Schaugarten des Spargel-, Obst- und Gartenbauvereins St. Leon gedeiht
Vor gut zwei Jahren haben engagierte Vereinsmitglieder mit der Anlage begonnen - Weitere helfende Hände und "Beetpaten" gesucht

Egon Klevenz (li.) und Bernhard Waßmer vom Spargel-, Obst und Gartenbauverein St. Leon bei der Tabakernte; in seinem neuen "Schaugarten" hat der Verein zwei Tabaksorten und elf verschiedene Sorten Spargel angepflanzt. Fotos: Galyna Hecker-Petrova
Von Ute Teubner
St. Leon-Rot. Eine einzige Mirabelle hängt noch am Strauch. Sozusagen das "Anstandsstückchen". Johannes- und Stachelbeeren sind schon abgeerntet, Birnen und Pfirsiche noch nicht reif. Aber das Aronia-Stämmchen lockt mit praller Frucht: Säuerlich-herb schmecken die Apfelbeeren, etwas bitter, leicht pelzig, fast wie unreife Heidelbeeren. "Sie enthalten jedoch besonders viel Vitamin C", weiß Franz Stramm. Der Vorsitzende des Spargel-, Obst- und Gartenbauvereins St. Leon steht inmitten verschiedener Pflanzen, Gartengehölze und Obstbäume und blickt sich versonnen um: Der Schaugarten rund um die frühere Spargelhalle gedeiht prächtig.
Vor gut zwei Jahren haben engagierte Vereinsmitglieder unter der Ägide von Franz Stramm mit der Anlage des Obst-, Gewürz- und Kräutergartens, der die heimische Artenvielfalt demonstrieren und über einen Lehrpfad öffentlich zugänglich machen soll, begonnen. Der Anlass: "Wir nennen uns seit 130 Jahren ’Spargelgemeinde’, haben aber mittlerweile nur noch einen Spargelbauern vor Ort, das kann doch eigentlich nicht sein."
Als gebürtiger St. Leoner, dessen Eltern ebenfalls einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb führten, bedauert Stramm diese Entwicklung. "Unser Ziel ist es, St. Leon als Spargelgemeinde und damit auch unsere frühere Kultur zu erhalten", so der heimatverbundene 67-Jährige, der seit rund 15 Jahren dem Spargel-, Obst- und Gartenbauverein St. Leon mit seinen 40 Mitgliedern vorsteht und unter anderem auch im Förderkreis Spargelbau im Rhein-Neckar-Kreis sowie im Vorstand des Kreisverbandes für Obstbau, Garten und Landschaft Heidelberg aktiv ist.
Kein Wunder, dass es auch die heimischen Kulturpflanzen und Wahrzeichen "Spargel" und "Tabak" sind, die an vorderster Front im Schaugarten Wurzeln schlagen: Vor der Halle an der Kirrlacher Straße wachsen zwei Sorten Tabak und elf verschiedene Sorten Spargel - vom guten alten "Schwetzinger Meisterschuss" bis zu neueren Züchtungen wie dem "Huchels" oder dem ertragreichen "Gijnlim", vom Bleichspargel bis hin zum grünen, rosafarbenen oder violetten Stangengemüse.
Insbesondere für Schulklassen soll das Projekt "Schaugarten" künftig ein Anziehungspunkt sein. Franz Stramm: "Ihnen wollen wir zeigen, was so alles im heimischen Garten wachsen kann - wo sehen junge Menschen denn heute noch einen Quitten- oder Zwetschgenbaum?" Aber auch Schnitt- und Pflegekurse für interessierte Hobbygärtner stehen bereits auf dem Plan. So wartet denn der Obstlehrpfad mit Spalierobst und Sträuchern, Halb- und Hochstämmen auf. "Von jeder Obstsorte ist mindestens ein Exemplar vertreten", erklärt Franz Stramm stolz. Darunter auch Walnüsse, wie Adolf Brenzinger betont. Der ehrenamtliche Helfer reibt sich die Hände und prophezeit: "Dieses Jahr gibt übrigens ein Nussjahr par excellence."
Doch eigentlich gilt Brenzingers besonderes Augenmerk ganz anderen Pflanzen: den Kräutern nämlich. So ist er denn auch für den "Wärzwischpfad" mit den 14 "Sankt Leener Greitern" für die Kräuterweihe zuständig, den er hinter der Spargelhalle angelegt hat. "Als Buben sind wir in der ganzen Gegend herumgerannt, um sämtliche Kräuter für den ’Wärzwisch’, das Weihbündel also, zusammenzusuchen." Jetzt sind besagte Weihkräuter - vom seltenen "Dausedgildäkraut" (Tausendgüldenkraut) über das "Blutstrepflin" (roter Wiesenknopf) bis hin zum "Ackermänndlin" (Odermenning) - alle auf einen Streich im Schaugarten des Spargel-, Obst- und Gartenbauvereins zu finden. Nur die "Raibliemlin", die Sandstrohblumen also, lassen noch auf sich warten: "Die sind einfach hundsschwierig zu ziehen", bekennt Kräuterfreund Brenzinger. Aber gesät sind sie schon mal.
Ein "Erlebnisgarten" für Kräuter, Gemüse, Wild- und Duftrosen entsteht zurzeit noch. An die 40 Stunden pro Woche arbeiten momentan Mitglieder des Spargel-, Obst- und Gartenbauvereins an der Anlage, die mittlerweile von einer Sandsteinmauer umsäumt und mit mehreren Beeten bestückt ist. Sie soll zum Mittelpunkt, Schmuckstück und kommunikativen Treffpunkt des Schaugartens an der Spargelhalle werden samt idyllischer Sitzgelegenheit unter Felsenbirnen.
Allerdings: Fünf Beete des Kräuterlehrpfades sind noch nicht bepflanzt und warten darauf, angelegt zu werden. "Wir suchen noch Interessenten, die ein Beet unter ihre Fittiche nehmen und dieses kreativ gestalten und pflegen möchten", so der Appell von Franz Stramm. Schließlich soll der St. Leoner Schaugarten voraussichtlich im nächsten, spätestens aber im übernächsten Jahr offiziell eröffnet werden. "Aber bis dahin muss er erst perfekt sein", bekundet der Vereinsvorsitzende.
Info: Wer Interesse daran hat, sich um die Anlage und Pflege eines der Schaugartenbeete zu kümmern oder im Spargel-, Obst- und Gartenbauverein mitzuarbeiten, der kann sich an den Vorsitzenden Franz Stramm, Telefon 0 62 27/5 99 15, E-Mail franz.stramm@googlemail.com wenden. Auch zum wöchentlichen Arbeitseinsatz der Vereinsmitglieder, immer mittwochs ab 13.30 Uhr, sind neue Gesichter gerne gesehen.