A5-Ausbau

Walldorf will eine weitere Ausfahrt

Regierungspräsidium Karlsruhe bevorzugt andere Lösungen - Planungen im Gemeinderat vorgestellt

21.12.2018 UPDATE: 22.12.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 5 Sekunden

Blick von der Brücke am Bründelweg auf die A5 bei Walldorf: Geht es nach der Stadt, könnte hier eine zusätzliche Ausfahrt den Verkehr früher in Richtung Industriegebiet ableiten. Das Regierungspräsidium hält bisher aber nichts von diesen Plänen. Foto: Rößler

Walldorf. (rö) In St. Leon-Rot wurden die Planungen bereits vorgestellt, nun war der Walldorfer Gemeinderat an der Reihe: Kai Zumkeller (Abteilung Straßenplanung) und Frank Hildenbrand (technischer Umweltschutz) vom Regierungspräsidium Karlsruhe präsentierten den aktuellen Stand des sechsstreifigen Autobahn A5-Ausbaus, der von 2022 bis 2025 über die Bühne gehen soll. Der Gemeinderat zeigte sich mit dem vorgesehenen Lärmschutz ebenso weitgehend zufrieden wie mit der "Omega-Lösung" für die Rennbahnstraße - anstelle der heutigen Autobahnunterführung soll eine Brücke in Form des griechischen Buchstabens über die A5 führen.

Überhaupt nicht einverstanden war man in Walldorf allerdings damit, dass die Pläne nicht, wie gewünscht, eine zusätzliche Ausfahrt vorsehen, mit der man den Verkehr von Süden her früher als jetzt in Richtung Industriegebiet von der Autobahn ableiten könnte, zum Beispiel auf Höhe des heutigen Bründelwegs. Bürgermeisterin Christiane Staab kündigte deshalb an, man werde sich noch einmal im technischen Ausschuss mit dem Thema befassen, um dann dem Regierungspräsidium eine Stellungnahme der Stadt zukommen zu lassen.

Man habe mit Simulationen die Leistungsfähigkeit der ausgebauten Autobahn bis zum Jahr 2030 ermittelt, hatte zuvor Kai Zumkeller erläutert, das gelte auch für die Anschlussstelle Walldorf-Wiesloch, an der die Ein- und Ausfahrspuren verlängert werden sollen. Man habe "zusätzliche Ausleitungen verworfen", da sie sich nach den Simulationen "nachteilig im nachgeordneten Netz" auf den Verkehrsabfluss ausgewirkt hätten.

Damit sei "eine große Chance vertan", kritisierte Werner Sauer (CDU), der nicht verstehen konnte, dass nichts getan werden soll, um den Verkehr früher von der Autobahn abzuleiten, bevor er die "Monsterkreuzung" belaste.

"Das kann nicht die endgültige Lösung sein", wunderte sich Manfred Zuber (SPD), dass man den Walldorfer Vorschlag "einfach so wegwirft". Man müsse die Monsterkreuzung vom Verkehr entlasten, gleichzeitig könne man an einer neuen Ausfahrt eventuell auch Parkflächen fürs Gewerbegebiet schaffen.

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Für Dr. Günter Willinger (FDP) gingen die Vertreter des Regierungspräsidiums "zu nonchalant" über die Einwände hinweg. "Die Autos stehen schon im Dannhecker Wald auf der Autobahn, die kommen gar nicht runter", sagte er. "Wenn Sie noch eine Ausfahrt machen, würden Sie dem Verkehr nicht hinterherhinken, sondern Sie wären vornedran", meinte Dr. Gerhard Baldes (CDU).

Zumkellers Argument, eine neue Ausfahrt würde den Kreisverkehr am Bründelweg überlasten, an dem auch die Zufahrt ins Industriegebiet ist, konnte Stadtbaumeister Andreas Tisch "nicht nachvollziehen". Der Kreisverkehr "funktioniert schon jetzt nicht mehr", sagte er. Zumkeller blieb allerdings bei seinem Standpunkt: "Das ist die beste Lösung, wir werden das vertreten."

Statt einer weiteren Ausfahrt müsse man "im Zug der Landesstraße L723" für einen besseren Abfluss sorgen, über den Mobilitätspakt weitere Maßnahmen ergreifen, an der Kreuzung eine "Rotlichtüberwachung" einrichten und "mittel- oder langfristig an den Monsterknoten" gehen - etwa mit einer Unter- oder Überführung.

Zu schmal und zu niedrig: Statt der Unterführung an der Rennbahnstraße soll nach dem A5-Ausbau eine "Omega"-Brücke über die Autobahn führen. Foto: Rößler

Zumkeller machte deutlich, der Autobahnausbau sei in die "höchste Priorisierung" im Verkehrswegeplan "gerutscht", die Brücke am Autobahnkreuz müsse "recht bald erneuert werden" und allgemein dränge die Zeit. Am Kreuz werde sich die Verkehrsführung durch zwei neue Halbdirektrampen ändern, ohne dass man dafür wesentlich mehr Raum benötige.

Während des Umbaus soll eine Behelfsbrücke Walldorf und St. Leon-Rot verbinden. Für den sechsspurigen A5-Ausbau werde man an der engsten Stelle (Höhe Ikea) die Fahrbahn leicht nach links verschwenken, an der Rennbahnstraße soll die Autobahn um zwei Meter abgesenkt werden, das wird durch die neue Omega-Brücke möglich. Notwendig wird eine landschaftspflegerische Kompensation, etwa durch Habitate für Eidechsen oder Fledermäuse.

Zum Lärmschutz sagte Frank Hildenbrand, an den bestehenden Wänden und Wällen entlang der Bundesstraße B291 werde man nichts ändern. Ausgebaut werden soll der aktuell "recht rudimentäre" Lärmschutz an der Autobahn selbst: mit Wällen und Wänden in Höhe von acht bis zehn Metern. Dazu komme lärmmindernder Gussasphalt, der bis zu zwei dB(A) schlucke und wesentlich weniger wartungsintensiv als "Flüsterasphalt" sei. Hildenbrand sprach von einer Nutzungsdauer von rund 25 Jahren.

Auf Nachfrage von Wilfried Weisbrod (Grüne), ob der Lärmschutz auf dem neusten Stand sei, sodass nicht mehr nachgebessert werden müsse, sagte Hildenbrand, man löse "100 Prozent der Schutzfälle tagsüber und nachts 88,2 Prozent". Alles andere sei unwirtschaftlich, die verbleibenden "wenigen Fälle" müsse man mit passivem Schallschutz lösen.

Dr. Günter Willinger fehlten Zahlen und er äußerte die Befürchtung, dass es zwar entlang der Autobahn leiser, in der Altstadt aber lauter werden könnte. Das soll laut Hildenbrand nicht der Fall sein. Er sprach von einer Lärmminderung zwischen 2 und 12,4 dB(A) und einem "optimalen Konzept".

Noch stehen alle Maßnahmen unter Genehmigungsvorbehalten. Kommt es zu keinen Verzögerungen, will man laut Kai Zumkeller den Vorentwurf im Frühjahr 2019 den zuständigen Ministerien vorlegen. Dann könnte das Planfeststellungsverfahren Ende 2019 oder Anfang 2020 beginnen, der vierjährige Ausbau 2022. "Das ist im Moment ein realistischer Zeitplan", sagte Zumkeller. Ob sich daran durch einen erneuten Vorstoß aus Walldorf etwas ändert, muss sich zeigen.

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