"Café Mokka" in Wiesloch: "Ein guter Platz für Flüchtlinge"

Das "Café Mokka" im Jugendzentrum will eine Stätte der Begegnung und für mehr Integration sein

11.02.2016 UPDATE: 12.02.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 42 Sekunden

Sie gehören zu den "Mokkinos": Jürgen Wagner, Birgit Wagner, Amela Stadter und Gabi Lachenauer (von links). Foto: Pfeifer

Wiesloch. (oé) Anfangs waren es nur wenige Gäste, fünf oder sechs. Inzwischen sind es um die 30: zumeist junge Männer aus den Flüchtlingsheimen hier in Wiesloch. Aber auch Jugendliche, die das Jugendzentrum besuchen. Auch sie haben oft einen Migrationshintergrund. Immer montags abends treffen sie sich drei Stunden lang von 19 bis 22 Uhr im "Café Mokka". Dort wird Musik gehört und getanzt, andere spielen Schach oder Gesellschaftsspiele, auch an den Fußballtischen ist immer etwas los. "Ein guter Platz für Flüchtlinge", sagt ein junger Afghane, der hier regelmäßig zu Gast ist.

Seit fast einem Jahr gibt es die Einrichtung in Wieslochs Jugendzentrum nun schon. Betreut wird sie von einer siebenköpfigen Gruppe von Helfern, die allesamt aus dem Netzwerk Asyl kommen und diese Begegnungsstätte geschaffen haben, um den Flüchtlingen eine Abwechslung in ihrem tristen Alltag in den Flüchtlingsunterkünften zu bieten, aber auch um eine Begegnung mit Bürgern aus Wiesloch zu ermöglichen.

Daran hapert es bislang aber noch. Zwar kommen Wieslocher aus dem Familien- und Freundeskreis der Helfer gerne zu Besuch, Außenstehende sind aber eher selten zu Gast. Dabei wäre gerade dies so wichtig. "Wir möchten die Bevölkerung hierher einladen, um das eine oder andere Vorurteil abzubauen. Haben sich die Menschen erst einmal kennengelernt, sind viele Ängste auf einmal weg", sagt Amela Stadter, die von Anfang bei den "Mokkinos" mitarbeitet, so nennt sich das Team.

Die 37-jährige kam selbst mit elf Monaten als Adoptivkind nach Wiesloch, hat hier den größten Teil ihres bisherigen Lebens verbracht und möchte nun "ihrer Stadt" mit dem ehrenamtlichen Engagement für die Flüchtlinge etwas zurückgeben. Auch Mirko Laumann liegt "Wiesloch als Stadt am Herzen", auch wenn die Weinstadt nur sein Zweitwohnsitz ist. Der 50-Jährige arbeitet für MLP und pendelt an den Wochenenden regelmäßig zwischen Wiesloch und Magdeburg, wo seine Familie lebt. Dass er sich im "Café Mokka" engagiert, hat mit grundsätzlichen Erwägungen zu tun.

"Wenn man sieht, wo die Flüchtlinge herkommen, dann stehen wir hier auf der Sonnenseite des Lebens", erzählt er. "Und wenn man ehrlich ist, dann muss man auch zugeben, dass ein Teil unseres Wohlstandes daher kommt, dass es den Leuten dort nicht so gut geht." Er sieht die Länder Europas deshalb "schon ein bisschen in der Verantwortung". Und mit seinem Engagement will er persönlich seinem Teil dieser Verantwortung gerecht werden.

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Gerade beim Thema Integration sehen Mirko Laumann und Amela Stadter Handlungsbedarf. Dabei geht es ihrer Meinung nach nicht nur um Flüchtlinge, sondern generell um Menschen mit Migrationshintergrund oder auch um sozial schwächere Familien. Auch diese hätten Integrationsbedarf und sollten "mit ins Boot" geholt werden, finden die beiden. Das war auch der Grund, warum sich das Café-Mokka-Team entschlossen hat, einen eigenen Verein zu gründen. Beileibe keine Konkurrenz zum Netzwerk Asyl, das ja weiter wächst und inzwischen über 300 Ehrenamtliche zählt, wie Amela Stadter deutlich macht. Sondern eher eine Ergänzung: "Wir wollten es mit dem Verein so konkret wie möglich machen und auch Entscheidungswege verkürzen", ergänzt Mirko Laumann.

Für das neue Jahr hat sich der Verein, der sich soeben konstituiert hat, bereits viel vorgenommen. Bei den allmontäglichen Treffen wollen die Mitarbeiter des Café Mokka den künftigen Mitbürgern in loser Folge das Leben in Deutschland näher bringen. Die anvisierten Themen reichen vom Grundgesetz über das Verhältnis zwischen Mann und Frau bis hin zu den Sitten und Gebräuchen in Deutschland oder auch christlichen Feiertagen wie Ostern. Im Sommer soll es ein Open-Air-Konzert mit Flüchtlingen und lokalen Bands geben, außerdem ist ein Basketballturnier geplant. Auch Tischkickerturniere wird es wieder geben. Damit hatte man schon im vergangenen Jahr großen Erfolg. Den drei erstplatzierten Teams winkte damals als Preis jeweils ein Besuch bei Heimspielen des SV Sandhausen und der Heidelberg Academics. Ein interessantes Erlebnis für die jungen Teilnehmer.

Bei ihren Aktivitäten freuen sich die Aktiven des Café Mokka über jede Unterstützung - beispielsweise über die von Jugendzentrums-Leiter Jindro Stehlik, der den "Mokkinos" Team ganz unkompliziert mit Rat und Tat zur Seite steht. Oder über die jungen Praktikanten von der Internationalen Gesamtschule Heidelberg, die hier ihr Sozialpraktikum absolvieren, weil sie die Arbeit "total wichtig" finden. Weitere Unterstützung ist herzlich willkommen. "Wir freuen uns über jeden Besucher und auch über Menschen, die aktiv mithelfen wollen und Interesse an unserem Verein haben", sagt Amela Stadter.

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