Grün-schwarzer Zoff um den Radweg
CDU-Abgeordneter Schütte will die Umwandlung einer Fahrspur nicht – Er ist sauer, weil sein grüner Kollege Katzenstein vorpreschte

Von Christoph Moll
Neckargemünd/Bammental/Heidelberg. Immer wieder knirscht es in der grün-schwarzen Landesregierung - sowohl bei großen als auch bei kleinen Themen: Anders als es klang, herrscht beim geplanten Radweg auf der B37 zwischen Neckargemünd und Heidelberg alles andere als Einigkeit. "An dieser Stelle haben Grün und Schwarz eine unterschiedliche Sicht", formuliert es der CDU-Landtagsabgeordnete Albrecht Schütte aus Bammental diplomatisch. Tatsächlich könnten die Standpunkte aber nicht unterschiedlicher sein: Der Neckargemünder Grünen-Abgeordnete Hermino Katzenstein forciert den Radweg, für den eine der vier Fahrspuren wegfallen würde - Schütte will dies aber überhaupt nicht.
Katzenstein ist unlängst vorgeprescht und hat über die Ergebnisse eines Treffens im Verkehrsministerium in Stuttgart berichtet. An diesem hatten neben ihm die Bürgermeister aus Neckargemünd und Bammental, Frank Volk und Holger Karl, und der Stellvertreter von Landesverkehrsminister Winfried Hermann teilgenommen. Dabei brachte Katzenstein die Idee ins Spiel, eine Fahrspur der B37 zwischen Neckargemünd und Schlierbach probeweise zum Radweg zu machen - was auf Wohlwollen gestoßen sei, wie er berichtete.
Albrecht Schütte ist über diese Entwicklung gar nicht glücklich, ja sogar ein bisschen sauer: "Es gab viele Gespräche und die Absprache, dass wir offene Fragen erst direkt mit den Behörden klären, bevor wir ans Ministerium gehen", sagt er. Dies sei aber nicht eingehalten worden. Schütte: "Es ist schade und seltsam, dass wir diese Sache gemeinsam angehen, es dann Einzelgespräche gibt und ich davon erst danach erfahre."
Schütte freut sich zwar, dass Neckargemünds Bürgermeister Frank Volk ihm öffentlich für sein Engagement dankte. Doch für einen Radweg auf der B37 zwischen Neckargemünd und Schlierbach habe er sich nie stark gemacht, betont Schütte. Er befürchtet nämlich, dass der Wegfall einer Fahrspur der B37 zu Staus und somit zu noch mehr Ausweichverkehr "über den Berg" führt - also durch Bammental, Gauangelloch, Gaiberg und Lingental. Dabei würden die dortigen Anwohner schon jetzt leiden. "Auch ohne die derzeitige Baustelle in Bammental stauen sich die Autos im Feierabendverkehr von Gaiberg kommend bis weit vor den Ortseingang", berichtet Schütte. Bei 18.000 Autos täglich auf der B37 könne er sich nicht vorstellen, dass der Wegfall einer Spur keine Auswirkungen habe - zumal weitere Sanierungen anstehen wie die L 600 zwischen Gaiberg und Leimen und nächstes Jahr die Straße zwischen Gaiberg und Heidelberg.
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Schütte glaubt, dass ein Radweg an der B37 auch ohne den Wegfall einer Fahrspur möglich ist. Dass es Handlungsbedarf gibt, weiß er aus eigener Erfahrung, ist er doch als Schüler im Sommer täglich auf dem Gehweg an der B37 nach Heidelberg gefahren. "Dieser ist eine akzeptable Notlösung, aber für einen Familienausflug ungeeignet", so Schütte. Wichtig ist ihm deshalb, dass der Radweg auf der nördlichen Neckarseite zwischen Kleingemünd und Ziegelhausen schnell gebaut wird. Hier halte das Ministerium einen Baubeginn im Jahr 2020 für möglich. Er wundere sich, so Schütte, dass Katzenstein den Baubeginn hier erst in den "20er-Jahren" sieht.
Schütte glaubt, dass sich Katzensteins Vorpreschen sogar negativ auf den ebenfalls geplanten Radweg zwischen Bammental und Neckargemünd auswirken könnte. Denn hier gelte es beim Naturschutz noch große Herausforderungen zu meistern, so Schütte, der seit Jahren für einen Radweg an der B45 kämpft. Das Problem: Direkt an die Straße grenzt ein Naturschutzgebiet - und für den Radweg müsste die Böschung verbreitert werden. "Das geht nur, wenn es keine andere Möglichkeit gibt", erklärt der Abgeordnete. Alle anderen Varianten - oberhalb der Bahnlinie, durch die Elsenzaue oder auf dem Hollmuthrücken - seien untauglich. "Die Abstimmung mit den Behörden hätte man besser abwarten sollen", meint Schütte.



