Edingen-Neckarhausen

Einsatz für ein gutes Miteinander

Erstmals tagte der Integrationsausschuss in großer Runde - 12,9 Prozent der in Edingen-Neckarhausen lebenden Bürger sind Ausländer

25.07.2017 UPDATE: 27.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Der Integrationsausschuss hat dem Gemeinderat gegenüber keine Weisungsbefugnis, kann aber raten und empfehlen. In der Sitzung hieß es auch, dass man bei der Integration der Flüchtlinge Fortschritte erziele. Foto: Pilz

Von Nicoline Pilz

Edingen-Neckarhausen. Zum ersten Mal tagte der Integrationsausschuss in großer Runde, erweitert um zehn sachkundige Bürger, viele von ihnen mit Migrationshintergrund und teilweise mit doppelter Staatsbürgerschaft. "Wir sollten uns häufiger anlassbezogen treffen und im Vorfeld von Entscheidungen des Gemeinderats, um Empfehlungen auszusprechen", meinte Gemeinderat Dietrich Herold, einer der Sprecher im Bündnis für Flüchtlingshilfe.

Der Integrationsausschuss hat dem Gemeinderat gegenüber keine Weisungsbefugnis, kann aber raten und empfehlen. Bürgermeister Simon Michler erklärte, man werde sich in dieser Runde im Herbst vor Ort an der geplanten Sozial- und Flüchtlingsunterkunft treffen.

Integrationsbeauftragte Sina Montassere, seit April 2016 in der Gemeinde tätig, gab eine Übersicht über ihre Funktion und ihre Aufgaben. So sei sie unter anderem zentrale Anlaufstelle in der Verwaltung für Mitarbeiter und Bürger, die mit Integration zu tun haben. Gemeinsam mit Kooperationspartnern werde sie für die jeweiligen Anliegen Lösungen suchen. Neben der Schaffung von Angeboten gehe es auch um die interkulturelle Öffnung der Verwaltungsstrukturen. Die Einrichtung eines Integrationsausschusses sei dazu ein wichtiger Schritt gewesen.

Kurz zog sie Bilanz über das Austauschnetzwerk INWEN (Integrationsnetzwerk Edingen-Neckarhausen) mit seinen verschiedenen Akteuren, über die vom Melanchthon-Kindergarten initiierte Aktion "Engel der Kulturen", die Eröffnung der Kleiderstube im Edinger Schlösschen. Der Kontakt zur Ditib-Islamischen Gemeinde habe sich gebessert, sei aber ausbaufähig. Inzwischen gebe es ein "Frauenfrühstück", ein Nachbarschaftstreffen sei geplant, wenn die neue Flüchtlingsunterkunft stehe. Generell hätten es hier Frauen schwerer, Bildungsangebote wahrzunehmen, um zum Beispiel die deutsche Sprache zu erlernen. "Da müssen wir ansetzen und entsprechende Angebote schaffen", sagte Herold. Lukas Schöfer (CDU) unterstützte das: "Vielleicht können wir die Ditib in dieses Gremium bekommen?". Schöfer sprach von Zwangsehen, eine "gängige Praxis auf beiden Seiten". Das Thema sei "tabuisiert und unterm Radar" der öffentlichen Wahrnehmung.

Von den 12,9 Prozent zugewanderten Einwohnern mit ausländischer Herkunft in Edingen-Neckarhausen haben türkischstämmige Bürger den größten Anteil. Die meisten Flüchtlinge kommen hingegen aus Syrien, dem Irak und Russland. Montassere schrieb in ihrem Bericht, dass sowohl auf türkischer als auch auf deutscher Seite immer wieder Forderungen laut würden, sich verstärkt in das kulturelle Leben der jeweils anderen Gruppe einzubringen.

Man könne den neuen Vereinsvorsitzenden der Ditib einladen, das sei eine gute Idee, befand Michler. Özkan Arslan meinte, er könne gerne helfen und das Gespräch mit der Gemeinde fördern, doch sei der Dialog "ein schweres Feld". "Die vierte Generation ist hier und sie spricht schlechter als die zweite", sagte Arslan. "Das ist bei der jüngeren deutschen Generation genauso", kommentierte Herold. Vielleicht könne man die islamische Gemeinde an der Festwoche zum 50-jährigen deutsch-französischen Partnerschaftsjubiläum 2018 beteiligen, schlug Maryvonne Le Flécher vor. "Wir müssen unser Augenmerk auf die Flüchtlinge richten, nicht auf die türkischen Freunde. Da hätten wir schon viel früher anfangen müssen und da haben wir viel versäumt", forderte Altgemeinderat Antonio Trezza.

Montassere sagte, bei der Integration der Flüchtlinge erziele man erste Fortschritte, besonders dank der Betreuung durch das Bündnis für Flüchtlingshilfe. Vor Jahreswechsel sollen in die neue Flüchtlingsunterkunft in Modulbauweise weitere 100 Menschen in die kommunale Anschlussunterbringung kommen. Ein wichtiges Thema wird dann sein, den sozialen Frieden in der Nachbarschaft zu wahren, kam es aus der Runde. "Wir müssen uns dort zeigen", sagte Herold. Künftige Sitzungen könne man in der Unterkunft abhalten. Ob die Einstellung eines vom Land finanziell geförderten Integrationsmanagers in Frage kommt, muss der Gemeinderat entscheiden.

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