Ukraine

Im Hilfskonvoi bis nach Chełm (plus Fotogalerie)

Drei Gruppen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis brachten Hilfsgüter für Ukrainer nach Polen. Sie bekamen eine Eskorte von der Feuerwehr.

08.03.2022 UPDATE: 09.03.2022 06:00 Uhr 3 Minuten
Hilfsgüter „von A bis Z“ haben der Limbacher Stefan Berndt und seine fünf Mitstreiter bis ins polnische Chełm gebracht. Die 65.000-Einwohner-Stadt nahe der ukrainischen Grenze hat sich zu einem Umschlagplatz für Schlafsäcke, Hygieneprodukte und Lebensmittel aus ganz Europa entwickelt. Foto: Stefan Berndt

Von Caspar Oesterreich

Neckar-Odenwald-Kreis/Chełm. Rund 1400 Kilometer liegen zwischen Mosbach und der polnischen Stadt Chełm. Nur noch wenige Fahrminuten sind es von dort aus bis zur ukrainischen Grenze, weshalb sich die 65.000-Einwohner-Stadt schnell zu einem Umschlagplatz für Hilfsgüter aus ganz Europa entwickelt hat. Vergangenes Wochenende machten sich gleich zwei Gruppen aus dem Neckar-Odenwald-Kreis ganz unabhängig voneinander auf den Weg nach Chełm, um zuvor im Landkreis gesammelte Spenden für die Menschen in der Ukraine dorthin zu bringen. Eine weitere Helfergruppe aus Aglasterhausen und Helmstadt fuhr überdies ins knapp 900 Kilometer entfernte Korfantów in Oberschlesien. Einen kompletten 40-Tonner hatten sie mit Lebensmitteln, Schlafsäcken und Hygieneprodukten für die immer weiter steigende Anzahl an Kriegsflüchtlingen beladen. Im Gespräch mit der RNZ berichten die Helfer von ihren Erlebnissen.

Brauhaus-Chef Hans-Georg Thielecke und sein Mitarbeiter Timo Dzieminski machten sich am Freitagmittag gegen 12.30 Uhr auf den Weg nach Chełm. Rund 150 Kartons hatten sie zuvor in den Transporter gepackt, befüllt mit nagelneuen Jacken, Sweatshirts, Hosen, Handschuhen und Mützen von Adidas, die der DFB dem in Mosbach ansässigen Hilfs- und Missionswerk Operation Mobilisation (OM) gespendet hatte.

"Schon am ersten Tag der Etappe haben wir Hunderte Hilfstransporter gesehen, die in dieselbe Richtung wie wir unterwegs waren", berichtet Thielecke. Auf einem Großteil dieser Fahrzeuge, "ob aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich oder Polen – ganz egal", seien die Landesfarben der Ukraine erkennbar gewesen. "Diese enorme Solidarität mit den Kriegsopfern ist einfach überwältigend", sagt Thielecke. "Auch das große Stadion in Breslau leuchtete in Blau und Gelb." Positiv aufgefallen sei ihm besonders die große Anzahl an jungen Helfern, denen er und Dzieminski auf der Strecke begegneten. Immer wieder habe man dieselben Gesichter und Fahrzeuge auf den Rasthöfen gesehen.

Gegen 23 Uhr am Freitagabend kamen Thielecke und sein Kompagnon schließlich im polnischen Łódz an, wo sie die Nacht verbrachten. Viel Zeit zum Ausruhen im Hotel blieb den beiden allerdings nicht: Direkt nach dem Frühstück am nächsten Morgen ging es um Punkt 7.30 Uhr weiter über Warschau und Lublin Richtung Chełm. An einem dortigen Lagerhaus angekommen, wurden die beiden Odenwälder schon von OM-Mitarbeitern erwartet. "Das Ausladen ging dann ganz schnell. Unser Transporter wurde immer leerer, der andere zur Weiterfahrt immer voller", berichtet Thielecke. Nachdem die Tür zur Ladefläche geschlossen wurde, machten sich die OM-Mitarbeiter direkt auf den Weg in die Ukraine, und Thielecke und Dzieminski nach einer kleinen Stärkung wieder auf den Heimweg nach Mosbach.

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"Auf der Rückfahrt haben wir dann unzählige Busse mit Flüchtlingen gesehen. Jedes dritte Auto an der deutschen Grenze hatte ein ukrainisches Kennzeichnen", berichtet der Brauhaus-Chef. "Das Leid war den Menschen förmlich ins Gesicht geschrieben." Richtig Gänsehaut habe er auch beim Anblick eines niederländischen Militärkonvois mit rund 30 Tiefladern bekommen, beladen mit Panzern und anderem Kriegsgerät. "Da wird einem plötzlich ganz anders." Am Sonntag, kurz nach 1 Uhr nachts, kamen die beiden schließlich wieder in Mosbach an.

In zwei Sprintern und einem Auto machten sich am Freitagabend auch der Limbacher Stefan Berndt und seine Mitstreiter Kathrin Bronnenkant, Dominik Hana, Skylar Dormuth, Sandy Wiedorfer und Marcus Noe-Basiuk auf den Weg nach Chełm. Geladen hatten sie "alles Mögliche von A bis Z: Windeln, Hygieneprodukte, Lampen, Campingbedarf aus dem Baumarkt, Handy-Ladekabel, Isomatten, auch zwei Kinderwagen", erklärt Berndt. Auch er berichtet von zahlreichen Hilfskonvois, die man auf der Strecke entdeckt habe, ebenso von den vielen Bussen mit Flüchtlingen. "Auf dem Rückweg waren die ersten drei, vier Rasthöfe hinter Chełm voller ukrainischer Pkws." Und hinter Warschau habe es an manchen Tankstellen bereits kein Benzin mehr gegeben. Auch einige Militärfahrzeuge seien ihm aufgefallen, "aber das waren nicht viele", sagt Berndt.

Auch der Aglasterhausener Dennis Gögele und seine beiden Mitstreiter, Fahrlehrer Kurt Heger und Adrian Sascha aus Helmstadt, konnten einige Militärfahrzeuge auf ihrem Weg ins polnische Korfantów beobachten. "Die waren aber unbewaffnet", erinnert sich Gögele. Los ging es für die drei am Samstagmorgen gegen 8 Uhr. Zwölfeinhalb Stunden später kamen sie mit ihrem 40-Tonner, beladen mit diversen Lebensmitteln, Thermoskannen, Kerzen, Streichhölzern, (Damen-)Hygieneartikeln, Geschirr, Medikamenten, Schlafsäcken und Isomatten in Oberschlesien an. "Wir wurden von der Freiwilligen Feuerwehr schon vor dem Ortsschild erwartet, mit Blaulicht dann nach Korfantów eskortiert und herzlich empfangen", berichtet Gögele. Auch der stellvertretende Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, den Odenwäldern Dank auszusprechen.

Ort des Geschehens

Während sich die drei stärkten und im Hotel eincheckten, übernahmen die Feuerwehrleute das Ausladen der Ladung, die den ukrainischen Kriegsflüchtlingen in der Region zugutekommen wird. Am Sonntagmorgen machten sich Gögele, Heger und Sascha dann wieder zurück auf den Heimweg; um kurz vor 22 Uhr kamen sie in Helmstadt an. "Ich würde das sofort wieder machen, sofort wieder losfahren. Es muss schrecklich sein, was die Menschen durchgemacht haben, da ist es das Mindeste, zu helfen", sagt Dennis Gögele.

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