Hirschhorn

Aus alten Dingen entsteht Gartenkunst

Der Garten von Irmgard und Eckart Breisch ist eine Oase zum Wohlfühlen. Auf 400 Quadratmetern gibt viele verspielte Details.

24.08.2022 UPDATE: 24.08.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 5 Sekunden
Kakteen: Pflanzen der Zukunft.... und eine Leidenschaft von Irmgard Breischs Vater. Foto: Carmen Oesterreich

Von Carmen Oesterreich

Hirschhorn. Es gibt Menschen, bei denen ist es zu Hause so schön, dass sie gar nicht in den Urlaub zu fahren brauchen. "Wir fahren schon fort, aber meistens nur kurz", sagt Irmgard Breisch aus Hirschhorn. "Wenn wir zurückkommen, führt der erste Weg in unseren Garten!" Der Garten an der Grabengasse, hoch oben hinter den dicken Mauern zum Neckar, ist – auch bei anhaltender Trockenheit – die "Oase zum Wohlfühlen" von Eckart und Irmgard Breisch. Für jede Tages- und Jahreszeit gibt es dort ein schönes Plätzchen zum Verweilen.

Irmgard Breisch sitzt auf einer Bank aus Treibholz und schaut auf den Neckar: Die Nähe zum Wasser ist ihr und ihrem Mann Eckart sehr wichtig. Foto: Carmen Oesterreich

Im Sommer ist es in der Gartenlaube unter dem dicken, alten Apfelbaum angenehm kühl. Im Herbst sitzt das Ehepaar gern dort, wo sich die untergehende Sonne gegen den hereinbrechenden Abend aufbäumt: um einen runden Tisch auf selbst gefertigten Sesseln aus einer zerschnittenen Zinkbadewanne.

Im Winter kommen all die prächtigen Blumen in den großen Tontöpfen in die Perg

Hier kann man viel entdecken: Bei den bunten Flaschen erinnert sich Irmgard Breisch genau, wo sie wie viel Trinkgeld für welche Flasche gegeben hat. Foto: Carmen Oesterreich

ola, die mittlerweile mit aufklappbaren Glas-Türen, die die Breischs vor dem Sperrmüll gerettet haben, geschlossen werden kann. Dort überwintern Geranien, Bleiwurz und Co frostfrei und nicht zu dunkel. Zum Sitzen gibt es die Bank an der Wetterstation, aber vielleicht möchte man sich im Schnee auch nur ein bisschen die Beine auf den verwunschenen Pfaden vertreten.

Im Frühling kann Irmgard Breisch in ihrem "Kalorienreich" direkt an der Neckarmauer mit Blick auf den Fluss in der prallen, noch nicht zu heißen Sonne Energie tanken. Ein kleiner "Marmor-Kuchen" steht dort immer bereit, das Porzellan ist so verlockend wie bei Alice im Wunderland. Jede Bewegung eröffnet neue Aus- und Einblicke, etwa in einen Spiegel, der bei genauem Hinsehen auf eine versteckte Bronzefigur weist.

Es sind die vielen Dekorationen, die in Kombination mit den farblich in Hellblau-, Lila-, Rot- und Rosa-Tönen aufeinander abgestimmten Pflanzen dem Garten besonderen Charme verleihen. "Ich pflanze, was mir gefällt. Manchmal weiß ich gar nicht, was es ist", sagt die Rentnerin. Ganz neu ist ihre "gelbe Ecke" an der Hauswand des alten Gefängnisses von Hirschhorn.

Das alte Gemäuer – gespickt mit Tafeln voller witziger Sprüche – hatte einst ihr Schwiegervater von der Stadt Hirschhorn erworben. Es wurde zu einer Physiotherapiepraxis umgebaut, die kleinen Räume waren damals optimal als Behandlungszimmer geeignet. Später wurde angebaut, weil mehr Platz benötigt wurde. Irmgard Breisch arbeitete zuletzt in der Praxis ihres Mannes, der in die Fußstapfen des Vaters getreten war, mit.

Seit 25 Jahren leben sie nun schon in Hirschhorn. Ihre Kinder sind längst aus dem Haus, kommen aber mit den Enkeln gerne zu Besuch: "In diesem Garten finden sie immer was zu tun. Der ist ganz toll zum Verstecken spielen. Oder die Enkelkinder stellen Sachen um nach dem Motto: Mal sehen, wann die Oma das merkt!"

Der Kronleuchter baumelt im Apfelbaum und ist dank Seilwinde höhenverstellbar. Foto: Carmen Oesterreich

Irmgard Breisch ist von Beruf Erzieherin und vermittelt den Eindruck, dass ein Garten genauso liebevoll gebildet werden muss wie ein Kind. Mit Humor, Leichtigkeit, Verspieltheit, Kreativität und nicht zuletzt auch Fürsorge wie zum Beispiel beim Baum- und Pflanzenschnitt. Das macht natürlich viel Arbeit. "Hier wird jeden Tag rumgekruschtelt", sagt sie und schränkt den Arbeitsaufwand etwas ein: "Gemüse gibt es hier nicht!" Sie hat einfach einen grünen Daumen. So sagten viele, dass dieses Jahr kein Gutes für die Rosen sei; bei ihr jedoch blühen sie prächtig!

Das Wichtigste für die Breischs ist "die Nähe zum Wasser!" Hier fließt ein Brünnlein (so klein, dass man drüber stolpern könnte), dort steht eine Schale mit Wasser für die Vögel und dort eine für die Bienen. Im Teich unter den Seerosen schwimmen Fische, die sich völlig selbst überlassen sind und gut von Insektenlarven, Algen und Wasserpflanzen leben.

Mit dem Wasser selbst gehen Breischs sparsam um. So gibt es eine Regenwassertonne, die 500 Liter fasst. "In diesem Sommer mussten wir leider schon zweimal Wasser auffüllen", sagt Irmgard Breisch. "Die Blumen gieße ich, aber den Rasen nicht. Das sehe ich nicht ein. Der muss mit der Trockenheit so zurechtkommen."

Wie die Äpfel das einzige Obst, so sind die Fische die einzigen eingesetzten Tiere in diesem Garten. Eidechsen, Frösche und Hühner gibt es auch, jedoch sitzen sie – aus Stein oder Plastik geformt – auf kunstvoll arrangiertem Treibholz, das Irmgard Breisch aus dem Neckar geangelt hat. Oder auf einem alten Fahrrad, in einer Szene, als wäre sie dem Kinderbuchautor und Zeichner Helme Heine entlehnt.

Recycling ist Irmgard Breisch sehr wichtig. Aus alten Fenstern, Gießkannen, Holz und Steinen macht sie Gartenkunst. Auch das Segel, unter dem sie gerne im Sommer sitzen, ist vom Flohmarkt. Wenn etwas gebaut werden muss wie die Pergola, dann ist Ehemann Eckart zur Stelle.

Genial ist der Kronleuchter, der vom Ast des Apfelbaums herunterhängt. Mit einer Seilwinde kann er in der Höhe verstellt werden und zaubert mit seinen Windlichtern eine magische Atmosphäre – wie so vieles in diesem wundersam verspielten Garten.

Info: Ist Ihr Garten auch so oder anders schön? Und wie gehen Sie mit der Dürre um? Schreiben Sie uns unter red-eberbach@rnz.de.

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