Grüne: Helene Eggert verlässt den Weinheimer Gemeinderat
Weinheim. Das älteste Ratsmitglied zieht sich aus "persönlichen Gründen" zurück. Andreas Marg rückt für Helene Eggert nach.

"Der Rückzug aus der Politik ist für mich ein trauriges Ereignis", bedauerte Eggert gestern im Gespräch mit der RNZ. Schon als Jugendliche sei sie wegen ihrer Erfahrungen in der NS-Zeit "zutiefst politisiert" gewesen. 1929 in Bad Cannstatt (heute ein Stuttgarter Stadtteil) geboren, verlebte sie weite Teile ihrer Jugend in Salzburg, wo ihr Vater, ein überzeugter Sozialdemokrat, arbeiten "durfte".
"Nach dieser Zeit wollte ich immer für eine offene, zivile Gesellschaft eintreten, in der jeder Mensch respektiert wird", blickt sie zurück. Ihr Erststudium in den Fächern Geschichte, Erdkunde und Englisch musste sie unterbrechen, als das erste ihrer fünf Kinder zur Welt kam. Doch ihr Wissensdurst versiegte nicht: Als die Kinder größer waren, studierte sie Philosophie und Politik, nahm an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg eine Stelle als nicht-wissenschaftliche Mitarbeiterin an - und engagierte sich im Personalrat der Hochschule.
Aus der SPD, der sie seit 1964 angehörte, trat sie 1993 aus, weil die Partei eine Verschärfung des Asylrechts mitgetragen hatte. Von 1994 bis 1999 und seit 2006 war sie Mitglied der Weinheimer GAL-Fraktion. "Bei der Kommunalwahl 1999 hatten wir schlechte Ergebnisse, weil es hieß, die Grünen wollten fünf Mark für einen Liter Benzin." Die Zwangspause - im Jugendhilfeausschuss war sie aber weiter aktiv - nutzte sie, um sich ihren Traum von einer Promotion zu erfüllen. Das Thema der damals 77 Jahre alten Doktorandin: Die Geschichte des Bender'schen Erziehungsinstituts in Weinheim, eine frühere Eliteschule.
Kommunalpolitisch sind die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Integration von Menschen nicht-deutscher Herkunft ihre wichtigsten Anliegen. Und wie es der Zufall will, stehen morgen die Umsetzung des Kindertagesbetreuungsgesetzes und die Betreuung von Grundschülern auf der Tagesordnung. Die GAL-Fraktion nahm Eggerts Beschluss mit Bedauern zur Kenntnis: "Sie ist eine Frau, von der wir alle gelernt haben, und wir hoffen, dass sie uns weiter erhalten bleibt", erklärte Fraktionsvorsitzende Elisabeth Kramer.