L600 nach tödlichem Unfall auf dem Prüfstand (plus Video)
Das Unglück erschüttert weiterhin die Menschen. Eine Kommission soll den Unfall auf der L600 untersuchen.

Von Lukas Werthenbach
Leimen. Nach dem tödlichen Unfall am vergangenen Mittwoch auf der Landesstraße L600 wird eine Verkehrskommission den betreffenden Streckenabschnitt genauer unter die Lupe nehmen. Dies teilte das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises am Montag auf Anfrage der RNZ mit.
Zudem wird die Straße von Mittwoch bis Donnerstag voll gesperrt, um durch den Unfall beschädigte Teile der Fahrbahn zu sanieren. Derweil erklärte die Polizei auf Anfrage, dass schon relativ viele junge Motorradfahrer auf der Strecke verunglückt sind.
Ein Überblick über die wichtigsten Neuigkeiten:
> Die Strecke: Auf jenem Teil der Nordostumgehungsstraße zwischen Leimen beziehungsweise Heidelberg und Gaiberg herrscht "seit mindestens 2016" ein Tempolimit von 50 Kilometern pro Stunde, wie Landratsamtssprecherin Susanne Uhrig erklärt. Bereits 2019 war wie berichtet ein in Richtung Leimen fahrender 20-jähriger Motorradfahrer in einer Rechtskurve gestürzt, in den Gegenverkehr geraten und von einem Fahrzeug erfasst worden – auch er überlebte nicht. Nun verlor am Mittwoch an derselben Stelle ein ebenfalls bergab fahrender 24-Jähriger die Kontrolle über sein Motorrad, woraufhin er ebenfalls mit einem entgegenkommenden Auto kollidierte und sich tödliche Verletzungen zuzog. In beiden Fällen geht die Polizei von überhöhter Geschwindigkeit als Ursache aus. Kreis-Sprecherin Uhrig weist auf Anfrage auch auf das an dieser Stelle stehende Verkehrszeichen "Seitenwind" hin. Nachdem ein RNZ-Leser auf eine Art Fuge in der Fahrbahn am Übergang zur Brücke – also kurz vor der Unfallstelle – hingewiesen hatte, die für Zweiradfahrer gefährlich werden könne, fragte die Redaktion auch nach dieser: Laut Uhrig handelt es sich dabei um eine "Übergangskonstruktion" zwischen Brückenbauwerk und Straße, die "Bewegungen" der Brücke bei Temperaturunterschieden ausgleiche. "Dies ist an allen Brückenbauwerken ab einer gewissen Größe so", sagt Uhrig: "Von dieser Konstruktion geht bei vorgeschriebenem Fahrverhalten keine Gefahr aus."
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Schon nach dem Unfall 2019 war laut der Sprecherin eine Verkehrskommission – wie nach "derartigen Unfällen" üblich – bestehend aus Verkehrsbehörde, Straßenbaulastträger und Polizei vor Ort gewesen. "Entschärfungen des Streckenabschnitts wurden damals nicht vorgenommen", so Uhrig. Nun nehme die Kommission die Stelle erneut in Augenschein. "Zusätzlich wird der Streckenabschnitt vorsorglich auf Griffigkeit untersucht", heißt es weiter. "Sofortige Maßnahmen sind aber aus unserer Sicht aufgrund der Rahmenbedingungen nicht erforderlich", sagt Uhrig abschließend.
> Die Statistik: Auf Anfrage erklärt Polizeisprecher Tobias Hoffert, dass sich seit 2018 im betreffenden Kurvenbereich der L 600 insgesamt 14 Verkehrsunfälle ereigneten – darunter die zwei genannten tödlichen. "Die Hauptunfallursache für fast alle Unfälle war nach polizeilichen Ermittlungen eine nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit", so Hoffert: An fünf der 14 Unfällen waren Motorradfahrer beteiligt, wovon wiederum vier auf die "Unfallursache Geschwindigkeit" zurückzuführen seien. "Auffällig ist, dass bei allen verunfallten Motorradfahrern das Alter um die 20 Jahre liegt", sagt Hoffert.
> Die Sperrung: Nachdem infolge des jüngsten Unfalls Treibstoff ausgelaufen und beide Fahrzeuge in Flammen aufgegangen waren, müssen dem Landratsamt zufolge nun zwei "Schadstellen" auf etwa 50 Quadratmetern "punktuell saniert" werden. Anders als zunächst angekündigt geschieht dies laut Mitteilung vom gestrigen Montag zwischen Mittwoch- und Donnerstagmorgen, 5. bis 6. April. Gesperrt wird die L 600 zwischen der Abfahrt "Rohrbacher Straße/Im Breitspiel" und der Kreuzung mit der Heltenstraße zwischen Mittwoch, 9 Uhr, und Donnerstag, 7 Uhr. Die Umleitung von Leimen und Heidelberg kommend erfolgt über L 594 und L 547 nach Leimen-Gauangelloch. Von Gaiberg kommend wird der Verkehr über Heltenstraße und Bürgermeister-Lingg-Straße umgeleitet.
Update: Montag, 3. April 2023, 20.02 Uhr
Nach dem Unfall Vollsperrung am Mittwoch und Donnerstag
Leimen. (RNZ) Nach dem tödlichen Unfall am Mittwoch, bei dem ein Motorrad und ein Auto komplett ausbrannten, muss die Landesstraße L600 für Ausbesserungsarbeiten komplett gesperrt werden. Am Mittwoch und Donnerstag (5.-6. April) ist der Streckenabschnitt von der Abfahrt Rohrbacher Straße / Im Breitspiel bis zur Kreuzung L600 / Einfahrt Heltenstraße (Alte L600). Das teilt das Amt für Straßen- und Radwegebau des Landkreises am Montag mit.
50 Quadratmeter Asphalt wurden von den beiden Bränden zerstört und werden an den beiden Tagen erneuert.
> Der Verkehr von Leimen (Rohrbacher Straße) und Heidelberg kommend Richtung Gaiberg muss wegen der Sperrung über Leimen (L594) – Nußloch (L594) – Wiesloch (L547) – Baiertal (L547) – Schatthausen (L547) und Gauangelloch (K4160) umgeleitet werden. Die Umleitungsstrecke ist mit "U1" ausgeschildert.
> Der Verkehr von Gaiberg kommend wird über die Heltenstraße und Bürgermeister-Lingg-Straße umgeleitet.
Die Sperrung beginnt am Mittwoch um 9 Uhr und endet am Donnerstag um 7 Uhr.
Update: Montag, 3. April 2023, 14.15 Uhr
Welche Rolle spielte der Kanaldeckel bei den tödlichen Unfällen?
Leimen. (fre) "Wir können nicht immer nur zuschauen", sagte Oberbürgermeister Hans D. Reinwald am Donnerstagabend in öffentlicher Gemeinderatssitzung. Was nicht nur ihn aufgewühlt hatte, war der grässliche Verkehrsunfall auf der Leimener L 600-Nordostumgehung: Am Mittwochabend war ein 24-jähriger Motorradfahrer bei der Talfahrt frontal mit dem Auto eines 25-Jährigen zusammengeprallt. Der Motorradfahrer starb, der Autofahrer überlebte mit schweren Brandverletzungen.
Die Stadt werde sich mit der Verkehrsbehörde abstimmen, kündigte der OB an, inwieweit sich die Beschilderung bei der Unfallstelle verbessern lasse. Die von einem Tempo-50-Limit begleitete Unfallstelle: aus Richtung Lingental gleich nach der Brücke über den Steinbruch in der beginnenden Rechtskurve. An der gleichen Stelle in derselben Fahrtrichtung war bereits im März 2019 ein 20-jähriger Motorradfahrer zu Tode gekommen.
Bruno Lindenbach (FDP) zeigte seine Skepsis gegenüber einer neuen Ausschilderung: An Schildern und Verkehrsgeboten wie durchgezogenen Linien herrsche kein Mangel, sagte der Landwirt aus Lingental, der die Unfallstrecke kennt wie seine Westentasche. Wenn nicht konsequent kontrolliert werde, änderten auch die besten Schilder nichts an der Tatsache, dass auf der Strecke zu schnell gefahren und unerlaubt überholt werde. Die Leitplanken entlang der Straße hätten gar keine Zeit zu rosten, merkte er sarkastisch an, weil sie unfallbedingt immer wieder erneuert werden müssten.
Zudem hegte Lindenbach einen schlimmen Verdacht: Neben überhöhter Geschwindigkeit könnte auch ein Kanaldeckel auf der Fahrbahn mitschuldig gewesen sein an den beiden tödlichen Motorradunfällen.
Derweil sich Ordnungsamtschef Frank Kucs trotz angespannter Personalsituation offen für ein Mehr an Tempokontrollen zeigte, kündigte Bürgermeisterin Claudia Felden die Vollsperrung der Landesstraße 600 (L 600) am Montag, 3. April, an. In der Folge des Frontalzusammenstoßes waren beide Fahrzeuge total ausgebrannt und muss die Fahrbahn ausgebessert werden. Aktuell wird der Verkehr mit einer Ampelregelung an der Unfallstelle vorbeigeführt.
Update: Freitag, 31. März 2023, 19.55 Uhr

24-Jähriger starb bei Motorrad-Unfall
Der Motorradfahrer erlag nach dem Frontalzusammenstoß am Mittwoch seinen Verletzungen. Die Feuerwehr ärgerte sich bei der Unfallaufnahme über "Gaffer".
Leimen/Lobbach. (lew/luw) Der Motorradfahrer, der am Mittwoch um kurz nach 19 Uhr auf der Landesstraße L600 mit einem entgegenkommenden Auto kollidiert ist, ist im Krankenhaus infolge seiner schweren Verletzungen gestorben. Wie die Polizei nun berichtete, war er 24 Jahre alt.
Den Angaben der Beamten zufolge fuhr er von Lingental kommend in Richtung Heidelberg und geriet in einer Rechtskurve – aufgrund überhöhter Geschwindigkeit – in den Gegenverkehr. Dort stieß er wie berichtet frontal mit dem Auto eines 25-Jährigen zusammen.
Laut Polizei platzte bei dem Zusammenstoß der Benzintank des Motorrads, wodurch der Kraftstoff auf beide Fahrzeuge floss und Feuer fing. Auffällig: Vor fast genau vier Jahren war an derselben Stelle auf ähnliche Weise ein 20-jähriger Motorradfahrer ums Leben gekommen.
Der in diesem jüngsten Unfall betroffene Motorradfahrer war nicht ansprechbar und wurde mit lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert. Für ihn kam jedoch jede Hilfe zu spät. Auch der 25-jährige Autofahrer wurde den Angaben der Polizei zufolge teilweise von den Flammen erfasst und ebenfalls schwer verletzt. Lebensgefahr bestehe bei ihm allerdings nicht, hieß es.
Die L600 war für sechs Stunden voll gesperrt. Zur Löschung der beiden in Vollbrand stehenden Fahrzeuge waren die Feuerwehren aus Leimen und aus Gaiberg wie berichtet mit insgesamt 40 Einsatzkräften vor Ort. Der Gesamtschaden beläuft sich laut Polizeibericht auf rund 18.000 Euro. Die Unfallaufnahme erfolgte durch den Verkehrsdienst Heidelberg. Ein Sachverständiger wurde zur Unfallermittlung hinzugezogen.
Die Gaiberger Feuerwehr berichtete hinterher von "Gaffern", die "extra zu Fuß auf einen Hügel gestiegen sind, um die medizinische Notversorgung einer verletzten Person aus nächster Nähe zu sehen". Erst nach mehrmaliger Aufforderung seitens der Polizei seien sie weggegangen.
Polizeisprecher Tobias Hoffert erklärte dazu auf RNZ-Nachfrage, dass auch mehrere Augenzeugen des Unfalls und Ersthelfer registriert worden seien. "Inwiefern auch Menschen die Rettungsarbeiten behindert haben und das strafrechtlich relevant sein könnte, können erst die Vernehmungen der Zeugen zeigen", so Hoffert.
Am 12. März 2019 war auf diesem Abschnitt der L600 ein 20-jähriger Motorradfahrer – ebenfalls von Lingental kommend – in den Gegenverkehr geraten und von einem Kleintransporter erfasst worden. Auch er starb in der Folge. Inwiefern hier eine mögliche Häufung ähnlich gearteter Unfälle vorliegt, will die Polizei nun prüfen, wie sie am Donnerstag auf Anfrage erklärte.
Neue Details gaben die Beamten auch zu dem Unfall bekannt, der sich ebenfalls am Mittwochabend gegen 18.45 Uhr auf der Kreisstraße K4178 zwischen Mönchzell und Lobenfeld ereignet hat. Dort war wie berichtet eine Autofahrerin ohne Fremdbeteiligung von der Fahrbahn abgekommen. Sie überschlug sich und landete in der angrenzenden Böschung.
Nun ergänzte die Polizei, dass es sich bei der Frau um eine 61-jährige Citroen-Fahrerin handelte. Sie sei glücklicherweise nur leicht verletzt worden. An ihrem Fahrzeug entstand demnach ein Sachschaden in Höhe von etwa 3000 Euro.
Die Feuerwehr Lobbach war mit vier Fahrzeugen im Einsatz. Unter anderem musste die Fahrbahn von ausgelaufenem Öl gereinigt und das Unfallauto aus der Böschung gehoben werden. Auch die K 4178 war während dieser Arbeiten vollgesperrt.
Update: Donnerstag, 30. März 2023, 19.45 Uhr