babys bis Teenager.
Die Idee einer Kleiderstube ist nicht neu. Bereits vor 20 Jahren zog Christa Falter das "Kleiderstübchen Butterfly" auf, weil zu dieser Zeit viele Flüchtlinge aus den Balkanstaaten kamen. Doch nachdem sie mehrfach ihren Standort aufgeben musste, hörte sie auf. "Ich habe schon länger an so ein Projekt gedacht. Doch von Verwaltungsseite her hat man die Notwendigkeit nicht ganz gesehen. Dann holten uns die Tatsachen ein", erzählt Jutta Rinklin.
Rinklin und Brigitte Häusle begannen damit, das Ganze im heimischen Gästezimmer aufzuziehen. Das sei kein Zustand gewesen. Mit dem Förderverein Edinger Schlösschen einigten sich beide, deren Erdgeschoss-Wohnung nutzen zu dürfen. Es ist ein schönes und gepflegtes Provisorium auf Zeit, denn geplant ist, die Kleiderstube in der neuen Unterkunft in der Mannheimer Straße einzurichten, sobald diese fertig ist. "Wir hoffen, dass uns die Kunden auch dort die Treue halten", sagen die Beiden. Ihr Team besteht inzwischen aus zehn Frauen, die sich in der Betreuung der Öffnungszeiten abwechseln. "Wir könnten noch ein wenig bekannter werden, generell mehr Zulauf wäre gut", finden sie.
Was Kleiderspenden angehe, so seien sie im Moment ausgelastet. Das könne sich ändern, wenn man wisse, wer in die Anschlussunterkunft einziehe, sagt Rinklin.
Info: Die Kleiderstube hat dienstags, 14 bis 16 Uhr, donnerstags, 10 bis 12 Uhr, und jeden letzten Samstag im Monat, 10 bis 12 Uhr, geöffnet, EG im Edinger Schlösschen, Hauptstraße.



