Eberbach

Zu viele fahren zu schnell durch die Fridola

Die Wegweiser auf die Umgehungsstraße werden teils ignoriert. Die Anzahl der Verkehrssünder ist ziemlich konstant.

10.06.2022 UPDATE: 11.06.2022 06:00 Uhr 3 Minuten, 10 Sekunden
Maximal 30 km/h – so sollte es sein. Zur Belohnung gibt’s für die Fahrzeuglenker ein kleines „Danke“. Geschwindigkeiten in Höhe von 40 km/hwerden noch zu oft gemessen – wenn die Anlage denn funktioniert. Fotos: Peter Bayer

Von Peter Bayer

Eberbach. Stell dir vor es gilt "Tempo 30" und die wenigsten halten sich daran. Diese Erfahrung machen tagtäglich die Anwohner der Friedrichsdorfer Landstraße. Dort gilt seit Februar 2019 Tempo 30 statt wie vorher Tempo 50. Doch die aktuellste Auswertung – vom 17. Mai bis 12. Oktober 2021 – zeige, dass weit mehr als 300.000 Fahrzeugteilnehmer, also über 70 Prozent von 440.000 Fahrzeugteilnehmern unter Anwendung von nur einem installierten Geschwindigkeitsanzeigengerät stadteinwärts das vorgeschriebene "Tempo 30" nicht einhielten. Die zweite Geschwindigkeitsanzeige wurde erst im Dezember 2021 installiert.

Diejenigen Verkehrsteilnehmer, die früher 20 bis 25 km/h über den erlaubten 30 km/h gefahren sind, erlaubten sich nun lediglich eine Überschreitung zwischen 10 und 20 km/h, würden aber immer noch deutlich mehr als die vorgeschriebenen 30 km/h fahren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag in dem gemessenen Zeitraum bei 34 km/h, also über den erlaubten 30 km/h. 85 Prozent der Fahrzeuge fahren langsamer oder maximal 40 km/h, 15 Prozent drüber. Der Spitzenreiter war mit 84 Stundenkilometern unterwegs.

Die Situation der Geschwindigkeitsüberschreitungen habe sich im Vergleich zu vorherigen Zeiträumen wenig gebessert. Das Ergebnis ist nach Meinung der Initiative mit über 70 Prozent Geschwindigkeitsüberschreitung noch nicht das, was sich die Initiative, aber auch die Stadt vorstellt. Die Überschreitungen seien prozentual gesehen genauso hoch wie eh und je. Also hätte sich die Anzahl der Verkehrssünder nicht wesentlich gemindert.

Wenn Pritschenwagen oder Anhänger über diesen Bereich fährt, wird es ganz schön laut. Foto: Bayer

Erschwerend sei in der Fridola, dass bei 30 km/h wegen Lärmschutz die Dezibel-Lärmwerte im Durchschnitt bei Weitem über dem lägen, was im Lärmschutz-Gesetz zugrunde gelegt wurde. Als Grund nennt Felix Edelmann, Sprecher der Anwohner-Initiative, die schlechte Straßenbeschaffenheit und die Vermeidung von Maßnahmen seitens der Stadt, die Verkehrsteilnehmer, welche mit ihren Pritschenwagen bzw. Pkw mit Anhänger hier in der Fridola fahren, nicht auf die Umgehungsstraße Wilhelm-Blos-Straße zu leiten. Hinzu komme noch der unzulässige Verkehr mit über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Für die Initiative sei es nicht nachvollziehbar trotz ständiger Hinweise und Vorschläge ihrerseits, warum die Stadt mit einfachsten und sehr günstigen Maßnahmen den Verkehr nicht so beruhigen wolle, wie dies vom Gemeinderat beschlossen worden sei.

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"Der Gemeinderat hat lediglich den Lärmaktionsplan beschlossen, aufgrund dessen in der Friedrichsdorfer Landstraße die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h umgesetzt wurde. Des Weiteren hat er den Beitritt zur Initiative "Lebenswerte Städte", die sich für flächendeckend Tempo 30 in Innenstädten einsetzt, beschlossen. Ein separater Beschluss über verkehrsberuhigende Maßnahmen ist mir nicht bekannt", antwortete Bürgermeister Peter Reichert auf die "immer wieder gleichlautenden Anfragen und Vorschläge, die bereits mehrmals geprüft und beschieden wurden".

Die aktuelle Vorwegweisung weiße den überörtlichen Verkehr sowie den Verkehr zum Zentrum bzw. in die Innenstadt bereits jetzt schon über die davor vorgesehene "Umgehungsstraße" Wilhelm-Blos-Straße (L 2311) aus und dies aus sämtlichen Richtungen – von Waldbrunn, Friedrichsdorf, sowie der B 37 aus Richtung Mosbach und Heidelberg kommend. Lediglich die "Altstadt Ost" und das Krankenhaus seien – völlig legitim und auch verkehrstechnisch nicht zu beanstanden – über die Friedrichsdorfer Landstraße ausgeschildert. Die Vorwegweiser in der Güterbahnhofstraße auf denen die Ziele "Miltenberg/Mudau/Friedrichsdorf/Waldbrunn" ausgeschildert sind, dienten den Verkehrsteilnehmern als Richtungshinweis, sofern diese, was völlig legitim ist, in die Innenstadt gefahren seien und wieder herausfinden müssten. Die Notwendigkeit dieses Vorwegweisers sei mit dem Landratsamt – Straßenverkehrsamt – abgestimmt und für notwendig erachtet worden. Die Friedrichsdorfer Landstraße sei – wie bereits mehrfach mitgeteilt – nach wie vor eine wichtige innerörtliche Hauptverbindungs- und Vorfahrtsstraße sowie Umleitungsstrecke im Hochwasserfall.

Zur Lärmthematik teilte der Bürgermeister Felix Edelmann mit, dass laut Rücksprache mit dem die Stadt beratenden Ingenieurbüro in den aktuellen Richtlinien zum Lärmaktionsverfahren bzw. bei der Berechnung der Lärmwerte kein Zuschlag für Mängel/Schäden am baulichen Fahrbahnzustand (z.B. klappernde Gullydeckel, Schlaglöcher oder Aufgrabungen) vorgesehen sei. Diese seien im Zuge der Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit vom Straßenbaulastträger zu beheben, "was in vorliegendem Falle seitens unseres Bauamtes vollumfänglich erfüllt wird", so Reichert.

In dem Schreiben sieht Edelmann "keine Antwort auf unsere berechtigten Feststellungen". Die Initiative erwarte eine Reaktion seitens der Stadt, warum die aktuelle Auswertung vom Mai bis Oktober 2021 keinen Anlass hervorrufe, den Missstand zu beseitigen, dass von 440.000 Fahrzeugteilnehmern 70 Prozent schneller fuhren als erlaubt und "viele Verkehrsteilnehmer mit Pkw und Anhänger bzw. Pritschenwagen Werkzeuge, Baumaterialien oder Abfall mit sich führen, die nicht fest verzurrt werden, unnötigen Lärm erzeugen und somit gegen geltendes Recht verstoßen". Ebenso verhalte es sich mit Lkw über 3,5 Tonnen, die nicht anliefern, sondern lediglich durch die Fridola durchführen und oft auch überladen seien.

Immer wieder sei zu beobachten, dass die Verkehrsschilder im Gegensatz zu den Geschwindigkeitsanzeigen ignoriert würden, sagt der Sprecher der Initiative. Durch diese sichtbar auf ihr zu schnelles Fahren hingewiesen würden manche abbremsen und die 30 km/h einhalten. Daher sei es ärgerlich, dass die Tafel von Eberbach Nord her kommend nicht immer funktioniere.

"Wir kennen das Problem mit der Messanzeige, der Vollzugsdienst ist dran", bestätigt Rainer Menges, Leiter des Ordnungsamts. Auch mit dem Messgerät in der Schwanheimer Straße gäbe es Probleme. Den Vorschlag Edelmanns, die Messgeräte näher zu Beginn bzw. Ende der Fridola zu versetzen, damit die Fahrzeuglenker etwas früher vom Gas gehen, wolle er prüfen, so Menges.

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