"Wenn sich nichts tut, gibt's Rauenbergs Tierpark bald nicht mehr"
Hilferuf der Betreiber des Rauenberger Tierparks - Erneut in einer "kritischen Situation"

Rauenbergs Tierpark ist eine beliebte Einrichtung, vor allem bei jungen Familien. Ob er jedoch fortbesteht, ist ungewiss. Foto: Pfeifer
Rauenberg. (oé) Im Sommer 2013 hat ein neues Team die Vorstandschaft im Verein der Vogelfreunde übernommen und dem Verein damit neues Leben eingehaucht. Auch im Rauenberger Tierpark ging es danach wieder aufwärts.
Nun aber weist die Vorstandschaft in einem Brief an die Mitglieder darauf hin, dass sich der Tierpark erneut in einer "kritischen Situation" befindet. Die RNZ hat mit dem Vorsitzenden des Vereins, Timo Teufert, und mit dem Kassier Edmund Berger über die Probleme gesprochen.
Den Tierpark in Rauenberg plagen Sorgen. Wo drückt der Schuh?

Vorsitzender Timo Teufert. Foto: Kloé
Timo Teufert: Im Moment plagt uns vor allem die personelle Situation. Durch Krankheit und Wegzug sind wir sowohl im Vorstand als auch im Helferteam bei der Minimalbesetzung angekommen. Wir haben uns zusammengesetzt und für uns beschlossen, dass es so nicht mehr weitergehen kann. Zu fünft lässt sich das drei Hektar große Tierparkareal einfach nicht mehr bewältigen, zumal auch der tägliche Kampf ums Überleben unsere Ressourcen bindet und unsere Kraft und die der Mitarbeiter und der Helfer verschleißt. Einige sehr aktive Helfer und Vorstandsmitglieder haben deshalb in den letzten drei Jahren schon frustriert aufgegeben. Hinzu kommen die vielen Unzulänglichkeiten, wie zum Beispiel der Zustand von Gebäuden und Gehegen, die unsere Arbeit als Kampf gegen Windmühlen erscheinen lassen.

Kassierer Edmund Berger. Foto: Kloé
Edmund Berger: Wir haben ja Tiere und die müssen an sieben Tage der Woche versorgt werden: Sie müssen gefüttert und die Ställe gesäubert werden. Dazu kommen Sonderaufgaben, aktuell etwa durch die Vogelgrippe. Plötzlich standen wir vor der Situation, unser Wassergeflügel und unsere Vögel einsperren und das Hühnergehege abdecken zu müssen
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Was wollen Sie tun, um neue Mitglieder und Helfer zu gewinnen?
Timo Teufert: Wir fangen jetzt erst einmal an, unsere Mitglieder auf die Situation hinzuweisen und gehen an die Öffentlichkeit mit einer Infoveranstaltung am 13. März. Wir sagen aber auch ganz deutlich, dass wir uns eine Frist gesetzt haben. Wenn sich bis zum Sommer nichts tut, bleibt uns nichts anderes übrig, als den Tierpark abzuwickeln. Wir sehen täglich, welch großer Beliebtheit sich der Tierpark erfreut. Wir wollen den Rauenbergern aber auch klar machen: Wenn keiner hilft, gibt es ihn bald nicht mehr.
Sie haben es eben angesprochen: Der Tierpark ist ein Aushängeschild für Rauenberg. Da müsste doch auch die Gemeinde ein Interesse haben, dass diese Einrichtung erhalten bleibt.
Edmund Berger: In den zurückliegenden Jahren wurde im Gemeinderat viel darüber diskutiert, dass der Tierpark in finanziellen Nöten ist und so nicht weiterwirtschaften kann. Der Gemeinderat hat uns um einen Businessplan gebeten, den wir auch vorgelegt haben. Bei den laufenden Kosten haben wir einen Zuschussbedarf von monatlich 1700 Euro ausgewiesen. Der Gemeinderat hat uns 1200 Euro pro Monat bewilligt, die wir seit Januar 2015 bekommen. Damit alles nachvollziehbar ist, legen wir seither jährlich unsere Einnahmen und Ausgaben vor, etwa für Tierfutter, den Tierarzt, die Versicherungen und die Mitarbeiter. Dabei wird deutlich, dass wir von der Substanz leben, trotz der Spenden und der Einnahmen aus Festen und Veranstaltungen.
Timo Teufert: Unser Problem dabei ist: Als wir vor drei Jahren den Tierpark übernommen haben, waren bereits praktisch alle Rücklagen aufgezehrt, da man auch zuvor jahrelang von der Substanz gezehrt hat.
Edmund Berger: Der finanzielle Bedarf des Tierparks Rauenberg liegt bei 30.000 bis 35.000 Euro im Jahr. Die bauliche Substanz ist in wesentlichen Teilen katastrophal. Deshalb hatten wir im Rahmen des Businessplans auch einen Investitionsplan für fünf Jahre vorgelegt und ausgewiesen, was das kostet und was wir über Spenden einbringen können. Als erste große Maßnahme war das Eselhaus mit einem Lager für Heu und Stroh sowie einer Werkstatt geplant. Der Zuschussbedarf für diese Investition läge bei 25.000 Euro. Bei den Etatberatungen der Gemeinde wurden uns 10.000 Euro bewilligt. Die Crux ist, dass Gemeinderat und Verwaltung uns im Grunde als ganz normalen Verein sehen, der den Tierpark quasi zu seinem Vergnügen betreibt. Wir sehen das hingegen als quasi öffentliche Aufgabe im Interesse der Bevölkerung, speziell von Familien mit Kindern. Unserer Meinung nach müsste das anders gewichtet werden.
Wäre es denn eine Option, den Tierpark zu verkleinern und weniger Tiere zu halten?
Timo Teufert: Seit wir die Aufgabe übernommen haben, haben wir den Tierbestand schon massiv verkleinert. Als Reaktion auf die aktuelle Situation haben wir Anfang Februar unsere Schafe an einen Tierhalter in Ostdeutschland abgegeben, wo sie ihr Gnadenbrot bekommen. Der Trauerschwan wurde aus Tierschutzgründen an den Tierpark Bad Schönborn vermittelt, weil dort ein gleichaltriges Weibchen lebt. Eine weitere Reduzierung des Tierbestands ist aus unserer Sicht einfach nicht mehr machbar. Dann könnten wir auch gleich ganz zumachen.
Info: Der Rauenberger Verein der Vogelfreunde braucht dringend freiwillige Helfer, die in Vorstand, Verein und Tierpark mitarbeiten. Dazu findet am Montag, 13. März, ab 19 Uhr ein Informationsabend im Tierpark-Restaurant "Zeus" in der Bieggasse 17 statt.