2756 Kilometer für Kriegsflüchtlinge gefahren
Die Firma Gehrig Touristik beteiligte sich an Hilfsaktion der Jungen Liberalen der FDP in Ludwigsburg.

Walldürn/Ludwigsburg. (Sti.) Der Krieg in der Ukraine macht betroffen und geht vielen Menschen auch in der Region sehr zu Herzen. Viele wollen helfen. So auch die Jungen Liberalen der FDP in Ludwigsburg, die in der vergangenen Woche spontan zu einer humanitären Hilfsaktion aufriefen, die zu einem sehr bemerkenswerten Ergebnis führte. Daran beteiligten sich auch vier Spender bzw. Helfer aus Walldürn und Umgebung: Jeanette Wöhl, die für die Vorbereitung der Lunchpakete und Brote verantwortlich zeichnete, Edeka Tischer, der viele Süßigkeiten spendete, die Bäckerei Leiblein mit einer großzügigen Brotspende, die Baulandapotheke mit einer großzügigen Medikamentenspende sowie die SK Werbung aus Großheubach.
Tatkräftige Unterstützung fand die Aktion auch bei der Firma Gehrig Touristik Reisebüro aus Walldürn und dessen Geschäftsführer Torsten Gehrig, als es darum ging, ein Transportunternehmen für einen Hilfstransport an die ukrainische Grenze zu finden. Als Torsten Gehrig von seiner Verlobten Sabine, die bei der Stadt Ludwigsburg beschäftigt ist und als Kontaktperson fungierte, von der Spendenaktion erfuhr, erklärte er sich in Abstimmung mit seinem Vater Heinrich Gehrig spontan dazu bereit, einen Reisebus kostenlos zur Verfügung zu stellen. Zusammen mit dem Busfahrer-Ehepaar Viktoria und Robert übernahmen sie den Hilfsgütertransport mit Sachspenden wie Lebensmitteln, Kleidung, Schlafsäcken, Hygieneartikeln, Baby-Nahrung und Baby-Kleidung. Auf dem Rückweg nahmen sie zudem noch 37 geflüchtete Frauen, Kinder und hilfsbedürftige Personen aus der Ukraine, die nach der Flucht aus der Ukraine nach Polen an der ukrainisch-polnischen Grenze noch keine feste Bleibe gefunden hatten, mit nach Heidelberg. Dort wurden sie registriert und bekamen zumindest eine vorläufige Bleibe.

Nachdem der mit der Aufschrift "Humanitarian Aid to Ukraine – Give Peace a Chance" versehene Reisebus von Gehrig Touristik bereits am vergangenen Samstagnachmittag mit allen Hilfsgütern auf dem Rathausplatz in Ludwigsburg beladen worden war, startete der Bus dann Sonntagabend um 21 Uhr mit den drei Fahrern und dem Kreisvorsitzenden der Jungen Liberalen Ludwigsburg, Andrey Belkin, sowie dessen Stellvertreter Anton Bogachev an Bord über Görlitz in Richtung polnisch-ukrainische Grenze.
Nach gut zehnstündiger Fahrt und einer Strecke von 800 Kilometern kam man zwischen 7 und 8 Uhr am Montagmorgen am ersten Zielort, der polnisch-ukrainischen Grenzstadt Zabkowice (deutscher Name: Frankenstein) in Niederschlesien, an. Die mitgeführten Hilfsgüter wurden dann dort unter Mithilfe zahlreicher Helfer der Caritas ausgeladen und von der Hilfsorganisation in einem Konvoi nach Lwiw in die Ukraine gebracht, um sie an die Not leidende Bevölkerung zu verteilen.
Nach einer kurzen Pause ging es für das Team aus Deutschland gleich weiter zu einer siebenstündigen Fahrt in die 523 Kilometer entfernte, unmittelbar an der Grenze zur Ukraine gelegene Stadt Lubaczow im Südosten Polens. Dort wurden 37 Kriegsflüchtlinge aufgenommen, die in einem Auffanglager eine erste Zuflucht gefunden und nun auf eine Weiterfahrt nach Deutschland gewartet hatten.
Alle 37 Flüchtlinge wirkten nach Auskunft von Torsten Gehrig verängstigt und zum Teil auch – vor allem viele der Kinder an Bord – traumatisiert. Es sei die ganze Fahrt über eine traurige Stimmung und eine große Niedergeschlagenheit im Bus gewesen. Viele Kinder hätten immer wieder geweint. Eine kleine Freude bereitete das Busteam ihnen mit der Übergabe von Stofftieren, Malstiften und Malblättern sowie der Verteilung von Lunchpaketen, die allen Fahrtteilnehmern ausgehändigt wurden.
Am Montag um 17 Uhr machte sich der Reisebus von Gehrig Touristik von Lubaczow aus auf die Rückreise und nach anstrengender ca. 16-stündiger Fahrt und 1300 Fahrtkilometern kam man schließlich am Dienstag gegen Mittag müde und erschöpft, aber wohlbehalten am Zielort Heidelberg an.
Das Fazit von Torsten Gehrig nach der Rückkehr von der insgesamt 2756 Kilometer langen Reise lautete: "Diese Fahrt mit allen unterwegs wahrgenommenen Eindrücken, vor allem entlang der polnisch-ukrainischen Grenze, wird mir und meinen Kollegen von Gehrig Touristik ewig in Erinnerung bleiben. Wir sind froh, mit der Fahrt wenigstens einen kleinen Beitrag zur Besserung der schwierigen Situation der Menschen in der Ukraine und für die 37 auf der Rückfahrt von Lubaczow aus mitgenommenen Kriegsflüchtlinge geleistet zu haben."