So funktioniert das Agri-Fotovoltaik-Projekt bei Neusaß
Es ist Landwirtschaft und Energiewende in einem. Der Energiepark könnte das Stromnetz entlasten.

Walldürn-Neusaß. (jam) Landwirtschaftliche Produktion und erneuerbare Stromerzeugung auf einer Fläche kombinieren – das soll im Energiepark "Neusaß II" gelingen. Auf 6,9 Hektar sollen Solarmodule dort ausreichend Elektrizität für rund 830 Drei-Personen-Haushalte generieren. Die Besonderheit: Die Solarzellen sind nicht geneigt aufgestellt, sondern senkrecht. Das minimiert den Überbauungsgrad und ermöglicht, die Reihenzwischenräume für Landwirtschaft zu nutzen. Weil das Pilotprojekt bei Neusaß und mögliche weitere Vorhaben künftig den Gemeinderat beschäftigen werden, fasste der Projektentwickler Markus Probst die wichtigsten Aspekte der Agri-Fotovoltaik am Montag für das Gremium zusammen.

Für das Projekt bei Neusaß kommen Solarzellen zum Einsatz, die auf Vorder- und Rückseite Sonnenlicht zur Stromerzeugung nutzen können. Die Ost-West-Ausrichtung der Module sorgt dementsprechend dafür, dass die Produktionsspitzen der Anlage nicht mit der des benachbarten Solarparks zusammenfällt. Das ist für den Ertrag wichtig, da bei gleichzeitiger hoher Produktion von Solarstrom der Börsenstrompreis sinkt und Fotovoltaikanlagen so gegenseitig ihren eigenen Marktpreis reduzieren. Der Energiepark "Neusaß II" soll seinen Peak also nicht zu den Mittagsstunden erreichen, sondern jeweils vor- und nachmittags, wenn das Sonnenlicht entweder aus dem Osten oder dem Westen frontal auf die Solarzellen trifft. Zu diesen Zeiten ergibt sich ein tendenziell höherer Marktpreis. Außerdem entlastet die Agri-Fotovoltaikanlage so das Stromnetz: "Einspeisung und Nachfrage überlagern sich", erklärt Markus Probst vom Unternehmen Next2Sun.
Solche Vorteile gibt es aber natürlich nicht umsonst. Weil die bifazialen Module mit ihrer vertikalen Aufständerung längst nicht in den gleichen Massen wie herkömmliche Solarmodule gefertigt werden, sind die Investitionskosten höher. Die Mehrkosten gegenüber einer konventionellen Anlage mit gleicher Peak-Leistung verortet Next2Sun bei etwa 20 Prozent. Mehrerträge bei der Direktvermarktung sollen diese zunächst höhere Investition dann in der späteren Betriebsphase allerdings wieder ausgleichen, erklärt das Unternehmen.
Hintergrund
> Beim Impfen übergangen: "Warum gibt es aktuell keine Impfaktionen in Walldürn?" Diese Frage haben zuletzt mehrere Bürger an Stadtrat Peter Trabold gerichtet. "Wir haben sehr früh und mit allen Mitteln bei den SLK-Kliniken in Heilbronn versucht, ein mobiles Impfteam nach
> Beim Impfen übergangen: "Warum gibt es aktuell keine Impfaktionen in Walldürn?" Diese Frage haben zuletzt mehrere Bürger an Stadtrat Peter Trabold gerichtet. "Wir haben sehr früh und mit allen Mitteln bei den SLK-Kliniken in Heilbronn versucht, ein mobiles Impfteam nach Walldürn zu holen", erklärte Bürgermeister Markus Günther. Man sei jedoch bislang nicht berücksichtigt worden. Aber: "Wir sind gerade daran, einen Termin zu organisieren", so der Rathauschef.
> Kommissarische Kommandanten: Während der Corona-Pandemie endeten bei fünf Feuerwehrabteilungen und der Gesamtfeuerwehr die Amtszeiten der Kommandanten. Die Corona-Regeln, Urlaubszeiten und die Personalfindung ließen bislang keine Neuwahlen zu. Doch Hauptamtsleiter Helmut Hotzy hatte eine gute Nachricht: "Alle Funktionsträger haben sich bereit erklärt, ihr Amt kommissarisch weiterzuführen." Der Gemeinderat gab seine Zustimmung.
> Whiteboards für Schulen: Für die Zuschüsse, die die Stadt Walldürn als Schulträger aus dem Programm "Digitalpakt Schule" erhält, sollen unter anderem 33 Whiteboards für die Konrad-von-Dürn-Realschule und die Auerberg-Werkrealschule angeschafft werden. Die Stadt Walldürn bringt Eigenmittel in Höhe von 47.775 Euro ein, die Förderung beträgt 191.100 Euro. Die Installation der Multi-Touch-Displays ist laut Wolfgang Teichmann, dem Systemadministrator der Stadtverwaltung, für die Osterferien denkbar. Den Auftrag vergab der Gemeinderat an die Firma Klang-Farm aus Lobbach, die sich für 224.638 Euro um Lieferung und Montage kümmert. Einige Vorarbeiten wie der Ausbau der vorhandenen Tafeln und die Verlegung von Kabeln sind nicht im Preis enthalten. jam
Die Energie des Solarparks soll nach Aussage von Markus Probst regional verteilt und verbraucht werden. Weil die Fläche bei Neusaß die Kriterien für eine Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz nicht erfüllt, müssen die Vorhabenträger die erzeugte Elektrizität voraussichtlich am Strommarkt verkaufen. Zu diesem Zweck kooperiert sein Unternehmen mit den Stadtwerken Buchen. Die Walldürner Stadtwerke haben ebenfalls die Option, sich an dem Projekt in Neusaß zu beteiligen und den Agri-Solarpark langfristig zu betreiben.
In den Zwischenräumen könnten laut dem Projektentwickler Hühner oder Rinder weiden sowie gängige Feldfrüchte oder Dauerkulturen wie Aronia-Beeren angebaut werden. Rüben oder Kartoffeln könnten sogar davon profitieren, dass die Solarmodule etwa 15 Prozent der Sonneneinstrahlung einfangen und Schatten spenden. Ausgeschlossen ist dagegen der Maisanbau, weil der hohe Bewuchs den Lichteinfall auf die Solarzellen verringern würde.
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Obwohl die Fläche für den Energiepark "Neusaß II" also nur zusätzlich der Stromerzeugung dient und die landwirtschaftliche Nutzung kaum eingeschränkt ist, muss das Projekt den langen Weg durch die deutsche Bürokratie nehmen. Eine gesonderte, vereinfachte Genehmigung für Agri-Fotovoltaikanlagen existiert bisher nicht. Next2Sun bezeichnet es daher als "planerische Hürde", dass die vorgesehene Fläche sowohl in einem regionalen Grünzug als auch in einem Vorbehaltsgebiet für die Landwirtschaft liegt. Inwiefern sich die Agri-Fotovoltaikanlage mit den Zielen der Regionalplanung vereinbaren lässt, zeigen die nächsten Schritte. Selbst wenn das Projekt alle Hürden nimmt: Probst geht davon aus, dass der nötige Satzungsbeschluss frühestens im letzten Quartal 2022 vorliegt. Mit dem Baubeginn ist also wohl kaum vor dem Jahr 2023 zu rechnen.



