80 Prozent der Wasserfläche bereits ausgebaggert
Beschwerden wegen Erdabtransport rückläufig - Zwei Verkehrsschilder irritieren

Obwohl das Projekt nur zu Fuß begehbar sein soll, gibt es hier nun Verkehrsschilder mit Hinweisen für Auto- und Lastwagenfahrer.
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Die Auflagen vom Landratsamt sorgen für ein wenig "Schilda" an der Fischkinderstube zwischen Edingen und Neckarhausen. Noch bevor das Geländer am Brückenbauwerk über dem Durchlass zum Neckar hergestellt ist, stehen bereits zwei Verkehrsschilder da, die eine Durchfahrt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen untersagen.
Nicht, dass Autoverkehr an dieser Stelle je geplant gewesen wäre, denn das gesamte Projekt mit Seitengewässer zur ungestörten Aufzucht von Fischbrut und grünem Klassenzimmer soll naturnahes und umweltpädagogisches Erleben vermitteln und ist nur zu Fuß begehbar. Vielleicht war das Landratsamt ja aber misstrauisch geworden, weil das Geländer von einer bayerischen Spezialfirma für Autobahnbrücken geliefert werden soll. Beim Rundgang über die Fischkinderstube schauten Dominik Eberle vom Bauamt und Landschaftsplaner Achim Bohrmann vom beauftragten Heidelberger Büro IUS nicht begeistert auf die stolz in die Höhe ragenden Verkehrsschilder, die nun "begrünt" werden sollen.
Ansonsten läuft es auf der Baustelle, wo die Zusammenarbeit mit der Odenwälder Firma Michel-Bau von Anfang an reibungslos klappte. "Wir haben mit dem Unternehmen sehr gute Erfahrungen gemacht", betonen Eberle und Bohrmann. Strittige Punkte müssen noch mit der Mannheimer Niederlassung des Unternehmen Schleith Baugesellschaft geklärt werden. Vonseiten der Gemeinde gibt es keine Anerkennung finanzieller Nachforderungen der Firma wegen weiterer Baugrunduntersuchungen. Diese Auseinandersetzung wird hinter den Kulissen von Anwälten beider Seiten weitergeführt.
Was den Abtransport von 60.000 Kubikmetern Erd- und Kiesmaterial angeht, so seien die Beschwerden aus der Bevölkerung rückläufig, sagt Bohrmann. "Sie gab es zu Beginn wegen Verschmutzung, dem Verkehrsaufkommen und Rückstaus an der Zufahrt", schildert er. Durch ständige Gespräche mit den Firmen und dem Spediteur habe man das in den Griff bekommen und unterbunden, die Bismarckstraße als kürzeren Schleichweg abseits der verhandelten Transportroute zu benutzen.
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80 Prozent der Wasserfläche von 320 Metern Länge und bis zu 55 Metern Breite sind aktuell ausgebaggert. Drei Zonen von 2,50 bis vier Meter Tiefe wird es nach Fertigstellung voraussichtlich im Frühjahr 2018 geben. Ursprünglich war das Projektende auf den Spätsommer dieses Jahres terminiert.
Was sagt das Regierungspräsidium (RP) zur Verspätung? Denn das Land hatte seine Förderung von 2,7 Millionen Euro an 3,4 Millionen Gesamtkosten zeitlich befristet. "Wir müssen gegenüber dem Regierungspräsidium noch eine formelle Bauzeitverlängerung beantragen, was geschieht, wenn die Ausschreibungsergebnisse für die Lose 3 und 4 vorliegen", sagte Eberle. Doch sei die längere Bauzeit ja plausibel begründet.
Klar ist auch, dass der geplante Holzsteg in den Neckar nicht förderfähig ist. Wasserrechtlich ist er zwar genehmigt, doch müsste die Kommune die geschätzten Kosten von 190.000 Euro alleine tragen. Der Gemeinderat muss heute entscheiden, ob er ihn bauen will oder nicht. Denn davon hängen weitere Schritte ab, die mit der Vergabe von Los 3, sprich die Herstellung von Wegen, der Vegetation, den Sitzstufen im grünen Klassenzimmer und des 200 Quadratmeter großen Sonnensegels einhergehen.
Gleichzeitig kommen auf die Kommune Kosten durch den Unterhaltungsvertrag mit dem Wasser- und Schifffahrtsamt zu, der sie verpflichtet, die in Mitleidenschaft gezogene kleine Bucht zu ertüchtigen. Gelder für die fällige Steinschüttung sind im Haushaltsjahr aber nicht finanziert. Der an dieser Stelle geplante Steg, so die Ansicht der Gemeinde, sorge auf Jahre hinaus für eine weitere Unterhaltungslast.
Ob aus den von Altbürgermeister Roland Marsch eingeworbenen Firmen- und Privatspenden noch etwas übrig ist, hängt von der Schlussrechnung für die Lose 1 und 2 ab. Und diese liegt zurzeit noch nicht vor. Jedoch beinhaltet der Förderbescheid des Landes vom November 2015 die Anlage des Seitengewässers, den Bau von Brücke- und Rohrdurchlass, das Klassenzimmer, Wege und drei Stege, die ins Seitengewässer hineinragen.
Info: Über den aktuellen Stand der Baustelle berichtet in der Gemeinderatssitzung heute Abend um 19 Uhr Planer Achim Bohrmann. Außerdem werden die Lose 3 und 4 beauftragt.



