Tote Schafe in Kailbach

DNA-Analyse nach Wolfsverdacht zieht sich hin

Wochen kann es dauern, bis fest steht, was für ein Tier die Schafe aus Kailbach und in einem ähnlichen Fall aus Hüttenthal tötete

17.11.2017 UPDATE: 17.11.2017 16:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

Von Felix Hüll

Kailbach/Gelnhausen. War’s ein Wolf oder nicht? Die Antwort auf diese Frage wird wohl noch auf sich warten lassen. Bis zu drei, vier Wochen kann es dauern, bis geklärt ist, welche DNA-Spuren sich an den sieben Schafskadavern nachweisen lassen. Am Donnerstag waren die Tiere eines bayerischen Schäfers verendet und mit blutigen Bissspuren auf einer Weidewiese am Itterbach im hessischen Kailbach aufgefunden wurden.

Zu dem Untersuchungszeitraum äußerte sich am Freitag Karlheinz Kinzer. Zusammen mit Raina Kessler ist Kinzer der vom Land Hessen für den Odenwaldkreis zuständige Wolfsbeauftragte.

Kinzer hatte sich am Donnerstag vor Ort in Kailbach umgesehen und von jedem der toten Tiere eine Genprobe an der Bisswunde entnommen sowie Fotos der Kadaver aber auch möglicher Pfotenabdrücke in der feuchten Erde gemacht.

Die DNA-Proben wurden an das Senckenberg-Insitut nach Gelnhausen gesandt, das sie daraufhin untersuchen wird, ob sich das Vorkommen von Erbsubstanz eines Wolfes aus dessen Speichelrückständen in der Probe belegen lässt.

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Erst dann lasse sich die Aussage treffen, ob tatsächlich ein Wolf die Tiere der Schafhalter Klaus und Philipp Kobold derart zugerichtet hat oder ob es sich um ein anderes Tier, etwa einen Hund, gehandelt hat.

Kinzer erinnert daran, dass sich ein ähnlich gelagerter Fall gerade einmal vor einer Woche im Ortsteil Hüttenthal der Gemeinde Mossautal ereignete. Hier war Wolfsbeauftragte Raina Kessler vor Ort, fotografierte und entnahm Proben. Das zuständige Veterinäramt erhielt Tierkadaver; da nur die Amtstierärzte den toten Tieren das Fell abziehen dürfen. So lässt sich verlässlich feststellen, wie viele Bissspüren der Körper aufweist. Aus der Anzahl und Art der Verletzungen lassen sich dann Rückschlüsse auf den Angreifer ziehen. Das Beutegreifverhalten von Hunden und Wölfen unterscheidet sich.

Aber auch für diesen Fall in Hüttenthal liegt noch kein Untersuchungsergebnis vor. Auf Spekulationen möchten sich die eigens für diesen Landesauftrag geschulten ausgebildeten Forstwirte und Jäger Kinzer wie Kessler nicht einlassen.

Ob sich anhand der Auffindesituation, der Anzahl der Bissspuren an den toten Tieren und der Kenntnis der Jagdgewohnheiten von Wölfen Schlüsse zu den beiden Fällen ziehen lassen - dazu wollen sich die beiden regionalen Helfer für den Odenwaldkreis im Wolfsmanagement des Landes Hessen nicht äußern, bevor nicht Fachleute wie die Landeswolfsbeauftragte Susanne Jokisch die gesammelten Beobachtungen, Fotografien und die ausgewerteten Ergebnisse der Laboruntersuchungen beurteilt haben. Bislang war Susanne Jokisch für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Schon etwas länger zurück liegt ein Fall im hessischen Kreis Bergstraße in direkter Nachbarschaft des Odenwaldkreises, dessen abschließendes Ergebnis inzwischen allerdings feststeht: im Ortsteil Hammelbach der Gemeinde Grasellenbach hatte nachweislich ein Hund den Tod der Tiere herbeigeführt. Die Vermutung auf einen Wolfsriss konnten die Untersuchungen hier eindeutig widerlegen.

"Bis jetzt hatten wir hier noch keinen genetischen Beweis für einen Wolf", berichtet auch Wolfsbeauftragte Raina Kessler in Erbach. Von den drei Vorkommnissen in den letzten drei Jahren in ihrem Zuständigkeitsgebiet Odenwaldkreis hätten sich alle getöteten Tiere als Taten von Hunden herausgestellt.

Eindeutig als Wolfsriss belegt ist hingegen der Fall in Widdern-Unterkessach im baden-württembergischen Landkreis Heilbronn vom 7. Oktober.

Auch hier waren die Proben nach Hessen ins Senckenberg-Institut gebracht worden, das für diesen Riss von drei Schafen DNA-Spuren eines Wolfes bestätigte. Es handelt sich damit um den ersten belegten Beutezugriff eines Wolfes in Württemberg seit 100 Jahren.

Unterkessach ist von Kailbach etwa 47 Kilometer entfernt; ein Wolf kann pro Tag 50 bis 70 Kilometer zurücklegen.

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