Das Kammerorchester ließ die Feen tanzen
Von Henry Purcells "Fairy Queen" bis Benjamin Brittens "Simple Symphony" wurde mit viel Spielfreude musiziert.
Von Wolfram Link
Mosbach. Wenn das Mosbacher Kammerorchester alljährlich im Oktober in der Stiftskirche spielt, sind seine Konzerte zumeist gut besucht. Die knapp 20 Musikerinnen und Musiker, die unter der Leitung von Eva Sassenscheidt-Monninger zusammen spielen, präsentieren dabei immer abwechslungsreiche und unterhaltsame Programme. Barockiges und Romantisches stand diesmal auf der Speisekarte, garniert mit einem versierten Solisten aus den eigenen Reihen und zwei musikalischen Gästen, die mit Fagott, Laute und Barockgitarre bei einigen Werken die Streicher mit pulsierendem Rhythmus und ungewöhnlichen Klangfarben verstärkten.
Eine recht übersichtliche Besetzung war in diesem Jahr am Start; wie viele Ensembles hatte das Orchester während der heißen Probenphase mit Ausfällen zu kämpfen. Aber die 16 Mitstreiter, die bis zum Konzert gesund durchgehalten hatten, schienen sich dafür ganz besonders engagiert ins Zeug zu legen, zumal bei einigen Stücken im Programm auch noch mehrfach geteilte Stimmen verlangt werden: wie etwa in dem Concerto Nr. 1 des flämischen Barockkomponisten Unico Wilhelm van Wassenaar, der in seinen "Concerti armonici" zumeist die Geigen vierfach und die Celli doppelt besetzte, was ein ungewohnt vielstimmiges und besonders farbenprächtiges Stimmengeflecht ergibt. Aber dazu später mehr.
Den Auftakt des Programms bildete eine Spielmusik aus Henry Purcells (1659-1766) Semiopera "The Fairy Queen", die auf Shakespeares berühmter Komödie "Ein Sommernachtstraum" basiert. Elfen, Feen, allerlei Waldgeister und ein frecher Kobold treiben darin ihr Wesen, und das hört man Purcells Musik an. Er lässt die Feen fröhlich tanzen bei "Hornpipe", "Rondeau" oder "Chaconne", aber manchmal auch ganz zart singen wie bei der kleinen "Air", die zunächst in solistischer Besetzung nur mit 1. Violine, Viola, Barockgitarre und gezupftem Kontrabass musiziert wurde und dann noch einmal mit dem ganzen Orchester – eine gute Idee und wirklich schön gespielt.
Beim "Impromptu" des finnischen Komponisten Jean Sibelius (1865-1957) legte sich danach eine skandinavisch melancholische Stimmung über die Szenerie. "Con sordino", also mit Dämpfer gespielt, klangen die Streicher dabei geheimnisvoll nebelhaft. Der beschwingte Walzer im Mittelteil – angetrieben vom rhythmischen Motor der 2. Violinen und Bratschen und dem Pizzicato der Bassgruppe – mündet schließlich wieder in das Anfangsmotiv, bevor alles im leisesten pianissimo verklingt.
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Ein ganz anderer Charakter, nämlich majestätisch und prächtig, zeigte sich im folgenden Violakonzert von Georg Philipp Telemann (1681-1767), für das der Solist Volker E. E. Daub von seinem Platz als Stimmführer der Bratschengruppe in die zentrale Position aufrückte. Mit rundem, warmem Klang füllte er den Solopart überzeugend aus, begleitet diesmal von einer Laute im Continuo anstatt des sonst üblichen Cembalos. Lautenist Henner Kahlert spielte dabei einen von ihm selbst gebauten langhalsigen Arciliuto, der mit seinen Akkord-Arpeggien vor allem in den langsamen Sätzen wunderschön zur Geltung kam.
Auch im bereits angesprochenen Concerto von U. W. van Wassenaar (1692-1766) war dieses Instrument gut hörbar, während das Fagott (gespielt von Hannah Geimer) mit seinem klar zeichnenden Klang die Bassgruppe akzentuierte und gelegentlich auch solistisch hervortrat. Das Beste aber kam zuletzt mit der humorvollen "Simple Symphony" von Benjamin Britten (1913-1976), die bei aller musikalischen Ausgelassenheit keineswegs leicht zu spielen ist, wie Dirigentin Eva Sassenscheidt-Monninger in ihrer Moderation verriet. Davon war dann allerdings wenig zu hören, die Stimmführer sorgten für rhythmische Präzision, vor allem im besonders vertrackten "Playful Pizzicato", das von den 2. Violinen angeführt wird. Ohne Zugabe wollten die Musiker ihr Publikum natürlich am Ende nicht nach Hause schicken, und so erklang zum Abschluss noch das sechsstimmige Abendlied "Bleib bei uns" von Joseph Gabriel Rheinberger in einer instrumentalen Fassung.