Eberbach

Haci-Bayram-Moschee lädt ein zur "Kermes"

Türkisch-islamischer Kulturverein Eberbach feiert nach dreijähriger Corona-bedingter Pause erstmals wieder eine zu Musik und vielen Leckereien.

17.06.2022 UPDATE: 18.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Vor der „Mihrab“, der prächtig ausgestalteten Gebetsnische, beantworteten Burak Algir und Imam Ali Osman Okumus (v.l.) Fragen von Besucherinnen zur Moschee. Foto: Barbara Nolten-Casado

Von Barbara Nolten-Casado

Eberbach. Seit Donnerstag und noch bis zum heutigen Samstag feiert der Türkisch-islamische Kulturverein Eberbachs nach dreijähriger Corona-bedingter Pause erstmals wieder eine "Kermes". Diverse Gaumenfreuden und Musik laden dabei ab Mittag zum Essen und Beisammensein vor der Moschee ein. Für Kinder gibt es eine Hüpfburg und verschiedene Spielangebote auf dem Außengelände. Am Donnerstag war darüber hinaus zu Führungen durch die 2001 eingeweihte Haci-Bayram-Moschee eingeladen.

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorsitzenden des Kulturvereins, Sinan Akdeniz, übernahm der bis vor Kurzem als Sekretär des Vereins tätige Burak Algir die Erläuterungen zum Innenleben der Moschee. Als erstes führte er die kleinen Grüppchen interessierter Besucherinnen und Besucher in den Waschraum der Männer. Dort nehmen gläubige Muslime mindestens einmal täglich vor dem Gebet die rituelle "kleine Waschung" vor, bei der Hände, Gesicht, Nase, Ohren, Mund und schließlich die Füße mit Wasser benetzt werden. Frauen steht ein eigener Waschraum zur Verfügung.

Gut besucht war die „Kermes“ des Türkisch-islamischen Kulturvereins zu Füßen der Eberbacher Haci-Bayram-Moschee. Foto: Barbara Nolten-Casado

Weiter ging es zur Teeküche, die als Gemeinschaftsraum zum Kaffee- oder Teetrinken und Leute treffen einlädt. Jugendliche können hier fernsehen oder Spiele spielen. Eine kleine Bibliothek will zur Auseinandersetzung mit dem Koran motivieren. Es folgte ein Blick in den Klassenraum, in dem die Kinder der Gemeinde am Koranunterricht teilnehmen.

Dann hieß es Schuhe ausziehen, denn nun ging es ins Zentrum der Moschee: den Gebetsraum mit seinen farbenprächtigen, aus der Türkei stammenden Wandfliesen, den kalligraphisch kunstvoll gestalteten Koran-Suren an den Wänden, dem prachtvollen Kronleuchter und dem tiefblauen Teppich, auf dem die muslimischen Männer ihre Gebete verrichten. Burak Algir sprach über die Predigtkanzel, von der aus die Freitagspredigt an die Gläubigen gerichtet wird. Wobei der Predigttext von der DITIB-Zentrale in Köln jede Woche vorgegeben werde. "Da ist man sehr streng, die Vorbeter dürfen nicht ihre eigene Meinung in die Predigt einbringen", so Algir. Predigtsprache sei in Eberbach Türkisch, für deutschsprachige Gläubige werde der Text in Deutsch auf eine Leinwand gebeamt.

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Die "Vortragskanzel" wurde noch vorgestellt, von der aus alle Verkündigungen außer der Freitagspredigt erfolgen. Und natürlich die prächtig ausgestaltete "Mihrab", die Gebetsnische, in der der Vorbeter die Gebete in Richtung Mekka spricht.

Die Führung endete auf der Frauen-Empore, direkt unter der beeindruckenden Kuppel und damit dem Himmel noch ein Stückchen näher. Es sei keineswegs als Diskriminierung zu verstehen, dass Frauen getrennt von den Männern beten, versicherte Burak Algir. Ganz im Gegenteil: "Der Himmel liegt unter den Füßen der Frauen", drücke eine islamische Weisheit die Wertschätzung der Frauen aus. In kleinen Moscheen ohne Empore beteten die Frauen im selben Raum wie die Männer, aber an der Seite oder hinter ihnen. "Das ist so, weil wir uns beim Gebet nach vorn beugen. Da sollen die Männer keinen Blick auf die Frauen haben."

Werde der Imam vom türkischen Staat entsendet und auch bezahlt, so finanziere sich die rund 150 Mitglieder zählende Eberbacher Gemeinde allein über Mitgliedsbeiträge und Veranstaltungen wie etwa die Kermes, informierte Algir. Aktiv in der Gemeinde seien zurzeit allerdings nur etwa dreißig bis vierzig Mitglieder. Während islamische Gemeinden in Großstädten weiterhin großen Zulauf hätten, verzeichne man in kleineren Gemeinden wie in Eberbach eher Nachwuchsmangel. "Viele junge Leute gehen nach der Schule von hier weg", weiß Algir.

Mit einem "Salam aleikum" – Friede sei mit dir – gesellte sich schließlich noch Imam Ali Osman Okumus zur Besuchergruppe hinzu. Ihm obliegt seit September 2021 für die nächsten fünf Jahre die geistliche Betreuung von Eberbachs Muslimen. Gedolmetscht von Burak Algir stand er abschließend für weitere Fragen zur Verfügung.

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