Macht sich der Naturschutz lächerlich?
Friedrich Horch hat auf seinem Grundstück im Mittelgewann Bäume umgehauen - Nabu schlug Alarm - Ingenieur kritisiert Vorgehen

"Da war definitiv nichts drin", sagt Friedrich Horch zu den Bäumen auf seinem Grundstück im Mittelgewann. Die Nabu-Ortsgruppe glaubt das nicht und hat die Umwelt-Meldestelle informiert. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. "Ich stehe voll hinter den Naturschutzgesetzen, aber man muss doch auch Maß und Ziel haben", sagt Friedrich Horch. Der Bauingenieur aus Lingenfeld ist der Besitzer jenes Grundstücks im Mittelgewann, auf das die Edingen-Neckarhäuser Ortsgruppe des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) jüngst die Polizei bestellt hat. Grund dafür: Horch hatte "zwei, drei tote Bäume", wie er selbst betont, sowie einigen Wildwuchs entfernt.
Ob in den umgehauenen Bäumen Nisthöhlen waren, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Der Nabu sagt ja, Horch habe alten Baumbestand gefällt, der zahlreiche Nisthöhlen enthalten habe. Damit habe er gegen das Bundesumweltschutzgesetz verstoßen. Horch und Bauamtsleiter Horst Göhrig dagegen verneinen das. "Da war definitiv nichts drin", erklärt der Ingenieur gegenüber der RNZ.
Horch ist verärgert, denn der Nabu habe bereits zuvor zwei Nisthilfen für Steinkäuze auf seinem Grundstück aufgehängt. Ohne seine Erlaubnis, dafür mit der einer Pferdebesitzerin, die mit seiner Billigung ihre Tiere, darunter wohl auch Schafe, auf dem Grundstück weiden lassen durfte. "Sie hatte mich gefragt, und ich habe ja gesagt. Dafür wollte sie das Grundstück pflegen, das Gras kleinhalten und etwas gegen den Wildwuchs tun", schildert Horch.
Da sich bis aufs kurzgefressene Gras aber nichts getan habe, sei er nun selbst darangegangen, wildgewachsene Sträucher rauszuholen und tote Bäume zu entfernen. Hier hatte Bauamtsleiter Göhrig bereits unterstrichen, dass Horch seiner Verkehrssicherungspflicht nachgekommen sei, da einer der Bäume nah am Fußweg stand. Zu keiner Zeit, so Horch, habe es einen Pachtvertrag mit der Pferdebesitzerin gegeben: "Das war von mir nur geduldet."
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Er habe es daher auch "unverschämt" gefunden, dass die Frau an seinem Grundstück ein Schild gegen die geplante Bebauung des Mittelgewanns aufgestellt habe. Ohnehin, so Horch, sehe er die "wahre Absicht des Nabu darin, mit allen Mitteln, auch Halbwahrheiten, Fakten zu schaffen, die die Bebauung des Mittelgewanns verhindern könnten". Die Art und Weise, wie die Nutzerin seines Grundstücks und der Nabu vorgegangen seien, habe ihn geärgert.
Während Stefan Brendel, Sprecher der Edingen-Neckarhäuser Nabu-Gruppe, Friedrich Horch die "umfassende Rodung" als "Trotzreaktion" vorwirft, weil die Gegner einer Bebauung im Bürgerentscheid im vergangenen Jahr gesiegt hatten, findet Horch, der lange Jahre in Edingen-Neckarhausen gelebt hat, dass der Nabu auf "Kleinigkeiten" rumhacke. "Der Naturschutz muss aufpassen, dass er sich nicht lächerlich macht. Ich bin ein Freund der Natur, aber man muss doch die Kirche im Dorf lassen", sagt er.
Anstatt die Ursachen für das Insektensterben und somit den Rückgang der Vogelpopulation, etwa durch das Pflanzengift Glyphosat auf den Äckern, zu bekämpfen, verliere sich der Nabu in der Beseitigung der Symptome. Er habe Brendel aufgefordert, die Nisthilfen für Steinkäuze, deren Sinn Horch anzweifelt, zu entfernen und sein Grundstück nicht mehr zu betreten.
Fledermäuse und Steinkäuze würden im Mittelgewann offenbar nur von der Nabu-Gruppe gesichtet, sagt er. Und: Bei dem vom Nabu angesprochenen "Geröllhaufen", in dem Eidechsen Unterschlupf finden könnten, handele es sich um einen Rest zwischengelagerter Naturpflastersteine, die früher oder später weiterer Verwendung zugeführt werden sollten, erklärt Horch weiter.
Wann der Streit ein Ende findet, muss sich weisen. Der Nabu hat die Umwelt-Meldestelle informiert, Friedrich Horch sagt, er habe mit der Unteren Naturschutzbehörde telefoniert. Was die Nisthöhlen angeht, so stehen sich die Aussagen gegenüber.
Seitens der Nabu-Ortsgruppe wollte man die Stellungnahme Horchs nicht kommentieren, "da es weder der Natur noch dem Artenschutz hilft, sich hier in endlosen Diskussionen zu verlieren", wie Stefan Brendel erklärt.



